Von John Baker Sander auf Mittwoch, 25. Dezember 2024
Kategorie: Öffentlich

„Ein nicht ganz topfitter Heiligabend“

Ich war – und bin – in guter Weihnachtsstimmung.
Meine Familie ebenfalls, zumindest einigermaßen. Doch leider waren die Feiertage diesmal von Erschöpfung und Erkältung geprägt: Husten, Schnupfen, Gliederschmerzen. Mein Bruder hatte schon die ganze Woche mit leichten Symptomen zu kämpfen, während unsere Eltern am Montagabend noch topfit wirkten.

Am Morgen des 24. richtete mein Bruder für seine Freunde ein Weihnachtsfrühstück aus. Eigentlich hätte ich mitgehen sollen, entschied mich aber, bei unseren Eltern zu bleiben. Diese Entscheidung bedauerte ich nur kurz, denn im Nachhinein war es genau die richtige Wahl.

Mein Vater hatte sich die Erkältung wohl bei seiner Schwester eingefangen, als er stundenlang ihren defekten Boiler austauschte – ein Rettungseinsatz nach einem Hilferuf. Mama zog sich die Symptome dann vermutlich direkt von ihm zu.

Der Tag war von weniger Energie geprägt, denn meine Familie wirkte teils wie „ein Schluck Wasser in der Kurve". Trotzdem war der Heiligabend ruhig, genügsam und auf seine Weise schön.

Unser traditionelles Würstchen mit Kartoffelsalat Essen eröffnete den Abend. Diesmal ungewohnt still. Wann hatten wir zuletzt so ein schweigsames Essen in unserer Familie?
Auch ich hielt mich zurück, da meine überschäumende Fröhlichkeit einfach nicht zu der Stimmung passte.

Später hörten wir Weihnachtslieder, und sogar die Weihnachtsgeschichte kam zu Gehör. Die Bescherung verlief rekordverdächtig schnell, war aber dennoch voller Liebe und weihnachtlichem Geist.
Für einen Moment hätte ich mir gewünscht, diese halbe Stunde genau so noch einmal erleben zu können. Neben mir machte nur unser Weihnachtsbaum „Naddel" einen wirklich vitalen Eindruck.

Den Rest des Abends verbrachten wir vor dem Fernseher.
Wir schauten ein wenig „Horst Lichter", der das in unseren Augen ordentlich machte. Mir fiel jedoch auf, dass das ZDF fast ausschließlich alte Einspieler zeigte – offenbar spart man auch an Heiligabend.
Wegen mir könnten sie ruhig ein paar Cent mehr Rundfunkgebühren bekommen, wenn es nur daran hinge. Aber das läuft ja schon seit Jahren nach diesem Schema am Heiligabend.

Während meine Familie sich auf den Sofas gesundschlief, gönnte ich mir Naschgebäck und Weihnachtsschokolade. Zwischendurch wachte immer mal jemand auf, trank etwas, sprach kurz mit mir und verschwand dann wieder in einen hoffentlich erholsamen Schlaf.

Ich wünsche meiner Familie, dass sie dieses körperliche Tief bald überwinden und doch noch ein bisschen mehr aus den Feiertagen herausholen kann als Sofa und Schlaf.

Jetzt sitze ich hier – es ist 1 Uhr 20 – an meinem Schreibtisch im Schlafzimmer. Ich schreibe diesen Blog, höre Weihnachtsmusik, trinke Cola, genieße hin und wieder ein Stück Schokolade, lümmele einsam in meinem Stammchat herum und fühle mich angenehm müde. Gleichzeitig spüre ich Gelassenheit und Zufriedenheit.

Vielleicht zum ersten Mal seit Jahren bin ich mir ganz bewusst, wie viel Glück ich habe. Ich verbringe solche Tage nicht allein, sondern mit einer Familie, mit der ich all das – und so unendlich viel mehr – teilen kann. Dieses Glück schätze ich leider bei weitem nicht immer genug.




Passt gut auf euch auf und seid nett zueinander, wer immer ihr auch seid!
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