Das Rennen
In der Nähe des Asteroidenfeldes, wo das tiefe Schwarz des Weltraums nur von gelegentlichen Blitzen kosmischen Staubs durchbrochen wurde, erfassten unsere Ortung plötzlich eine große, silbrige Struktur. „Josie, was hast du da?", fragte Jane neugierig, als ein massiver Umriss auf dem Panoramaschirm erschien. „Eine Weltraumstation, Jane." Josies Finger flogen über die Kontrollen, während sie die Anzeigen studierte, ihr Gesicht vor Konzentration angespannt. „Sollen wir uns die Station mal aus der Nähe anschauen?" Josies Stimme klang begeistert, fast als hätte sie ein seltenes Juwel entdeckt. Sie wusste, dass jede unbekannte Station sowohl eine Schatzkiste als auch eine Büchse der Pandora sein konnte. Jane verdrehte die Augen und seufzte schwer. „Immer, wenn wir uns etwas ansehen oder auf einem Planeten landen, stecken wir bis zum Hals in Schwierigkeiten." Ihre Stimme triefte vor Ironie, während sie sich mit verschränkten Armen zurücklehnte, als wolle sie den drohenden Ärger schon jetzt von sich fernhalten. Alita, unsere Kriegerin, grinste breit. „Und doch haben wir es jedes Mal geschafft, uns wieder aus dem Schlamassel herauszuwinden, oder?" Ihre Augen funkelten vergnügt, als ob die Herausforderungen, die vor uns lagen, kaum der Rede wert wären. Jane konnte nicht anders, als leicht zu lächeln. Alitas ansteckende Zuversicht hatte schon so manches Mal die Stimmung an Bord gehoben. „Na gut, wenn wir schon wieder in den Schlamassel rennen, dann lass uns wenigstens wissen, was uns erwartet", sagte sie und lehnte sich vor, bereit für das Unvermeidliche. Langsam und vorsichtig manövrierte unser Schiff auf die riesige, rotierende Struktur zu. Die Station schwebte vor uns, ein monumentales Bauwerk aus glänzendem Metall und seltsam pulsierendem Licht. Sie wirkte verlassen und doch... lebendig. Etwas an ihr rief uns – wie ein leises Flüstern in der Dunkelheit, das uns näher zog. Das Unbekannte lag vor uns, dicht umhüllt von der Stille des Weltraums, und in uns allen regte sich eine Mischung aus Neugier und einer leichten, aber süßen Furcht.
Die Spannung an Bord der Hydra war förmlich greifbar, als eine plötzliche Nachricht von der rätselhaften Raumstation hereinkam. Josie, die mit den Kommunikationssystemen beschäftigt war, spürte den plötzlichen Impuls auf den Anzeigen und meldete sofort: „Jane, es kommt eine Nachricht rein." Jane, war bekannt für ihre rasche Entscheidungsfreude. Ohne zu zögern, nickte sie in Josies Richtung. „Lass uns hören, was sie zu sagen haben." Eine tiefe, rauchige Stimme erklang aus den Lautsprechern. „Hier spricht Drago. Ich bin der Veranstalter für das große Rennen, das in fünf Tagen stattfindet. Wollt ihr auch teilnehmen?" Die Nachricht wirkte wie ein elektrischer Schlag durch die Kommandozentrale. Alle Augen richteten sich gespannt auf Jane, deren Stirn sich in Nachdenklichkeit legte. Doch bevor sie antworten konnte, sprang Sina, die geschickte und mutige Pilotin der Hydra, förmlich aus ihrem Sitz. „Sag ja! Wir nehmen teil!" Ihr Enthusiasmus war ansteckend, und die Idee eines Rennens brachte ein aufgeregtes Flimmern in die Luft. Doch Jane war immer vorsichtig, besonders wenn Fremde ein zu gutes Angebot machten. Mit bedachter Stimme antwortete sie Drago: „Wir werden auf deine Station kommen, und wollen die Regeln erfahren." Iris, schaltete sich ein: „Ein Rennen im All, bei dem starke Triebwerke den Unterschied machen könnten… Das könnte uns vielleicht brisante Information über Triebwerkstechnologie geben." Die Hydra verlangsamte ihre Geschwindigkeit und hielt schließlich fünf Kilometer vor der Station an, wo bereits andere Raumschiffe, unterschiedlichster Bauart und Herkunft, versammelt waren. Es war eine beeindruckende, aber auch bedrohliche Kulisse. Jane, Alita, Lunaria – die Androidin – und Sina, ihre unerschrockene Pilotin, bereiteten sich auf den Besuch vor. Sie verließen die Hydra mit einem Shuttle und steuerten direkt auf die Station zu. Kaum hatten sie die Station betreten, spürten sie die Blicke der anderen auf sich. Die Atmosphäre war angespannt, und es dauerte nicht lange, bis sie den ersten Widerstand spürten. Zwei groß gewachsene Raumfahrer versperrten ihnen den Weg. Einer von ihnen ließ ein herablassendes Grinsen aufblitzen, während er spöttisch rief: „Schaut mal, vier Püppchen, die glauben wohl, sie könnten hier mit den Großen spielen?" Jane biss die Zähne zusammen. Sie war nicht leicht aus der Ruhe zu bringen, aber der überhebliche Ton der Raumfahrer ließ ihre Wut aufkochen. Bevor sie jedoch reagieren konnte, beugte sich Lunaria zu ihr hinüber und flüsterte mit einem gefährlichen Funkeln in den Augen: „Ich könnte den beiden mal die Nase verbiegen, dann sehen sie, was so ein ‚Püppchen' draufhat." Jane atmete tief durch und schüttelte leicht den Kopf. „Lass sie, Lunaria. Das Rennen wird ihnen mehr als genug zeigen." Ohne weitere Konfrontation schoben sich die vier Frauen an den Raumfahrern vorbei und betraten Dragos Büro. Drago, ein Mann mit narbenübersätem Gesicht und durchdringenden Augen, empfing sie mit einem selbstzufriedenen Lächeln. „Ich sehe, ihr habt Mut. Aber das Rennen ist kein Zuckerschlecken. Es findet im gefährlichen Asteroidenfeld statt. Die Teilnehmer brauchen nicht nur Schnelligkeit, sondern auch Geschick und die Fähigkeit, unter Druck klar zu denken. Und euer kleines Raumschiff muss den Regeln entsprechen." Jane hörte aufmerksam zu und nickte schließlich entschlossen. „Wir nehmen teil. Unsere Pilotin wird Sina sein." Sina strahlte vor Begeisterung, ihre Augen funkelten vor Vorfreude auf die Herausforderung. Ein Rennen durch ein Asteroidenfeld war keine kleine Aufgabe, sondern ein lebensgefährlicher Test, der nicht nur technisches Können, sondern auch Nerven aus Stahl erforderte. Die Vorbereitungen begannen sofort, angeführt von Sina, die bereits Pläne schmiedete, ein Raumjäger der Hydra die Vorgaben anzugleichen. Das Rennen, so wussten sie, war mehr als nur ein sportlicher Wettkampf. Es war ein Kampf um Stolz, ung Ehre.
„In drei Tagen haben wir das freie Training", erklärte Sina mit fester Stimme, während sie ihre Hände in die Hüften stemmte und den Jäger kritisch musterte. „Wir müssen die Leistung der Triebwerke drastisch erhöhen und das Gewicht auf ein Minimum reduzieren. Alles, was wir im Raumjäger nicht unbedingt brauchen, fliegt raus. Und jedes Watt Energie, das wir irgendwo abzweigen können, muss direkt in die Triebwerke." Iris, stets analytisch und präzise, stand mit einem Datenpad in der Hand daneben und analysierte die aktuellen Leistungswerte. „Hmm, ich denke, dass wir die Leistung der Triebwerke um etwa 25 % erhöhen können, wenn wir die Energieverteilung optimieren und das Gewicht drastisch reduzieren." Ihre Stimme klang nachdenklich, aber auch optimistisch, während sie verschiedene Simulationen durchführte. „25 %..." Sina ließ die Zahl auf sich wirken und nickte dann entschlossen. „Dann lasst uns anfangen. Die Zeit ist knapp, und wir haben keinen Raum für Fehler." Die folgenden Tage wurden zu einem Marathon aus harter Arbeit und Präzision. Jede Schraube, jede Platine und jedes Bauteil wurden geprüft, angepasst und optimiert. Der Raumjäger, einst ein stolzer und gut bewaffneter Vogel des Weltraums, wurde systematisch entkernt. Lunaria arbeitete unermüdlich durch die Nächte hindurch, ihre Hände und Werkzeuge wie ein blitzschnelles Geflecht von Bewegungen und Funken. „Wir müssen den Jäger so leicht wie möglich machen", murmelte Sina vor sich hin, während sie ein weiteres Panel entfernte und auf den Boden warf. „Keine Bewaffnung, keine überflüssigen Systeme – nur Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit zählen." In der Zwischenzeit baute Iris eine modifizierte Energieumleitung, die sämtliche überschüssige Energie in die Triebwerke speisen würde. „Wenn wir diese Konfiguration nutzen, könnten wir sogar kurzzeitig eine Überlastung riskieren, um noch mehr Schub herauszuholen", sagte sie, ohne den Blick von den komplexen Schaltkreisen zu nehmen, die sie präzise zusammenfügte. Am nächsten Morgen beschlossen Jane und Alita, einen Blick auf den Fortschritt zu werfen. Als sie den Hangar betraten, wurden sie von einem Anblick begrüßt, der Jane den Atem stocken ließ. Der Raumjäger, der einst so majestätisch und kampfbereit war, sah nun fast wie ein Wrack aus. Überall lagen entfernte Teile – Bewaffnung, Sensoren, sogar Teile der äußeren Hülle, die als unnötig befunden worden waren. „Was zur Hölle…?" Janes Stimme war eine Mischung aus Überraschung und Besorgnis. „Wenn das Rennen vorbei ist, wird der Jäger wieder im Originalzustand zusammengebaut, und wehe, eine Schraube fehlt!" Ihre Worte waren streng, aber sie konnte den Respekt vor dem Engagement und der Vision ihrer Crew nicht verbergen. Sina wischte sich den Schweiß von der Stirn und trat einen Schritt zurück, um ihr Werk zu betrachten. „Keine Sorge, Jane. Sobald das Rennen vorbei ist, bauen wir ihn wieder zusammen. Aber so, wie er jetzt ist, wird er jedes Schiff da draußen abhängen. Dieser Jäger ist bereit, alles zu geben, was er hat." Die Crew stand für einen Moment still und betrachtete den Raumjäger. Jeder wusste, dass das Rennen gefährlich sein würde, aber sie hatten Vertrauen in Sina und ihre Fähigkeiten und den Jäger, der bereit war, sich in den Wettbewerb zu stürzen und seine volle Kraft zu entfesseln. Die letzten Handgriffe wurden getätigt, und das freie Training rückte näher.
Die Spannung erreichte ihren Höhepunkt, als wir von Drago eine der begehrten Boxen zugewiesen bekamen. Diese Box würde uns während des Rennens ermöglichen, in ständigem Kontakt mit Sina zu bleiben, die auf der gefährlichen Strecke um den Sieg kämpfen würde. Jede winzige Veränderung in den Triebwerksdaten konnte hier überwacht werden, jede Abweichung in den Leistungsparametern sofort erkannt. Es war die Nabelschnur zwischen unserer Crew und Sina, die sich auf den gnadenlosen Kurs wagte. Bevor es jedoch soweit war, musste der Raumjäger eine gründliche technische Abnahme überstehen. Techniker in auffälligen Overalls inspizierten den Jäger bis ins kleinste Detail, prüften die Struktur, die Triebwerke und jede Schraube, um sicherzustellen, dass alles den strengen Regeln entsprach. Wir beobachteten angespannt, wie sie mit Messgeräten und Scannern über die metallische Oberfläche des Jägers fuhren. Jeder Fehler hätte das Aus für uns bedeutet. Doch als der Haupttechniker schließlich nickte und das Protokoll ohne Beanstandungen unterzeichnete, ging ein kollektives Aufatmen durch die Crew. Der Jäger war renn bereit. Die Stunde der Vorbereitung verstrich quälend langsam, während das Team die letzten Checks durchführte. Die Nervosität war spürbar, als der Countdown zum freien Training begann. Die anderen 17 Teilnehmer hatten den Vorteil, dass sie die Strecke bereits kannten, jede tückische Kurve und jede gefährliche Passage, die die Asteroidenfelder zu einem tödlichen Labyrinth machten. Sina hingegen musste sich die Strecke erst erarbeiten, was einen erheblichen Nachteil bedeutete. Als das Signal zum Start des Trainings ertönte, stieg der Raum-Jäger in die Leere des Alls. In den ersten fünf Runden flog Sina vorsichtig, ihre Augen fest auf die Bildschirme gerichtet, die das Cockpit umgaben. Jede Kurve, jede Engstelle und jede potenzielle Falle der Strecke brannte sich in ihr Gedächtnis ein. Vier enge Kurven stellten die größten Herausforderungen dar – sie erforderten höchste Präzision, und ein Fehler könnte den Jäger in eine tödliche Kollision mit dem Asteroiden bringen. Dann, als sie das Layout der Strecke verinnerlicht hatte, begann Sina, den Jäger härter zu fordern. Ihre Finger glitten über die Steuerung, und die Triebwerke heulten auf, als sie mehr Schub gab, um einige gute Rundenzeiten zu erzielen. Die Crew in der Box beobachtete gebannt die Anzeigen. Doch die harte Realität schlug erbarmungslos zu – obwohl der Jäger in den Kurven hervorragend manövrierte, fehlte ihm auf den Geraden der nötige Schub. Während die anderen Teilnehmer mit ihren getunten Triebwerken auf den langen Geraden davonzogen, konnte Sina nur zusehen, wie sie Meter um Meter verlor. Ihre Stirn legte sich in Falten, und bald begann sie lautstark zu fluchen, frustriert von der fehlenden Geschwindigkeit, die ihren Kampfgeist zu brechen drohte. Die restliche Crew, die in der Box das Geschehen verfolgte, spürte Sinas Enttäuschung tief in ihren eigenen Knochen. Die Hoffnung, die so hoch gesteckt war, schien zu verlangsamen, als der Raumjäger schließlich das Training beendete, landete Sina den Jäger an ihrer zugewiesenen Box, und als sie die Cockpithaube öffnete, konnte man die Enttäuschung in ihren Augen lesen. Sie schwang sich aus dem Sitz, trat auf den metallischen Boden und schüttelte den Kopf. „Wir haben ein ernstes Problem", sagte sie, die Stimme vor Frustration angespannt. Doch statt sich der Niederlage zu beugen, glomm in den Gesichtern der Crew ein neuer Funke des Ehrgeizes. Sie hatten nicht vor, sich von den Schwierigkeiten unterkriegen zu lassen. Iris und Lunaria begannen sofort, die Telemetriedaten zu analysieren, um die Leistung des Jägers noch steigern könnten. Sie waren sich einig: Dieses Problem würde sie lösen, und wenn es die letzte Sache war, die sie taten. Es war klar, dass die Herausforderung gerade erst begonnen hatte – und sie würden nicht kampflos aufgeben. Die Stunde der Wahrheit rückte näher, um das Unmögliche möglich zu machen.
Das Gespräch mit Iris und Lunaria war intensiv, fast greifbar, als sie die letzten Optionen für ihren bevorstehenden Flug durchgingen. Sina war keine Anfängerin, sie wusste, dass jede Entscheidung das Rennen entscheiden konnte. Ihr Herz pochte, während Iris die Daten auf dem Bildschirm durchging und schließlich sagte: „Wenn wir alles auf eine Karte setzen, könnten wir noch 7 % mehr Schub aus dem Triebwerk herausholen." Ihre Stimme war ruhig, aber ernst. ,,Aber ich kann nicht garantieren, dass das Triebwerk das Rennen durchhält. Sollte es versagen... na ja, es könnte das Ende bedeuten. Aber mit dem zusätzlichen Schub hättest du die Chance, es in das hintere Mittelfeld zu schaffen." Sina warf einen Blick auf ihr Jäger. Das Schiff war ihr Stolz, ihre harte Arbeit und ihr Versprechen an sich selbst, niemals aufzugeben. Doch die Entscheidung lastete schwer auf ihren Schultern. Jane, die ebenfalls dabei war, beobachtete Sina aufmerksam. Ihre Stimme durchbrach die Stille: „Es liegt bei dir, Sina." Ein Moment des Zögerns, dann nickte Sina entschlossen. „Ja, wir machen das", sagte sie mit fester Stimme. Ihre Entschlossenheit war spürbar, fast ansteckend. Iris und Lunaria tauschten einen kurzen Blick, dann machten sie sich sofort an die Arbeit. Der Jäger musste bis zur Qualifikation am nächsten Tag in perfektem Zustand sein, und jede Sekunde zählte. Als der Abend hereinbrach, füllte sich die Kantine der Raumstation mit den unterschiedlichsten Gestalten – Piloten, Mechaniker, und Unterstützer aller Art, die sich auf den kommenden Wettkampf vorbereiteten. Sina saß an einem der Tische, ihre Gedanken immer noch bei der bevorstehenden Herausforderung. Doch sie konnte die Blicke der anderen Piloten spüren, die von Misstrauen bis hin zu offener Verachtung reichten. Einige lächelten sie mitleidig an, als ob sie bereits wüssten, dass sie keine Chance hatte. Plötzlich verstummte das Gemurmel im Raum, als sich eine kräftige Gestalt vor Sina aufbaute. Es war Boga, einer der gefürchtetsten Piloten im Rennen, bekannt für seine Rücksichtslosigkeit und seinen Erfolg. Ein hämisches Grinsen verzog seine Lippen, als er sich zu Sina hinunterbeugte und spöttisch sagte: „Mädchen, du solltest lieber nicht fliegen, sondern dich an den Herd stellen und uns etwas Schönes kochen." Sein Lachen, tief und dröhnend, hallte durch den Raum und zog die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich. Die Worte trafen Sina wie ein Schlag ins Gesicht. Ihr Magen verkrampfte sich, und sie fühlte das heiße Brennen der Wut in ihrem Inneren aufsteigen. Jede Faser ihres Körpers schrie danach, ihm seine Worte mit einem Schlag zu vergelten. Doch sie zwang sich zur Ruhe. Ihre Hände zitterten leicht, als sie sie zu Fäusten ballte, um sie zu kontrollieren. Stattdessen sah sie ihm direkt in die Augen, ihre eigene Entschlossenheit wie ein glühender Funke, der in der Dunkelheit leuchtete. „Ich werde dir beweisen, dass ich nicht nur kochen kann", sagte sie leise, aber ihre Stimme trug eine Schärfe, die ihn aus der Fassung brachte. Ihre Augen blitzten vor Entschlossenheit und ein Hauch von Verachtung, während sie sich wieder aufrichtete und den Raum durchquerte. Sie wusste, dass Worte allein nicht reichen würden. Aber morgen, in der Qualifikation, würde sie ihm und allen anderen zeigen, wozu sie fähig war. Die Nacht war jung, und der Kampf hatte gerade erst begonnen.
Der nächste Tag brach mit einer Anspannung an, die in der Luft der Raumstation förmlich zu knistern schien. Es war der Tag des Qualifyings, der Tag, an dem sich die Spreu vom Weizen trennen würde, und die Piloten um die begehrten Startplätze kämpften. Das Flüstern der Techniker und das Summen der Triebwerke bildeten den Soundtrack dieses entscheidenden Moments. Sie wusste, dass dieser Flug nicht nur über ihre Position im Rennen, sondern auch über ihren Ruf als Pilotin entscheiden würde. Als ihre Startnummer aufgerufen wurde, spürte sie das Adrenalin durch ihre Adern strömen. Sie setzte sich in das Cockpit ihres Jägers, das ihr nun vertrauter war als je zuvor. Die Anzeigen leuchteten auf, und die Instrumente summten, während sie das Triebwerk aktivierte. Ein letzter Blick auf die Kontrollanzeigen – alles war bereit. Sina schloss kurz die Augen, atmete tief ein und konzentrierte sich dann voll und ganz auf die bevorstehende Aufgabe. Die Einführungsrunde begann, und Sina spürte die gewaltige Kraft des modifizierten Triebwerks unter sich. Sie tastete sich langsam an die Grenzen heran, fühlte das Vibrieren des Rumpfes, als sie die Geschwindigkeit erhöhte. Ihr Blick war starr auf die Strecke gerichtet, während sie sich durch die ersten Kurven manövrierte. Jede Kurve, jede kleine Anpassung am Steuerknüppel, war entscheidend. Als sie die letzte Kurve ansteuerte, wusste Sina, dass dieser Moment über Erfolg oder Misserfolg entscheiden würde. Die Kurve war tückisch, berüchtigt für ihre Schärfe und die Nähe zu den umher treibenden Asteroiden. Doch sie ließ sich nicht beirren. Mit einem kontrollierten Manöver lenkte sie den Jäger perfekt durch die Kurve, die G-Kräfte drückten sie in den Sitz, und das Triebwerk heulte auf, als sie auf die Gerade schoss. Mit einem eleganten Schwung flog sie über Start und Ziel. Jetzt begann der wahre Test. Die Rundenzeit wurde gemessen, und jede Sekunde zählte. Sina gab alles, was das Triebwerk hergab, während sie durch die engen Passagen flog, die von den Asteroiden umgeben waren. Die Gesteinsbrocken waren unheimlich nah, doch Sina hielt ihre Linie mit atemberaubender Präzision. Es war riskant, fast selbstmörderisch, so nah an den Asteroiden vorbeizufliegen, aber genau das schien ihre Geschwindigkeit aufrechtzuerhalten. Die Zeit verstrich quälend langsam, während die Sekunden auf der Anzeigetafel tickten. Als sie die letzte Passage durchquerte, schoss der Jäger erneut über die Ziellinie. Die Anzeige blinkte auf – eine beeindruckende Rundenzeit! Sina wusste, dass sie eine gute Leistung abgeliefert hatte, doch als die Zeit endgültig auf dem Bildschirm erschien, war es klar: Der achte Startplatz war ihrer. Der Startplatz war weit besser, als viele erwartet hatten, und es war eine solide Ausgangsposition für das bevorstehende Rennen. Am Abend, als die Piloten und Techniker sich in der Lounge der Raumstation sammelten, spürte Sina, dass sich die Atmosphäre verändert hatte. Die mitleidigen Blicke, die sie noch am Vortag verfolgt hatten, waren verschwunden. Stattdessen sah sie Respekt in den Augen einiger ihrer Konkurrenten. Sie wussten, dass sie mit ihr rechnen mussten. Doch nicht alle waren beeindruckt. Boga, der selbstbewusste und oft arrogante Pilot, trat erneut an sie heran. Mit einem spöttischen Grinsen, das ihn nie zu verlassen schien, sagte er: „Na, hattest wohl eine Glücksrunde." Seine Worte waren abfällig, doch Sina spürte, dass dahinter ein Funken Unsicherheit lag. Sina ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie erwiderte seinen Blick mit einem selbstbewussten Lächeln. „Wir werden morgen sehen", sagte sie ruhig, aber mit einer Entschlossenheit, die keine Zweifel zuließ. Die Herausforderung war offiziell angenommen. Sie war bereit, sich zu beweisen – nicht nur gegen Boga, sondern gegen alle, die sie jemals unterschätzt hatten. Das Rennen würde zeigen, wer wirklich das Zeug zum Sieger hatte.
Der nächste Tag begann mit einer elektrisierenden Anspannung, die in den Gängen der Raumstation zu spüren war. Piloten und Mechaniker huschten geschäftig umher, überprüften Systeme, besprachen Strategien und bereiteten sich mental auf das bevorstehende Rennen vor. Sina saß ruhig in einer Ecke der Box, die Hände fest um eine Tasse Kaffee geschlossen. Doch innerlich spürte sie das Adrenalin bereits durch ihre Adern pumpen. Ihre Gedanken rasten, während sie jede Kurve der Strecke mental durchging, jede mögliche Taktik, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Jane trat zu ihr, die Stirn in Falten gelegt vor Sorge. „Sina", sagte sie, ihre Stimme sanft, aber eindringlich, „fliege vorsichtig und gehe nicht zu viel Risiko ein. Wir brauchen dich auf der Hydra. Ich möchte dich nicht von irgendeinem Asteroiden abspachteln müssen." Ein schwaches Lächeln spielte um ihre Lippen, doch ihre Augen verrieten, dass sie es ernst meinte. Sina sah zu Jane auf und nickte, aber ihre Gedanken waren schon beim Rennen. Eine Stunde später, als die kleinen Rennraumschiffe in einer straffen Formation auf ihren Startplätzen positioniert waren, klopfte ihr Herz laut in ihrer Brust. Die Piloten waren allein mit ihren Gedanken und der endlosen Weite des Weltraums. Der Countdown begann, und mit jedem Sekundenschlag wurde die Spannung unerträglicher. „10-9-8-7…" Doch die guten Ratschläge von Jane waren in Sinas Kopf wie weggeblasen. Für sie zählte jetzt nur noch das Rennen – und der Sieg. Alles andere war ausgeblendet, jede Faser ihres Seins konzentrierte sich auf den Start. „6-5-4-3-2-1… Start!" Mit einem reißenden Heulen erwachten die Triebwerke der Jäger zum Leben. Sina reagierte blitzschnell und schob den Schub-Regler ganz nach vorne. Ihr Jäger beschleunigte explosionsartig, und sie spürte die gewaltigen G-Kräfte, die an ihrem Körper zerrten, als sie in die erste Kurve ging. Vor ihr kämpften zwei Piloten um die Position, ihre Schiffe rasten Seite an Seite, gefährlich nah an einem großen Asteroiden. Ein plötzlicher Fehler eines der Piloten ließ die beiden kollidieren, ihre Schiffe schrammten aneinander, während sie die Kontrolle verloren. Sina erkannte die Gelegenheit und nutzte sie ohne zu zögern. Mit einem präzisen Manöver schlüpfte sie geschickt zwischen den beiden hindurch und zog an ihnen vorbei. Ihr Herz raste, als sie den fünften Platz einnahm, aber sie blieb fokussiert. Die Strecke vor ihr war eine gefährliche Mischung aus engen Passagen und offenen Geraden, die schnelle Anpassungen und Mut verlangten. Sina war sich dessen bewusst, als sie den Viertplatzierten ins Visier nahm. In den engen Passagen kam sie ihm immer näher, setzte ihn unter Druck, zwang ihn zu kleinen Fehlern. Doch auf den Geraden verlor sie immer noch etwas an Geschwindigkeit, trotz zusätzlichen Risiken ihres modifizierten Triebwerks. In der achten Runde öffnete sich eine unerwartete Möglichkeit. Der Viertplatzierte machte einen winzigen Fehler, eine leichte Verzögerung in einer scharfen Kurve, die Sina sofort ausnutzte. Sie schoss vorbei und sicherte sich den vierten Platz. Ihr Atem ging schneller, ihre Konzentration war ungebrochen, doch sie spürte, wie die Risiken zunahmen. Die Grenzen des Möglichen wurden ausgelotet, und sie wusste, dass sie an einem schmalen Grat balancierte. Währenddessen verfolgten die anderen Mädchen der Hydra das Rennen auf einem großen Monitor in der Box. Jane saß angespannt vor dem Bildschirm, ihre Augen fixiert auf die Bilder, die in rasender Geschwindigkeit vorüberzogen. Als sie sah, wie Sina immer mehr Risiken einging, bildeten sich Schweißperlen auf ihrer Stirn. Unbewusst suchte sie nach einem Spachtel, als ob sie bereits ahnte, dass sie ihn bald brauchen könnte. Runde um Runde kämpfte Sina sich weiter nach vorne. Die Strecke wurde zu einem Schlachtfeld, auf dem jeder Fehler den Ausschlag geben konnte. In der 22. Runde bot sich die Chance, auf die sie gewartet hatte. Der Drittplatzierte vor ihr, möglicherweise unter dem Druck ihrer ständigen Verfolgung, beging einen entscheidenden Fehler. Ein winziger Schwenk zu weit in einer Kurve, und Sina war da, bereit, ihm den Platz abzunehmen. Sie zog mit unglaublicher Präzision an ihm vorbei und belegte nun den dritten Platz. Das Rennen hatte sich zu einem erbitterten Duell entwickelt. Sina wusste, dass der Sieg zum Greifen nah war, aber sie musste alles riskieren, um ihn zu erreichen. Plötzlich schien das Glück auf ihrer Seite zu sein. Der Zweitplatzierte, ein erfahrener Pilot, der bekannt war für seine kühnen Manöver, versuchte eine Abkürzung zu nehmen – ein riskantes Manöver, das entweder aus Verzweiflung oder aus einer taktischen Überlegung heraus geschah. Doch das Glück verließ ihn, als er prompt disqualifiziert wurde. Damit rückte Sina auf den zweiten Platz vor. Jetzt gab es nur noch einen Gegner vor ihr: Boga. Die Anspannung im Cockpit war fast greifbar, und jede Bewegung, jedes Manöver schien in einem surrealen Tempo abzulaufen. Boga war ein harter Gegner, und Sina wusste, dass sie alles geben musste, um ihn zu schlagen. Die letzten Runden brachen an, und Sina spürte, wie die Müdigkeit und Anspannung langsam zunahmen. Doch der Gedanke an den Sieg, an den Triumph für die Hydra, trieb sie weiter an. Sie spürte, wie die gesamte Mannschaft hinter ihr stand, wie sie ihren Atem anhielt, während sie sich darauf vorbereitete, Boga zu überholen. Die Entscheidung nahte, und Sina war bereit, jedes Risiko einzugehen, um den Sieg zu holen. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, als sie Boga in ihrem Visier hatte. Die finale Schlacht hatte begonnen, und Sina wusste, dass es jetzt kein Zurück mehr gab.
Boga war konzentriert, seine Augen starrten auf die Ortung in seinem Cockpit. Plötzlich bemerkte er, dass Sina immer näher kam. Seine Augen weiteten sich, und ein Fluch entkam seinen Lippen. (Verflucht, ist die Olle gut), dachte er bei sich und spürte, wie sich sein Griff um den Steuerknüppel verhärtete. Er wusste, dass sie eine gefährliche Gegnerin war, aber er hätte nie erwartet, dass sie so nah an ihn herankommen würde, gerade jetzt, wo das Rennen in die letzte Runde ging. Sina hingegen war voll konzentriert. Ihr Puls hämmerte in ihren Ohren, während sie ihren Jäger mit präzisen Bewegungen steuerte. Der Schweiß lief ihr in kleinen Rinnsalen über die Stirn, doch sie ignorierte es. Vor ihr tauchte der große Asteroid auf, der bereits vielen Piloten zum Verhängnis geworden war. Sie wusste, dass dies ihre letzte Chance war, Boga zu überholen. Ihr Plan war gewagt, beinahe selbstmörderisch, aber sie hatte sich entschlossen, das Risiko einzugehen. Nur so konnte sie einen Vorsprung herausarbeiten. Die zweite enge Passage lag vor ihr, und Sina wusste genau, was sie zu tun hatte. In der rechten Kurve musste sie ihren Jäger so tief herunterdrücken, dass sie durch die schmale Schlucht des Asteroiden hindurchfliegen konnte – ein Manöver, das bisher keiner der anderen Piloten gewagt hatte. Es war ein gefährliches Unterfangen, das den Unterschied zwischen Sieg und Tod bedeuten konnte. Doch für Sina zählte nur der Sieg. Boga führte weiterhin das Rennen an, aber er spürte Sinas Präsenz dicht hinter sich. Sie klebte förmlich an seinem Heck, ließ ihm keinen Raum zum Atmen. Während sie sich der Passage näherten, warf er einen Blick auf die Ortung und erkannte, dass sie direkt auf die Schlucht zuhielt. (Eins muss man der Kleinen lassen), dachte er grimmig, (Mut hat sie ja). Ein Hauch von Respekt mischte sich in seine Gedanken, doch er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Sina atmete tief ein, ihre Finger zitterten leicht am Steuer, als sie den Jäger in die enge Schlucht hineinsteuerte. Der Asteroid erhob sich wie eine drohende Wand aus schwarzem Fels vor ihr, doch sie ließ sich nicht einschüchtern. Mit einer präzisen Bewegung drückte sie das Schiff so tief, dass die Felsen bedrohlich nahe an der Unterseite des Rumpfes vorbeizogen. Einen Moment lang schien es, als ob das gesamte Universum den Atem anhielt. Und dann geschah es – durch ihr waghalsiges Manöver schoss Sina an Boga vorbei. Sie spürte das Rucken des Schiffes, als es die Engstelle verließ und wieder in den offenen Raum schoss. Die Besatzung der Hydra in der Box brach in Jubel aus, als sie auf den Monitoren sahen, wie Sina die Führung übernahm. Selbst Jane, die vor Sorge um Sina schweißgebadet war, konnte sich ein erleichtertes Lächeln nicht verkneifen. Sina war nun die Führende. Nur noch zwei Kurven und eine kurze Gerade trennten sie vom Sieg – ein Sieg, der sie zur ersten Frau machen würde, die dieses legendäre Rennen gewann. Ihr Herz schlug schnell, aber sie blieb fokussiert. In Gedanken sah sie bereits das Ziel vor sich, das greifbar nahe war. Doch ein Blick auf die Ortung verriet ihr, dass etwas nicht stimmte. Bogas Raumschiff, das eben noch knapp hinter ihn war, begann plötzlich zu trudeln. Die Anzeigen auf ihrer Ortung flackerten, und in diesem Moment wurde ihr klar, dass etwas schiefgelaufen war. Bogas Raumschiff hatte einen totalen Triebwerksausfall. „Verdammt", fluchte Sina leise. Sie konnte nicht einfach weitermachen, als ob nichts geschehen wäre. In ihrem Kopf spielte sich in Sekundenbruchteilen ein Szenario ab, das sie nicht ignorieren konnte. In drei Minuten würde Boga mit Sicherheit an einem der riesigen Asteroiden zerschellen, wenn sie nichts unternahm. Ihre Finger zitterten leicht, als sie den Steuerknüppel packte und eine scharfe Linkskurve zog. Sie warf einen letzten Blick auf die Ziellinie, die so nahe war, dass sie den Sieg schon beinahe schmecken konnte. Doch dann entschied sie sich. Mit einem Ruck drehte sie ihren Jäger herum und raste auf Bogas außer Kontrolle geratenes Schiff zu. Das Rennen, der Sieg – all das trat in den Hintergrund, während Sina mit entschlossener Miene und einem festen Griff das Undenkbare tat. Sie würde nicht einfach zusehen, wie ein anderer Pilot starb, selbst wenn er ihr größter Rivale war. Boga hatte keine Ahnung, was auf ihn zukam, als Sina mit höchster Geschwindigkeit auf ihn zuraste. Der Wettkampf mochte vorbei sein, doch das eigentliche Rennen – das Rennen um Leben und Tod – hatte gerade erst begonnen.
Die Mädchen in der Box starrten mit weit aufgerissenen Augen auf den Monitor, ihre Körper wie erstarrt. Die sonst so lebhafte und chaotische Atmosphäre war einer gespenstischen Stille gewichen. Jede von ihnen wusste, dass das, was sie dort auf den Bildschirmen sahen, jenseits dessen lag, was man von einem Menschen erwarten konnte. Jane, die die Verantwortung für das Team trug, war die Erste, die die Stimme erhob, ihre Worte von Sorge und Unglauben geprägt. „Sie will doch wohl nicht versuchen, Boga zu retten, das ist unmöglich!" Ihre Stimme zitterte leicht, als sie die Situation begriff. Sie konnte nicht fassen, was Sina vorhatte. Lunaria, die ruhigere und analytische vor ihnen, warf einen nachdenklichen Blick auf die Anzeigen und Bilder. „Möglich ist das schon", sagte sie, ihre Stimme so ruhig, dass es fast unheimlich war. „Sina muss das Trudeln von Bogas Raumschiff auf ihr eigenes anpassen, sodass beide synchron trudeln. Danach muss sie mit dem Bauch ihres Raumjägers den Bauch von Bogas Jäger berühren und dann mit ihren Steuerdüsen versuchen, beide Raumschiffe aus dem Kollisionskurs mit dem Asteroiden zu bringen." Ihre Worte hingen schwer in der Luft, als die anderen Mädchen versuchten, das Ausmaß dieses Vorhabens zu erfassen. Jane starrte Lunaria an, der Schweiß trat auf ihre Stirn. „Aber so ein Manöver zu berechnen, wären nur Bob und du imstande. Ein Mensch, der nur mit Handsteuerung arbeitet, könnte eine so komplizierte Kursberechnung niemals schaffen. Was sie vorhat, ist reiner Selbstmord!" Panik stieg in ihr auf, als sie zum Funkgerät griff, ihre Stimme überschlug sich fast, als sie schrie: „Sina, ich verbiete dir das! Das ist ein Befehl!" Doch als ihre Worte in der Stille verhallten, bemerkte sie das winzige rote Lämpchen auf dem Bedienfeld. Sina hatte ihre Funkanlage ausgeschaltet. Jane spürte, wie ihr Herz vor Wut und Angst schneller schlug. Die Kontrolle über die Situation glitt ihr wie Sand durch die Finger, und das machte sie rasend. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, ihre Nägel gruben sich in ihre Handflächen, während sie ihre Wut unterdrückte. Sie wollte schreien, etwas zerschmettern, doch sie wusste, dass sie nichts tun konnte, außer zuzusehen. Ihr Blick war fest auf den Monitor gerichtet, genauso wie die anderen Mädels auch. Es war, als ob die Zeit selbst stillstand, die Sekunden schienen sich zu dehnen, während sie auf Sinas nächsten Schritt warteten. Die Spannung in der Box war greifbar, eine unsichtbare Last, die auf ihnen allen zu liegen schien. Niemand wagte es, auch nur zu atmen, aus Angst, das Schicksal durch den kleinsten Laut zu beeinflussen.
Nachdem Sina die riskante Kurve geflogen war, wusste sie, dass dies der Moment der Wahrheit war. Ihr Herz schlug schneller, nicht nur wegen der Geschwindigkeit, sondern auch wegen der Entscheidung, die sie soeben getroffen hatte. Mit einer gezielten Bewegung schaltete sie die Funkanlage aus. Sie konnte sich Janes Stimme vorstellen, wie sie verzweifelt versuchen würde, sie von ihrem Vorhaben abzubringen. Aber Sinas Entschluss stand fest. Sie vertraute auf ihr fliegerisches Können, auf ihre Instinkte, die sie in so vielen Situationen davor bewahrt hatten, unterzugehen. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit von Erfolg gering war – nur 1 zu einer Million –, hatte sie keine andere Wahl. Sie musste es versuchen. In diesem Moment schien die Zeit stillzustehen. Die Weite des Alls umgab sie, still und unerbittlich. Vor ihr drehte sich Bogas Raumschiff unkontrolliert, eine tickende Zeitbombe, die auf eine unvermeidliche Kollision mit dem Asteroiden zusteuerte. Jeder normale Pilot hätte in dieser Situation die Hände vom Steuer gelassen, doch Sina war kein normaler Pilot. Ihre Augen verengten sich, der Atem ging flach, während sie die Steuerknüppel fest umklammerte. Ihr Plan war simpel und doch unfassbar gefährlich. Sie musste das Trudeln von Bogas Schiff auf ihres anpassen, eine Synchronisation erreichen, die es ihr ermöglichen würde, mit dem Bauch ihres Jägers den von Bogas zu berühren. Nur so konnte sie beide Raumschiffe aus dem Kurs mit dem tödlichen Asteroiden bringen. Die Steuerdüsen würden den Rest erledigen, wenn sie es schaffte. Doch die Gefahr, dass sie beide in einem gewaltigen Feuerball endeten, war allgegenwärtig. Sina zwang sich, ihre Angst zu unterdrücken, während sie die komplizierten Berechnungen in ihrem Kopf durchführte. Jede kleine Bewegung, jeder minimale Impuls konnte den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten. Sie spürte den Schweiß, der an ihrer Stirn herunterlief, doch sie ignorierte das brennende Gefühl. Jetzt zählte nur noch das Ziel. Langsam, beinahe quälend, begann sie, die Trudelbewegungen ihres Schiffes an die von Bogas anzupassen. Es war, als würde sie mit einem wilden Tier ringen, das sich nicht bändigen ließ. Doch nach und nach, mit einer Präzision, die ihresgleichen suchte, gelang es ihr, die beiden Schiffe zu synchronisieren. Ein Zittern ging durch ihre Finger, als sie das entscheidende Manöver einleitete – die Berührung der beiden Schiffe. In der Box herrschte gespannte Stille. Die Mädchen standen dicht gedrängt, ihre Blicke fest auf den Monitoren. Sie konnten kaum glauben, was sie sahen. Janes Hände zitterten leicht, ihre Augen weit geöffnet. Ihr Herz raste, während sie zusah, wie Sina das Unmögliche versuchte. Sie war stolz, so unendlich stolz auf Sina, doch gleichzeitig kochte in ihr die Angst, dass sie ihre Freundin verlieren könnte. Mit atemberaubender Präzision führte Sina das waghalsige Manöver durch. Der Moment der Berührung kam, und für eine Sekunde hielt sie den Atem an. Dann aktivierte sie die Steuerdüsen, betete stumm, dass alles so funktionieren würde, wie sie es geplant hatte. Die Schiffe vibrierten. Doch es funktionierte. Langsam, aber sicher änderte sich der Kurs. Der Kollisionskurs mit dem Asteroiden wurde korrigiert, und beide Raumschiffe entfernten sich von der tödlichen Gefahr. Sina wagte es kaum zu glauben, doch ein Blick auf die Instrumente bestätigte, dass sie es tatsächlich geschafft hatte. Ein unglaublicher Moment – ein Sieg über die Unmöglichkeit selbst. Die Mädchen in der Box brachen in Jubel aus, doch Jane blieb stumm. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, während sie auf den Monitor starrte. Die Erleichterung, die sie verspürte, war überwältigend, doch sie konnte ihre Wut über Sinas waghalsige Aktion nicht verbergen. Gleichzeitig war sie unendlich stolz. Sina hatte das Leben eines anderen Piloten gerettet – auf eine Weise, die alle Erwartungen übertraf. Sina ließ sich in ihrem Sitz zurücksinken, ihre Hände zitterten noch immer, während sie tief durchatmete. Sie wusste, dass sie etwas Außergewöhnliches vollbracht hatte, etwas, das sie in die Geschichte dieses Rennens eingravieren würde. Doch in diesem Moment zählte nur eins: Boga war gerettet, und sie hatte erneut bewiesen, dass man auf sie zählen konnte, selbst wenn die Chancen unmöglich erschienen.
Obwohl Sina ihren Sieg geopfert hatte, um Boga zu retten, wurde sie am Abend auf der Raumstation als Heldin gefeiert. Die Nachrichten über ihren mutigen und selbstlosen Akt hatten sich wie ein Lauffeuer verbreitet, und die Anerkennung für ihre Tapferkeit war allgegenwärtig. Der Raum war erfüllt von einem Gefühl der Bewunderung und des Respekts, das durch die Wände der Raumstation hallte. Die Tische waren festlich gedeckt, und eine Auswahl an köstlichen Speisen und Getränken stand bereit. Die Stimmung war lebhaft, als sich die Piloten und Mechaniker versammelten, um Sina gebührend zu ehren. Gelächter und fröhliche Gespräche erfüllten den Raum, während alle auf Sinas Ankunft warteten. Plötzlich wurde die Aufmerksamkeit auf Boga gelenkt, der sich entschlossen durch die Menge bewegte. Seine Haltung war weniger von der typischen Arroganz geprägt, die man von ihm kannte, sondern strahlte eine tiefe Dankbarkeit aus. Er suchte Sina und fand sie am Tisch, umgeben von ihrer Crew. Mit einem aufrichtigen Lächeln und einem festen Händedruck trat Boga an Sina heran. „Sina", begann er, „ich wollte dir persönlich danken. Dein Mut und deine Selbstlosigkeit haben nicht nur mein Leben gerettet, sondern auch alle hier beeindruckt. Es war eine unglaubliche Leistung." Seine Worte waren ehrlich und zeugten von echtem Respekt. Sina, überrascht und gleichzeitig erleichtert über den positiven Ausgang der Ereignisse, lächelte zurück. „Danke, Boga. Es war die richtige Entscheidung. Ich bin froh, dass wir alle hier sind." Sie machte eine einladende Geste. „Setz dich doch zu uns. Wir freuen uns, dich hier zu haben." Boga nahm das Angebot dankend an und setzte sich zu der fröhlichen Runde der Hydra-Crew. Die Atmosphäre war sofort entspannter, als die Crew ihn willkommen hieß. In einer Geste der Großzügigkeit und um seine Dankbarkeit zu zeigen, übernahm Boga die Kosten für die Getränke des Abends. Die Bar wurde eröffnet, und die Gläser füllten sich mit einer Vielzahl von Getränken, die auf Sinas Heldentat angestoßen wurden. Die Stimmung war ausgelassen. Geschichten über vergangene Abenteuer wurden mit Boga ausgetauscht, und die Crew lachte herzlich über die humorvollen Anekdoten. Jeder Toast, jeder Lacher und jede Geschichte, die erzählt wurde, zeugten von der engen Bindung, die zwischen den Crewmitgliedern war. Die Anerkennung und die herzlichen Worte der anderen Piloten machten diesen Abend zu etwas ganz Besonderem. Es war ein Abend der Feier und des Dankes, ein Abend, an dem Sina nicht nur als Heldin verehrt wurde, sondern auch als geschätztes Mitglied der Hydra-Crew. Der Dank von Boga und die herzliche Aufnahme in die Feierlichkeiten waren eine Bestätigung dafür, dass ihr Risiko und ihre Tapferkeit geschätzt und anerkannt wurden. Als die Nacht voranschritt und die Feierlichkeiten ihren Höhepunkt erreichten, konnte Sina nicht umhin, sich zu fragen, wie sehr sich ihr Leben verändert hatte. Der Sieg mochte ihr entglitten sein, doch sie hatte etwas viel Wertvolleres gewonnen – die Freundschaft, den Respekt und die Dankbarkeit von Boga. Es war ein Abend, den sie alle noch lange in bester Erinnerung behalten würden.
Fortsetzung folgt
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