Von John Baker Sander auf Sonntag, 18. Mai 2025
Kategorie: Öffentlich

„Drei Sportthriller, ein Psychothriller und „Let’s Dance“

Mir hat einiges in den Übungsstunden so gar nicht geschmeckt.

Zuerst fanden im Kindergarten Entwicklungsgespräche für die künftigen Schulkinder statt, weshalb einige meiner Trainingsteilnehmer nicht dabei sein konnten. Am Donnerstag meldeten sich mehrere Familien deswegen bei mir. Daraufhin schrieb ich über meinen E-Mail-Verteiler zurück, man solle mir bitte Bescheid geben, falls noch mehr Familien am Freitag nicht zur Übungsstunde kommen könnten.
Da keine weiteren Absagen bei mir ankamen, ging ich davon aus, dass wir wie gewohnt mit den Jüngsten trainieren würden.
Doch zum Training kamen dann nur eine Handvoll, die aber richtig toll mitmachten.

Danach stand eine Einheit mit der nächst älteren Sportgruppe an. Eltern auswärts angereister Kinder nahmen wie gewohnt Zuschauerplätze ein und staunten ebenso begriffsstutzig wie ich, was dort plötzlich abging.

Man sprang sich ständig auf den Rücken. Bei einer Ballübung schlugen sich die Kinder die Bälle aus der Hand. Es wurde geschimpft und geschubst – und dass, obwohl ich mindestens zehnmal darauf hingewiesen hatte, Anstand zu bewahren. Ein bisschen Verständnis hätte ich ja gehabt, wenn sie lange warten oder sich langweilen müssten. Aber dem war nicht so. Glücklicherweise stimmte mir, bis auf einen Vater, auch die anwesende Elternschaft zu.

Das war aber nur das Vorspiel für das, was sich nach dem Training ein paar Meter von der Turnhalle entfernt abspielte. Papa und ich waren auf dem Heimweg, es war genau 20 nach acht. Aus dem Auto sahen wir, wie sich einer meiner älteren Sportler mit einem anderen Jugendlichen auf der Straße wild prügelte. Ein zweiter meiner Trainingsteilnehmer stand daneben und beobachtete – wie wir aus dem Auto heraus - wie mein Sportler die Kontrolle gewann, obwohl der Gegner ihm zuvor noch die Brille von der Nase geschlagen hatte. Dann bekam der Angreifer einen Schlag, der ihn ins Wanken brachte.

Ich stieg aus und trennte die beiden Streithähne. Der andere Junge, vermutlich im gleichen Alter wie mein Sportler, zog sich sofort zurück. Als ich ihn bat, zurückzukommen, bellte er nur: „Ich hole meinen Bruder." Auf die Frage, was los sei, erzählte mir mein Sportler: „Der wollte Geld, ich habe keins gegeben. Dann wollte er mir die Brille wegnehmen und hat mich geschlagen." Das bestätigte auch der zweite Teilnehmer. Eine ältere Frau, die uns aus einem der Gärten beobachtet hatte, schilderte es eben so.

Vater und ich schüttelten nur den Kopf, als wir weiterfuhren. So etwas liest man normalerweise nur in der Zeitung – selten erlebt man es hier, wo es sonst eher beschaulich zugeht. Eine Auseinandersetzung, bei der jemand versucht, Besitz zu ergaunern, und der andere sich und seinen Besitz verteidigt.

Am Montag werde ich mit dem Verein sprechen – mit den Eltern des Jungen und ihm selbst – wie wir weiter vorgehen und ob wir die Sache öffentlich machen.

Ich war einfach nur froh, dass keine sichtbaren Verletzungen zu sehen waren. Hoffen wir, dass der andere nicht sein Leben mit solchen unehrenhaften Aktionen versaut.

Einige Stunden zuvor:
In der Nachbarstraße stand vor einer offenen Hoftür ein großer Karton mit Büchern, mit dem Hinweis, dass man die Sachen kostenlos mitnehmen darf. Ich freute mich riesig, darin ein Buch von Daniel Glattauer zu entdecken, dass ich noch nicht kannte: „Auf ewig dein".

Let's Dance unterhielt uns am Abend und tat mir nach diesem Freitag doppelt gut. Vater und ich zerlegten den Tag noch einmal auf der Wohnzimmercouch in Einzelteile und bastelten an ersten Lösungsansätzen – Mama schlief schon friedlich.

Wir waren sicher, dass es für „Toliso" mit seiner Partnerin „Patricija" im Halbfinale beim Promitanzwettbewerb Schluss sein würde. Doch weit gefehlt – erwischt hat es „Selfie Sandra". Dass „Fabian Hambüchen" nicht ausscheiden würde, war für uns klar. Den braucht man als großes Zugpferd fürs Finale am nächsten Freitag.

Ich werde jetzt ins Bett tanzen und hoffen, dass der Samstag in gewohnten Bahnen verläuft. Zuvor aber werde ich noch unseren Kühlschrank attackieren. „Wehe, wenn der kein ordentliches Essen hergibt!"



Passt gut auf euch auf und seid nett zueinander, wer immer ihr auch seid!?

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