Kann das gesund sein, innerhalb von etwas mehr als einer Woche an drei Beerdigungen teilzunehmen? Meiner Meinung nach nicht.
Dennoch erwies Vater am Dienstag einem Bekannten die letzte Ehre.
Dreimal zuzuschauen, wie ein Körper – wenn auch in einem Sarg – ins Erdreich abgesenkt wird … ob das nicht dauerhaft etwas mit einem macht?
Äußerlich bilde ich mir ein, die Spuren dieses Fiaskos geringfügig in seinem Gesicht ausmachen zu können. Innerlich muss das doch einen durchschütteln.
Vater - ist Ultra auf viele Arten und speziell auf seine Weise. Dennoch braucht er jetzt ein ruhiges Wochenende, damit er abschaltet und auch mal das, was an Tod – und anderem – auf ihn eingeprasselt ist, ein wenig verdauen kann.
Mir bekommt es ja schon nicht, nur vom Tod zu hören.
Möglicherweise sollte ich um mein Bett herum eine Leine spannen. Glöckchen daran befestigen. Wenn dann der Tod auf leisen Sohlen an mein Bett schleicht und er mich – vor meiner Zeit - holen möchte, klingelt es um mich herum, und ich rufe ihm zu: „Jetzt noch nicht, Gevatter, verpiss dich!"
Übrigens, wenn man so einem Waschbären ins Gesicht schaut, trägt der ja auch irgendwie eine Art Totenmaske.
Ich bin sicher, wenn der Tod sich ein Haustier hält, dann ist es ein Waschbär.
Das Thema Waschbär greife ich gleich nochmals auf.
Nach all diesen Gedanken war das Training mit meiner jüngsten Gruppe eine willkommene Abwechslung. Es lief sehr gut, nicht zuletzt dank der netten Eltern, die nicht nur beim Abbau halfen, sondern auch Kinder aus mehreren Abteilungen (die, die nach mir Training hatten) auf dem Mattenwagen in den Geräteraum fuhren. Das ist Verein wie ich ihn leben möchte, wie er sein sollte!
Gerade lese ich von „Thomas Brussig" – „Die Verwandelten" . Ein sehr moderne „Kafka"-Interpretation von „Die Verwandlung"
Es geht um zwei Jugendliche, die auf einer Website ein Ritual finden, um sich in Waschbären zu verwandeln. Leider ohne an das „Rezept" für die Rückverwandlung zu denken. Nun müssen die beiden mit ihrem Leben als Waschbären zurechtkommen und Familie, Freunde und Co. damit, dass die Jugendlichen Waschbären sind.
Bisher ist die Geschichte sehr lustig, warmherzig und stimmt auch nachdenkliche Töne an. Ich bin mir jetzt – gerade auf Seite 95 – trotz allem Humor nicht sicher, ob sie gut ausgeht. Dem „Brussig" traue ich zu, dass er die Jugendlichen in ihrer Verwandlung als Waschbär eiskalt überfahren werden.
Am Samstag geht's für mich zu einem „Tag der Vereine". An diesem Tag stellen sich Vereine aus der Region an einer Schule vor.
Aus unserem Verein scheine ich bisher der Einzige zu sein, der seine Abteilung dort präsentiert. Was mich dort erwartet? Keine Ahnung! Weil mir die Geschäftsführerin vergessen hat, die nötigen Unterlagen zukommen zu lassen. Nun ist sie in einer Familienkur.
Ich habe erstmal die Ortsgemeinde aus dem Nachbarort angeschrieben, damit sie mich ausreichend informieren.
Mal sehen, wer bereit ist, mich von meinen Trainingsteilnehmern zu unterstützen. Da wir vor zwei Wochen ja erst den großen Sporttag hatten, setze ich auf komplette Freiwilligkeit.
Mama wuselt noch in der Küche. Bruder ist ? Vater ist unterwegs mit einer Bekannten, um bei Mamas verstorbener Cousine den Stromzähler abzulesen. Und ich muss den Mief aus meinem Zimmer lüften.