Das Raumschiff der Schlafenden
"Jane, wir empfangen einen Notruf, einen normalen Notruf, kein Hyperraum-Notruf. Ich habe ihn schon übersetzt", meldete Josie, ihre Finger hastig über die Funk-Konsole tanzend. "Spiele ihn ab", befahl Jane. Josie drückte eine Taste, und die verzweifelte Stimme eines Kommandanten durchdrang den Raum "Hier ist Commander Raul vom Raumschiff Dornus, wir brauchen dringend Hilfe, sonst sind wir in 14 Tagen tot." "Wie weit entfernt sind sie?", fragte Jane "Der Sender befindet sich hier im System und der Funkspruch läuft in Dauerschleife."
Die Hydra schwebte am Rand eines Sonnensystems, dessen 14 Planeten wie bunte Juwelen im schwarzen Samt des Alls funkelten. "Hast du die Quelle des Funkspruchs herausgefunden, Josie?", erkundigte sich Jane, während sie den Blick über die holografische Darstellung des Systems schweifen ließ. "Er kommt vom vierten Planeten", antwortete sie, ihre Augen auf die blinkenden Koordinaten gerichtet. "Es könnte eine Falle sein", warnte Alita, ihre Hand fest um die Lehne ihres Sessels geklammert. "Deshalb fliegen wir nicht mit der Hydra hin, sondern ich nehme einen Shuttle und sehe mir die Lage an. Alita, du übernimmst das Kommando, solange ich weg bin. Skara, du begleitest mich", befahl Jane mit entschlossener Stimme. "Ich muss nur schnell meine Schwerter holen", sagte Skara mit einem selbstgefälligen Lächeln. "Skara wird immer mehr wie Lunaria, sie verlässt die Hydra auch nie ohne Schwerter", scherzte Jane zu Alita. Skara hob die Augenbrauen und sagte "Ich werde nie verstehen, warum jemand ohne die richtige Ausrüstung ins Abenteuer stolpern würde. Nicht mein Stil, wirklich."
Nach 15 Minuten saßen beide im Shuttle. Natürlich war Skorpi auch mit von der Partie. Das Hangartor öffnete sich und das Shuttle verschwand in den Weltraum. Nach weiteren 25 Minuten erreichten sie den vierten Planeten, die Ortung lief auf Hochtouren. "Ich habe die Quelle des Funkspruchs gefunden", verkündete Skara, die an der Ortung saß. "Es ist eine Weltraumstation oder ein Raumschiff in der Umlaufbahn des vierten Planeten. Acht Kilometer lang und zwei Kilometer im Durchmesser. Zylindrisch." "Wenn das ein Raumschiff ist, dann ist es riesig", meinte Jane beeindruckt. "Ich versuche, Funkkontakt aufzunehmen." Die Verbindung kam schnell zustande. "Hier spricht Jane vom Shuttle des Raumschiffs Hydra. Ich rufe Commander Raul." Einen Moment später ertönte eine Stimme aus dem Lautsprecher. "Hier spricht Commander Raul. Ich habe euch auf dem Schirm, aber ich glaube nicht, dass ihr uns wirklich helfen könnt." "Was gibt es für ein Problem?" wollte Jane wissen. "Ein Transportproblem." "Mit eurem normalen Funk werdet ihr sicherlich keinen anderen erreichen außer uns. Nach unseren Scans gibt es hier im System keine Zivilisation." "Was heißt denn 'normale Funk'? Was benutzt ihr denn?", fragte Raul skeptisch. "Wir arbeiten mit Hyper-Funk", erwiderte Jane selbstbewusst. "Überlicht schnell. Der Empfänger wird in Nullzeit erreicht. Theoretisch könnte eine Nachricht über Tausende von Lichtjahren in Nullzeit gesendet werden, wenn die entsprechende Energie vorhanden ist." "Es gibt nichts Schnelleres als das Licht", widersprach Raul. "Ähh doch", mischte sich Skara arrogant ein. "Unser Volk beherrscht die Überlicht schnelle Raumfahrt seit über tausend Jahren." fügte Jane hinzu. "Ihr wollt mich wohl auf den Arm nehmen", knurrte Raul, sichtlich irritiert. "Aber ich werde eine Schleuse öffnen. Wenn ihr möchtet, könnt ihr in den Hangar einfliegen. Vielleicht habt ihr ja eine Idee, die uns weiterhelfen könnte." Skara grinste selbstgefällig. "Wir werden schon eine Idee haben. Wir sind schließlich nicht umsonst hier."
"Du meinst, wir sollen in den Hangar fliegen? Es könnte auch eine Falle sein", meinte Skara skeptisch. "Das glaube ich eher weniger", antwortete Jane ruhig. "Ich habe noch ein paar Scans gemacht. Es scheint wirklich ein Raumschiff zu sein. Ihr Antrieb ist atomar, damit kann man keine Überlichtgeschwindigkeit erreichen. Und bei der Größe des Schiffs gehe ich davon aus, dass es eine lange Reise hinter sich hat. Ein so großes Schiff wäre unsinnig für kurze Strecken im System." Jane steuerte das Shuttle in den Hangar. Die Schleusentore schlossen sich und der Druckausgleich wurde hergestellt. Die Atmosphäre im Raumschiff war atembar. Drei bewaffnete Männer kamen auf das Shuttle zu. Sie sahen menschenähnlich aus, hatten aber graue Haut und keine Haare. Unsere Translatoren waren bereits auf ihre Sprache eingestellt. Jane und Skara verließen das Shuttle. "Nehmt die Hände hoch, ihr seid festgenommen", sagte einer der Männer. "Wirklich? Werden Gäste bei euch so begrüßt?" fragte Jane ironisch. "Befehl von Commander Raul", kam die kurze Antwort. Skara beugte sich zu Jane und flüsterte in ihrer eigenen Sprache, die die drei nicht verstehen konnten, "Soll ich die drei schnell kalt machen?" "Ich glaube, du bist zu viel mit Lunaria zusammen", seufzte Jane. "Man kann nicht gleich jeden kaltmachen. Wir wollen erst mal hören, was der Commander zu sagen hat." Die beiden wurden entwaffnet und zum Commander Raul geführt.
Als Jane und ihre Begleiterin vor den Kommandanten geführt wurden, protestierte sie energisch gegen ihre Behandlung. "Wir sind hier, um Ihnen zu helfen, nicht um gefangen zu werden", sagte sie scharf. "Es tut mir leid, aber ich habe keine andere Wahl. Wir müssen dein Shuttle konfiszieren, wir brauchen es dringend", erwiderte der Kommandant. "Das wird Ihnen nicht viel nützen. Unser Shuttle ist mit einem Code gesperrt und wir werden ihn Ihnen nicht verraten. Wozu brauchen Sie unser Shuttle überhaupt?" fragte Jane neugierig. "Um unsere Spezies zu retten. Wir wollen mit Ihrem Shuttle so viele unserer Leute wie möglich auf den Planeten bringen. In 14 Tagen geht uns die Energie aus", erklärte der Kommandant. "Wie viele Leute sind das denn?", wollte Jane wissen. "Etwa 45.000", antwortete der Kommandant. "Das ist unmöglich mit dem Shuttle", entgegnete Jane entsetzt. "Wenn Sie nur noch 14 Tage Energie haben, können Sie höchstens 1.000 Leute mit dem Shuttle evakuieren. Der Rest wird sterben. Was ist hier passiert?"
Nachdem Jane und Skara auf einem Stuhl gefesselt waren, begann Commander Raul seine Geschichte zu erzählen, seine Stimme voller Dringlichkeit und Hoffnung "Vor 352 Jahren entdeckten unsere Wissenschaftler, dass unsere Sonne sich ausdehnte. Sie schätzten, dass in 74 Jahren die Temperatur auf unserem Planeten so stark ansteigen würde, dass alles Leben ausgelöscht würde. Wir hatten keine andere Wahl, als unseren Planeten zu verlassen, wenn wir überleben wollten." Jane und Skara lauschten gespannt den Worten des fremden Kommandanten. "Unsere Wissenschaftler spürten mit einem Teleskop diesen Planeten in 94 Lichtjahren Entfernung auf. Sie sagten, dass dies der einzige bewohnbare Planet in unserer Nähe sei. Also mussten wir einen Weg finden, wie wir diesen Planeten erreichen konnten. So entstand der Plan, dieses Raumschiff zu bauen. Der Bau des Raumschiffs dauerte 64 Jahre. Mit unserem atomaren Antrieb konnten wir nur eine Geschwindigkeit von einem Drittel der Lichtgeschwindigkeit erreichen. Die Reise zu einem anderen Planeten war eine große Herausforderung für unsere Spezies." Jane und Skara hörten aufmerksam zu, während Commander Raul die Details ihrer epischen Reise enthüllte. "Unsere Wissenschaftler entwickelten ein Verfahren, was wir Kälteschlaf nennen. In dem Zeitraum des Kälteschlafes altert der Körper nicht. Nach einem bestimmten Auswahlverfahren wurden 45.000 meiner Art für diese Reise bestimmt." "Das ist beeindruckend", murmelte Jane, während sie die Augen zusammenkniff, um die Ausmaße dieser unglaublichen Reise zu begreifen. "Aber nach 167 Jahren kam das Unheil", fuhr Commander Raul fort, seine Stimme getränkt von Bedauern. "Unsere Automatik weckte die Besatzung, wir sind 35 Mann. Die Ortung zeigte ein riesiges Asteroidenfeld an. Wir konnten es nicht durchfliegen. Also beschlossen wir, den Treibstoff von unseren 75 Shuttles zu nehmen, um das Asteroidenfeld zu umfliegen und doch noch den Planeten zu erreichen. Jetzt sind wir vor 6 Tagen hier angekommen, aber haben keine Möglichkeit, zum Planeten hinunterzukommen. Uns ist der Treibstoff ausgegangen." "Wir müssen ihnen helfen", erklärte Jane zu Skara. "Wie wollt ihr das in 14 Tagen schaffen?", fragte Commander Raul skeptisch. "Wir besitzen an Bord unseres Raumschiffs eine Technologie, mit der es klappen sollte", versicherte Jane mit einem selbstbewussten Lächeln.
Zur gleichen Zeit auf der Hydra:
Alita war besorgt um Jane und Skara, die seit einer halben Stunde keinen Kontakt mehr zu ihnen hatten. Jane war mit Skara auf einem Shuttle zum vierten Planeten geflogen, um dem Notruf auf den Grund zu gehen. Trotz Janes Befehl, mit der Hydra zu warten, beschloss Alita, ihr zu folgen. "Ich bin die Kommandantin hier, und ich sage, wir fliegen los", verkündete sie zu ihrer Crew mit entschlossener Stimme. "Sina, bring uns zum vierten Planeten. Josie, halte Ausschau nach dem Shuttle." Die Hydra erreichte den Planeten nach zwölf Minuten und entdeckte ein riesiges Raumschiff oder eine Raumstation in der Nähe. Alita runzelte die Stirn. "Das muss das Ziel von Jane und Skara gewesen sein", mutmaßte sie. "Vielleicht haben sie sie gefangen genommen." Lunaria griff nach ihren Schwertern und verkündete kampflustig "Lass uns da rein und sie befreien. Ich werde denen zeigen, dass es besser ist, nicht mit uns anzulegen." Doch Alita hielt sie mit einer Geste zurück. "Lunaria, beruhige dich. Wir wissen nicht, was uns drinnen erwartet. Wir müssen vorsichtig sein." Lunaria seufzte theatralisch und kommentierte mit einem Hauch von Sarkasmus "Immer diese Vorsicht."
Zur gleichen Zeit auf dem großen Raumschiff:
Einer von Commander Rauls Männern meldete sich vom Ortungsschirm. "Ich habe hier ein Raumschiff in der Ortung, Sir. Es scheint auf uns zuzukommen." Commander Raul sah zu Jane hinüber, die gefesselt auf einem Stuhl saß. "Das ist die Hydra, mein Raumschiff", sagte sie ruhig. "Ich rate Ihnen, mir die Fesseln abzunehmen und Kontakt mit meinem Schiff aufzunehmen, bevor meine Crew auf dumme Gedanken kommt." Ein spöttisches Lächeln zierte ihre Lippen. "Vor allem Lunaria könnte auf dumme Gedanken kommen", fügte Skara lachend hinzu. "Und wer ist Lunaria?", fragte Commander Raul misstrauisch. "Sie gehört zu meiner Besatzung", antwortete Jane stolz. "Sie werden es bereuen, wenn Sie sie wütend machen." Commander Raul zögerte einen Moment, dann nickte er. "Nehmt ihnen ihre Fesseln ab und lasst sie mit ihrem Schiff sprechen. Aber haltet sie im Auge", befahl er seinen Männern. Innerlich hoffte er, dass er keinen Fehler machte.
Jane nahm Verbindung mit der Hydra auf. Alita meldete sich sofort "Seid ihr Gefangene auf dem Raumschiff?" Jane schüttelte den Kopf. "Nein, wir sind hier als Gäste, aber wir haben ein Problem." Alita war neugierig. "Welches Problem?" "Wir müssen innerhalb von 14 Tagen 45.000 Leute auf den Planeten bringen", erklärte Jane knapp. Alita konnte ihren Ohren kaum glauben. "45.000 Leute? Das ist eine riesige Aufgabe." Jane nickte ernst. "Ja, und deshalb müssen wir den Planeten scannen und den geeignetsten Ort für sie finden", befahl sie entschlossen.
Die Hydra begann, den Planeten zu umkreisen und zu scannen. Nach zwei Stunden meldete sich Alita bei Jane "Wir haben den geeignetsten Ort gefunden. Ich schicke dir die Daten." Jane analysierte die Daten und wandte sich dann an Commander Raul "Hast du Lust auf einen Ausflug? Lass uns mal eure neue Heimat anschauen." "Gerne", antwortete er ohne zu zögern. Jane, Skara und Commander Raul stiegen in das Shuttle. Als das Shuttle ausgeschleust wurde, steuerte es auf die Koordinaten zu. Als sie die Koordinaten erreichten, erblickten sie ein atemberaubendes Tal. Links erhoben sich majestätische Berge, rechts erstreckten sich dichte Wälder, und in der Mitte schlängelte sich ein kristallklarer Fluss durch das Tal. Drei große Seen glänzten in der Sonne. "Was sagst du, Commander? Sollen wir mal landen und uns umsehen?", fragte Jane. "Ja, lass uns", stimmte er zu. Kurz darauf setzte das Shuttle sanft auf dem Boden auf. Nachdem die drei ausgestiegen waren, seufzte Commander Raul zufrieden "Es ist wunderbar hier, frische Luft und angenehmes Klima. Hier eine Siedlung zu bauen, wäre ideal." "Wir haben auch festgestellt, dass es eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt gibt, aber kein intelligentes Leben", fügte Jane hinzu. "Ich denke, wir sollten uns beeilen. Ich habe dir noch gar nicht erzählt, dass wir auch noch 500 Tonnen Material herunterbringen müssen." "Wie ist das Material verpackt?" erkundigte sich Jane. "In Kisten von je 50 kg, die von zwei Leuten getragen werden können", antwortete er. "Das wären dann 10.000 Kisten und man bräuchte 20.000 Leute zum Transport. Das schaffen wir schon", sagte Jane optimistisch. Commander Raul fragte sich, wie Jane das hinbekommen wollte, da ihr Raumschiff nicht sehr groß war und sicherlich kein Transportraumschiff war. Und mit nur einem Shuttle wäre es sowieso unmöglich. Die Situation schien immer komplizierter zu werden.
Jane kontaktierte die Hydra und gab Alita klare Anweisungen "Schicke Lunaria und Annabella mit einem Shuttle zu mir auf den Planeten. Sie sollen einen mobilen Transmitter mitbringen. Josie und Nora sollen ebenfalls einen Shuttle bereitstellen, ausgestattet mit einem mobilen Transmitter. Ich melde mich bald wieder." Alita bestätigte sofort "Verstanden."
Nach einer Stunde landete Lunaria ihr Shuttle neben Janes Shuttle. Lunaria und Annabella stiegen aus und begrüßten Commander Raul herzlich. Die vier machten sich sofort an die Arbeit, um den Transmitter zu installieren, der eine Verbindung zum Raumschiff herstellen sollte. "Was habt ihr da vor?", fragte Raul neugierig. "Sie werden es bald sehen", antwortete Jane geheimnisvoll. Eine halbe Stunde säter. "Aber jetzt müssen wir zurück zum Raumschiff." Jane gab Lunaria und Annabella noch einige Anweisungen, dann kontaktierte sie Alita. "Alita, schick Josie und Nora mit ihren Shuttles zum Raumschiff. Sie sollen den mobilen Transmitter aufstellen." "Verstanden", antwortete Alita sofort. Jane wandte sich an Raul. "Lassen Sie uns zurück zu ihrem Raumschiff fliegen. Wir müssen sicherstellen, dass alles reibungslos läuft." Raul nickte und folgte Jane und Skara ins Shuttle. Nachdem sie eingestiegen waren und das Shuttle gestartet war, beobachtete Raul die schnell kleiner werdende Landschaft des Planeten aus dem Fenster. "Ich hoffe, dieser Plan funktioniert. Es steht viel auf dem Spiel." Jane sah ihn an und lächelte beruhigend. "Vertrauen Sie mir, Commander. Wir haben alles im Griff." Skara lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. "Keine Sorge, Raul. Wir sind Profis. Das wird ein Kinderspiel."
Nachdem alle im Raumschiff waren, begannen sie sofort mit dem Aufbau des mobilen Transmitters. Als sie fertig waren, meldete sich Jane bei Iris, die auf der Hydra war. "Wie sieht es aus, Iris? Haben wir eine Verbindung?", fragte sie gespannt. "Ja, der Transmitter ist einsatzbereit", antwortete Iris. Der Transmitter hatte die Form eines imposanten Torbogens, 2,5 Meter hoch und 1,5 Meter breit. Auf der linken Seite befand sich eine Box mit Schaltern, während auf der rechten Seite eine Box für die Energieversorgung angebracht war. Im Torbogen selbst leuchtete ein pulsierendes Energiefeld, leicht grünlich und fast durchsichtig. "Was ist das hier eigentlich?" wollte Commander Raul wissen. "Das ist eine Transmitteranlage zum Transportieren von Materie in Nullzeit", erklärte Jane. "Und wie funktioniert das?", fragte er skeptisch. "Wenn du durch den Torbogen gehst, wird dein Körper in Energie umgewandelt. Dann wird dein Energieimpuls durch den Hyperraum zum Empfänger auf dem Planeten gesendet, wo du wieder rekonstruiert wirst", erklärte Jane geduldig. Commander Raul schüttelte den Kopf. "Also wirklich, Mädels, fast hätte ich euch euren Quatsch abgekauft, aber so etwas gibt es nicht." "Warum probierst du es nicht einfach aus und gehst durch den Torbogen? Dann wirst du es schon sehen", schlug Jane mit einem selbstsicheren Lächeln vor. Skara grinste breit. "Komm schon, Raul. Wo ist dein Abenteuergeist oder hat der große Commander Angst?"
Allein der Gedanke, durch ein Energiefeld zu treten, ließ Commander Raul schaudern. Er zögerte einen Moment, bevor er sich entschied. "Na gut, dann werde ich vorgehen", sagte Jane. Entschlossen folgte er Jane, die bereits auf den Transmitter zuging und durch den Torbogen schritt. Im nächsten Augenblick war sie verschwunden. Commander Raul starrte auf den leeren Torbogen und zweifelte. Hatte Jane die Wahrheit gesagt? Skara, die am Rand stand und das Schauspiel beobachtete, konnte sich ein hämisches Grinsen nicht verkneifen. "Was ist nun, Commander? Den großen Helden spielen und dann keine Eier in der Hose, um Jane zu folgen?" Raul ignorierte sie und kämpfte mit seinen Zweifeln. Die Vorstellung, dass seine Atome in Energie verwandelt und dann wieder zur Materie rekonstruiert würden, ließ ihn erschaudern. Doch der Gedanke, als Feigling vor einem jungen Mädchen dazustehen, war unerträglich. Mit einem tapferen Herzschlag trat er durch den Torbogen. Im selben Moment fand er sich auf einem fremden Planeten wieder, bei Jane, Lunaria und Annabella. Bevor er etwas sagte, tastete er sich vorsichtig ab, um sicherzustellen, dass alles noch da war, wo es hingehörte. Erleichtert stellte er fest, dass alles an seinem Platz war. "Das ist ja eine super Technologie", kommentierte Commander Raul schließlich; der Versuch einer lockeren Bemerkung scheiterte an seiner immer noch flatternden Stimme.
Nachdem die Schlafenden geweckt worden waren, trat Commander Raul vor die Gruppe und hielt eine kurze, aber kraftvolle Ansprache. "Leute, wir haben eine neue Heimat erreicht. Jetzt müssen wir nur noch den Mut und die Ausdauer aufbringen, sie zu erschaffen. Gemeinsam schaffen wir das!" Der Transport der 45 Tausend Leute durch den Transmitter ins Tal begann. Es war eine gewaltige Aufgabe, die volle drei Tage dauerte. Im Tal hatten sie eine Zeltstadt errichtet. Doch die Zelte waren nur ein Anfang; sie planten bereits, bald Blockhütten zu bauen. Die Hydra war ebenfalls im Tal gelandet, und Jane schlug vor, alles Nützliche aus dem Raumschiff auszubauen. Iris, stets effizient und unermüdlich, übernahm diese Aufgabe. Mit ihren zehn Arbeitsrobotern und den fünfzig Technikern von Commander Raul begann sie sofort mit der Arbeit. Die nächsten zehn Tage waren geprägt von harter Arbeit und Durchhaltevermögen. Tonnenweise Material wurde aus dem Raumschiff geholt und durch den Transmitter zum Planeten gebracht. Währenddessen entwickelte sich ihre neue Heimat Stück für Stück.
In der Zwischenzeit hatten die sechs Kampfroboter der Hydra Tausende von Baumstämmen ins Tal gebracht, um Blockhütten zu errichten. Die ersten Hütten waren bereits im Bau, und das Tal begann sich langsam in eine richtige Siedlung zu verwandeln. Jane wandte sich an Commander Raul und sagte "Ich glaube, wir sollten uns verabschieden und unsere Reise fortsetzen. Ihr habt nun alles, was ihr braucht, um eine neue Zivilisation aufzubauen." Raul erwiderte energisch "Ihr könnt nicht einfach so gehen. Heute Abend gibt es ein Fest zu euren Ehren. Wir sind euch zu großem Dank verpflichtet, das ist das Mindeste, was wir für euch tun können." Natürlich brauchte man für das Fest etwas zu essen. Jane schickte Alita, Lunaria, Skara und die sechs Kampfroboter auf die Jagd. Raul runzelte die Stirn. "Nur die drei und die sechs Roboter sollen Wild für 45.000 Leute besorgen?", fragte er skeptisch. Jane lächelte geheimnisvoll. "Vertrau mir, Commander. Wenn Lunaria dabei ist, sehe ich da kein Problem. Die Roboter sind nur für den Transport des Wildes zuständig." Raul dachte bei sich: (Was ist das Besondere an Lunaria? Sie wirkt wie eine nette, attraktive Frau, die keiner Fliege etwas zuleide tun würde). Er ahnte nicht, wie sehr er sich irrte. Einige Stunden später kehrten Lunaria, Alita und Skara mit einer beeindruckenden Menge an erlegtem Wild zurück, unterstützt von den schwer beladenen Robotern. Raul war sprachlos. "Das hätte ich nicht für möglich gehalten", murmelte er, während er das Spektakel beobachtete. Am Abend feierte das Volk seine neue Heimat mit einem großen Fest. Lagerfeuer brannten, und das Volk lachte und tanzte. Die Stimmung war ausgelassen, und überall waren Dankbarkeit und Hoffnung spürbar. Jane trat neben Raul und nickte zufrieden. "Wir haben hart gearbeitet, aber es hat sich gelohnt. Morgen brechen wir auf." Am nächsten Tag startete die Hydra mit ihrer Besatzung, im Bewusstsein, ein Volk vor dem Untergang gerettet zu haben. Während die Hydra in den Himmel stieg, blickte Raul ihr nach, voller Dankbarkeit und Respekt. "Wir werden euch nicht vergessen", sagte er leise. "Dank euch haben wir eine Chance auf eine neue Zukunft."
Fortsetzung folgt