Der Heiligabend war wie beginnend verlaufende Schokolade, noch sehr schmackhaft und genießbar, doch nicht perfekt.
Wobei die Frage in mir bleibt:
Kann eigentlich Weihnachten – je nachdem, wie man sich so einen Heiligabend oder generell Weihnachten in der Fantasie ausmalt – überhaupt in der Realität standhalten?
Oder sind da die Erwartungen (zumindest bei mir) zu hoch?
Eine Nebenfrage, die wie ein böses Teufelchen zusätzlich auf meiner Schulter sitzt, ist: Sollte ich in meinem Alter überhaupt noch darüber nachdenken
und nicht vielmehr die Tage einfach hinnehmen, wie sie kommen und gehen?
Der frühe Nachmittag begann mit dem letzten Putzwisch durch das Haus.
Wohnzimmer, Flure, Bad, Küche und sogar die Straße nahmen Vater, Mama und ich uns vor. Doch alles auf angenehmere Weise. Ohne Stress. Ohne Druck. Dafür doppelt gründlich.
Am späten Nachmittag schlüpften wir in festlichere Gewänder –
kein Anzug oder Ähnliches, jedoch Kleidung, die sowohl bequem als auch kirchentauglich gewesen ist.
Auch ohne einen Weihnachtsgottesdienst live vor Ort zu besuchen.
Bruder rief mich beim Namen. Nanu, dachte ich, das war in den letzten drei Monaten doch eher sehr selten der Fall – vor allem, dass er meine Hilfe mochte und wollte.
Als er mich bat, die Sackkarre aus dem Keller zu holen, hatte ich keine große Lust dazu.
Solche Dinge gehen mitunter zwischen uns schief – vor allem, wenn er in Rage gerät, weil ihm etwas nicht gefällt oder nicht funktioniert, wie er sich das vorstellt.
Dazu kommen meine bescheidenen Handwerklichen Talente bei solchen Dingen.
Draußen war es durch einen eisigen Wind, der jedes Schlupfloch in meiner Jacke zu finden schien, gefühlt minus 5 Grad, in Wirklichkeit jedoch plus 2.
Ich mochte an diesem 24. Dezember keine Sekunde, die ich im Freien verbrachte.
Dazu bin ich auch weiterhin zu verfroren und eben ein „Frierbär".
Ich unterstützte natürlich dennoch.
Erst Sackkarre aus dem Keller, dann in Bruders Häuschen, in das oberste Stockwerk.
Dort lud Bruder ein großes Paket auf, das wir meiner Meinung nach zusammen leichter hätten tragen können als mit der Sackkarre zu transportieren.
Die Idee brachte ich nicht ein.
Bruder wirkte relativ schnell leicht frustriert, dass die Decke anfangs nicht auf dem Paket halten mochte.
Ich dachte; gleich gibt's einen Vulkanausbruch.
Doch der blieb aus –er ächzte zwar ein wenig beim Treppen-Herunterfahren des Geschenks auf der Sackkarre, blieb jedoch mir gegenüber höflich.
Das Geschenk – das sich später als Laufband für Vater herausstellte –
wurde unter dem Tannenbaum für die Bescherung verstaut.
Es gab sogar ein unerwartetes Lob für mich.
Dann war es soweit – Kartoffelsalat- und Würstchenzeit.
Gelächter und Scherze am Küchentisch.
Alle gut gelaunt und bis auf Bruder - der am Morgen mit Freunden frühstücken war - offensichtlich mit Appetit gesegnet.
Die Stimmung war gelöst, der Aldi-Kartoffelsalat zart und die Wiener Würstchen knackig.
Die Bescherung verlief im engsten Familienkreis wie gewünscht.
Wir ließen uns einige Weihnachtssongs vordudeln, die biblische Weihnachtsgeschichte vorlesen und genossen die leuchtende, attraktive,
mit allerhand roten Kugeln ausgestatteten Weihnachtsbäumin, die ich in diesem Jahr auf den Namen „Chantannle" taufte.
Ich weiß, der Name ist noch alberner als sonst und doch mag ich ihn richtig gerne.
Die Gaben – ob bekommen oder gegeben – kamen gut an.
Da war echte Freude auf den Gesichtern zu sehen. Ich glaube auch, es tat Bruder und mir gut, dass wir nach Jahrzehnten mal wieder selbstständig Geschenke für unsere Eltern besorgten.
Von den personalisierten Handtüchern hatte ich berichtet –
sie waren bei allen Familienmitgliedern ein Hit.
Ich durfte mich unter anderem über den neuen „Dan Brown" freuen.
Wir – als Familie – stießen aus Wassergläsern mit Cola auf die Familie und die Weihnacht 2025 an.
Es war im Wohnzimmer kuschelig warm und auch menschlich hat mir diese Bescherung und die folgenden Stunden durchweg Spaß gemacht.
Es wurde gescherzt, dem „Lichter Horst" beim Weihnachten-Feiern im TV
und uns gegenseitig beim Geschenke-Betrachten auf die Finger geschaut.
Dabei wurden Plätzchen verputzt und putzmunter die Welt, Weihnachten und alles Drumherum heiter und auf angenehmste Weise humorvoll auf die Schippe genommen.
Zwischendrin döste mal der eine Bruder,
mal der andere und auch Mama für eine Stunde auf dem Sofa weg –alles kein Problem.
Eben angenehm bequem.
So sollte sich ein Heiligabend anfühlen. – Genau und nur so!
Die Stimmung war einfach wunderbar und nahbar.
Die Atmosphäre stimmte – drinnen wie draußen – sogar ganz ohne Schnee.
Den wollte ohnehin niemand von uns wirklich haben, denn man hätte ihn auch beseitigen müssen, und bei dem eisigen Wind nach draußen zu gehen
ist sicher kein großer Spaß.
Mama und Bruder verabschiedeten sich irgendwann ins Bett.
Vater und ich zappten bis halb zwei nachts durch die Kanäle und ließen nur wenig Gutes am TV-Programm, das vermutlich 3000× besser war,
als wir es empfanden.
Da finden sich Vampirjäger und Bombenleger, die zum Weihnachtsfest anderen den Garaus machen wollen.
Und zugegeben auch einiges Weihnachtliches, mit dem wir uns jedoch nicht anfreunden wollten.
Umso mehr lachten Vater und ich bei unserem Verriss miteinander.
Zwischendurch gab Vater ungewohnt viele Anekdoten aus seiner Jugend preis, denen ich gerne lauschte und die in mir sofort abgespeichert wurden.
Ich bin sicher, dass ich diese von Papa erlebten Geschichten
noch in vielen Jahren fast wortgleich wiedergeben könnte.
Auch dass – diese Ansammlung an Erinnerungen und unsere Blödeleien – trugen zu einem sehr gelungenen und familienwarmen Heiligabend bei.
Bevor ich mit diesem nun in den Schlusszügen befindlichen Blog begann,
tauschte ich mich noch mit einer lieben Blognachbarin aus – die dieses (Weihnachts-)Gefühl für mich noch einmal bestärkte und den Heiligabend mit ihren Ansichten abrundete.
Ich bin zufrieden.
Oh – in diesem Wort steckt Frieden.
Und den wünsche ich allen, jedem und jeder, genauso, wie sie oder er ihn braucht.