Von John Baker Sander auf Mittwoch, 19. November 2025
Kategorie: Öffentlich

„Ein Anfang kann ein Ende sein“

Ein Konzert. Ein Konzert mit Mehrwert! – Dass es ein Mehrwert war, wusste ich natürlich erst nach dem Konzert.
Aber dass es gut war und mir guttat, das darf man schon mal erwähnen, oder? So wissen auch die Leute, die nicht bis zum Ende lesen wollen, oder dringend etwas anderes zu tun haben, wie das Schlussfazit ausfällt.

Die Nacht zuvor verlief nicht ganz wie erwartet.
Ich meinte plötzlich, ich müsste noch sämtliche Dinge für die nächste Woche fertigmachen: Alltag, Fotoaufträge, Sport.
Bis ich mich dann ins Bett schleifte, war es bereits draußen hell, gegen jede Vernunft.

Geschlafen hatte ich wie ein Stein. Und trotz nur fünf Stunden Schlaf war ich zu meiner eigenen Verwunderung relativ wach und fit.
Fertiggemacht, ein neues Oberteil und eine schöne Hose geschnappt, zwei Schokoladenhörnchen verdrückt und mit einem Glas Orangensaft heruntergespült.

Ich hätte mich ja gemütlich an die Halle kutschieren lassen. Alleine schon wegen des mangelnden Schlafes.
Doch Mama und Vater entschieden sich gegen das Auto. Und letztendlich tat auch mir der rund 15-minütige Schlendergang zur Halle gut.
Mama hakte sich bei Vater ein. Erstens, weil sie es kann, und zweitens hatte sie Angst auszurutschen.

Weit vor Konzertbeginn waren wir am Veranstaltungsort.
Wir trafen Bekannte und Familie. Die Familie aß Kuchen und trank Kaffee.
Ich machte den Foto startklar. Ich war innerlich zu aufgepeitscht, um überhaupt an Kuchen zu denken. Normalerweise ist in mir ja immer genug Speicherkapazität für ein schmackhaftes Stückchen Kuchen vorhanden.

Ich fing mit der Kamera zuerst die Helfer ein: die, die Bons, Essen und Trinken verkauften und dabei heftig schnauften, weil der Andrang größer war als erwartet.
Dann: Ehrengäste, Bürgermeister aus den umliegenden Orten, ein waschechter Bundestagsabgeordneter, Ortspolitiker – und einige (auch meiner) Kritiker.

Draußen dunkelte es – Konzertbeginn.
Die Musiker stiegen die Bühne empor, wo ihre Instrumente schon warteten.
„Willkommen auf ihrer und unserer musikalischen Weltreise", ließ uns der Moderator wissen.

Die Bühne hell erleuchtet. Für mich als Fotograf gab es – das ist selten – keine großen Barrieren.
Sogar links und rechts die Treppen zur Bühne hinauf durfte ich, um Musiker in den letzten Reihen aus interessanten Winkeln einzufangen.

Applaus, Applaus – nicht für mich, sondern für die Musiker.
Sie hatten einen Sahnetag erwischt.
Die Stücke gingen mir in Herz und Kopf über. Möglicherweise lag es auch daran, dass ich vieles mochte und vieles schon bruchstückhaft kannte:
„The Washington Post March", ein 80er-Hit-Medley aus der NDW-Ära, asiatische Klänge, „Bohemian Rhapsody" von „Queen", und Musik aus dem Kultsoundtrack „König der Löwen".
Bei Letzterem tanzten Kinder als Löwen und andere Dschungeltiere verkleidet durch die Halle – ein visueller Streich, der dank Gesichtsbemalung und Kostümen zusätzlich berührte.

Meine engste Familie war im Zuschauerbereich:
Eltern, Bruder samt bester Freundin.
Paten.
Ein Cousin auf der Bühne. Eine Cousine im Publikum.
Mit ihr ergab sich jedoch kein Gespräch.

Sehr gefreut habe ich mich, ein aufgenommenes Bild in dreifacher Ausgabe an drei Damen des Jahrgangs 1940 verschenken zu können.
Sie besuchen – wenn es die Gesundheit zulässt – jedes Konzert, ob im Frühjahr oder im Herbst.
Die alten Ladys freuten sich über die Bilder. Und ich mich mindestens genauso, da sich da jemand über meine Bilder freute.
Man kann auch heute noch mit 3×39 Cent Freude schenken.

Zum Schluss spielten die Musiker nach Aufforderung zwei Zugaben.
Das Publikum dankte ihnen mit kurzen, aber vor Sympathie strotzenden stehenden Ovationen. Verdient, nach vielen Wochen Proben und Entbehrungen.
Auch wurden einige Musiker für ihre langjährige Zugehörigkeit geehrt.

Auf dem Heimweg glich sich das Bild dem vom Hinweg:
Mama hakte sich bei Papa ein und ich lief hintendrein.
Und ich freute mich über das Konzert, über die Fotos, und vor allem über das Gefühl der Leichtigkeit, das ich noch stundenlang in und mit mir herumtrug.

Ich suchte eben etwas zu krampfhaft nach einem Schluss und nach einer Überschrift.
Doch das Suchen lasse ich jetzt sein.
Das Fazit steht ohnehin am Anfang.

Ein Anfang kann ein Ende sein.




Passt gut auf euch auf und seid nett zueinander, wer immer ihr auch seid!?
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