Zeit: 17 Uhr 22
Ort: Adenauerring, Worms

Auch ich habe in meiner Jugend – sicher, ganz sicher sogar – mal Müll entsorgt, wo er nicht hingehörte. Sprich: als „dummer Teenager" eine Getränkedose in irgendeinen Busch gekickt oder auf einer Bank einfach etwas stehen lassen. Geschämt habe ich mich später dann allerdings doch dafür und zusätzlich drückte mich das schlechte Gewissen. Was – auch wenn ich es nicht häufig tat – die schlimmste Strafe ohnehin war.

Das hat sich übrigens bis heute nicht verändert. Tue ich etwas Falsches oder sehe im Nachhinein ein, dass es falsch war, drückt mich mein Gewissen.

Doch was sich hier gerade – am Adenauerring – abgespielt hat, wäre mir damals so dann doch nicht eingefallen.

Acht Jugendliche – zwischen 15 und 18 Jahre alt – reißen Wassereis aus ihren Plastikverpackungen und werfen haufenweise diese auf den Boden. Teilweise sogar noch mit Eisresten darin.

„Bäh, schmeckt nicht!" – hört man gleich mehrfach rufen.
Zack, wird das nächste Wassereis aufgerissen, diesmal mit anderer Geschmacksrichtung.
Getränkedosen werden am Verschluss geöffnet, sodass sie lautstark beim Aufploppen zischen. Bier, Fanta, Cola- und Energydrink-Dosen landen mit Wucht auf dem Boden. Der befleckte Steinboden ist stummer Zeuge dieser Rücksichtslosigkeit.

Höhnisches Gelächter. Hin und wieder ein gezieltes „Fick dich!".

Die jungen Frauen und Männer springen wild auf den Dosen herum, bis sie platt sind. – Ein Tanz der Müllteufel.

Ältere Herren und Damen nehmen sich die Jugendlichen in kurzen Abständen zur Brust. Einzeln würden sicher – zumindest einige – in sich zusammensacken. Doch als Kollektiv geben sie sich natürlich stark. Grinsen frech, fast ein wenig dümmlich.
Wenn sie sich reumütig und lammfromm geben, dann wohl nur, um den Belehrungen zu entkommen. Sobald die Mahner für Sauberkeit und Ordnung weitergezogen sind, gehen die Müll-Randale ungebremst weiter.

Würde ich eine Chance sehen, die Gruppe mit Worten zu erreichen, würde ich es auch mal versuchen. Doch das sehe ich in diesem überdrehten Zustand der Jugendlichen gerade so gar nicht. Auf diesem aufgeputschten Level hat man keine Chance, sie vernünftig zu erreichen.

Einer der Jugendlichen ruft: „Polizei, Polizei!"

Alle Randalierer nehmen ihre Beine – leider jedoch nicht den Müll – in die Hand und sprinten im Weltrekordtempo aus der Parkanlage.
Die Mitarbeiter des Ordnungsamts laufen durch den „Adenauerring". Bleiben kurz vor dem künstlich geschaffenen Müllplatz stehen, schütteln ungläubig die Köpfe und setzen ihren Kontrollgang fort.

Vereinzelt vernehme ich noch aus der Ferne das Lachen der Müllteufel.

Eine Taube und einige andere Vögel waten und picken sich durch Wassereis-Reste, Getränkedosen und massenhaft Plastikmüll.


Ich habe keine Lust mehr hinzuschauen. Hab genug Müll für heute gesehen.
Gehe nach Hause.




Passt gut auf euch auf und lasst keinen Müll liegen, wer immer ihr auch seid!?