Am Abend bekam ich eine Lektion in Sachen Chatten erteilt – die ich wohl auch nötig hatte.
„Sei nicht zu offen" – was nicht heißt, dass ich mit persönlichen Daten außerhalb des Blogs um mich werfe. Ganz sicher sogar nicht.

Doch nach langer Zeit wurde mir mal wieder klar: Ich schreibe mit diesen Menschen teilweise seit Jahren und weiß doch gar nicht, wer sich da hinter lieben Worten, lustigen Anekdoten und Forumsbeiträgen verbirgt.
Die dazu mit Informationen über sich selbst ja noch Milliarden mal karger sind als ich selbst.

Möglicherweise gilt ja für Chats der alte Heimlich & Co-Spruch:
„Nachts sind alle Katzen grau und keiner wird aus keinem schlau." Scheint mir ausgesprochen passend.

Nein, ich bin auch nicht scharf auf ein Treffen.
Wieso nicht? Ich halte mich da an dasselbe Prinzip wie bei Prominenten, die ich mag – die ikonische Weisheit: Triff nicht deine Helden (oder in diesem Fall eben andere User), man kann eigentlich nur enttäuscht werden. Sicher gibt's auch hier wie überall die wunderbaren Ausnahmen.

Eine leichte Enttäuschung musste ich im Chatraum hinnehmen.
Ob zurecht, lasse ich mal offen.

Ich stellte – in meinen Augen – eine harmlose Frage: wie eine Buchfigur möglicherweise aussehen könnte. Welche Haarfarbe sie wohl hat?
Ich weiß nicht, wie es euch beim Lesen geht, aber bei mir tauchen automatisch Vorstellungen von Aussehen und Charakter auf, wenn ich Figuren oder Geschichten mag. Dabei meine ich das ganz sicher in 99,9 % der Fälle nicht sexuell.
Okay, gut: 96,6 %.

Ich wurde anfangs nach einem Einfall zu jener Figur sogar gefragt, fühlte mich – zugegeben – etwas gebauchpinselt.
Doch habe ich erst einmal ein Bild zu einer Person, fällt mir alles andere wesentlich leichter. Ist nun mal so.

Normalerweise bekomme ich zur Verabschiedung meist ein Drückerchen und ein Nachti – vor allem, wenn nicht viele Mit-User im Raum sind.
Nachdem ich jedoch die Haarfarbe-Frage stellte, öffnete man praktisch einen Gulli und ließ mich von mehreren Seiten aus dem Nichts wie eine Zeichentrickfigur hineinfallen.
Mal sehen, ob ich auf der anderen Seite wieder herausgekrochen komme.

1.Verabschiedungen liefen schneller, als ein 100-Meter-Sprinter Weltrekord laufen kann.

2.Von anderen Seiten kam's eher steinhart präsentiert: „Okay, dann bist du eben weg." – Stehengelassen wie ein nasser Dackel.

Einen flüchtigen Augenblick – wirklich nur einen Moment, denn so viel Achtung vor mir selbst habe ich dann doch – kam ich mir wie ein schmieriger Schwindler vor. Zumindest nehme ich an, dass man sich so fühlt?

Na ja, wie auch immer: Ich werde auf diesem Stamm-Chat-Portal eine kleine Pause einlegen.
Wer dachte oder aufjauchzte, mich los zu sein, der irrt, und zwar gewaltig.
Ich geh nur eine kleine Weile neue Eindrücke sammeln.

Ich werde dann wiederkommen als mein „wie-zuvor-Neu-Chat-Ich".

Zur Wahrheit gehört auch, dass ich mich in dem Chat etwas mehr als ein Jahr lang ausgetobt habe. Natürlich mit nichts Bösartigem oder Beleidigendem – doch vielleicht etwas aufgedrehter, als man es zuvor von mir gewohnt war.
Was zweifelsfrei nicht jedem gefallen hat. Aber damit muss man leben. Mir gefällt ja auch manches nicht, und ich komm trotzdem klar.

Ja, ganz blind – wie es viele gerne hätten – laufe ich weder durchs Leben noch durch ein Chatportal.

Wie sang doch schon Elvis leicht schmunzelnd: „Muss i denn, muss i denn (für eine kleine Weil) zum Chattele hinaus…"

Und nein – ich hege keinen Groll, dafür habe ich meine lieben Mit-Chatter dort viel zu gern. Das war nur ein Auslöser für mehrere, dass ich mal mich und andere mehr unter die Lupe nehme wie bisher.
Doch ich werde sicher nicht mehr der sein aus den letzten 14 Monaten.

:nick: :abklatsch1: :kuss: :nachti:


Passt gut auf euch auf und seid nett zueinander, wer immer ihr auch seid!?