Von John Baker Sander auf Freitag, 16. August 2024
Kategorie: Öffentlich

„Vom Zauber wieder da zu sein“

Aus dem Familienurlaub zurück!

Ehrlicherweise schon einige Tage. Diese Tage hatte ich gebraucht. Ja auch um Olympia zu schauen, doch mehr um tiefer in mich zu gehen. Während des kurzen Familienurlaubes hat sich da so einiges an meiner persönlichen Wahrnehmung getan.
Auf mir liegt so ein kleiner sichtbarer Zauber, was ich in Zukunft als Mensch besser machen möchte. Ich sehe den erwähnten sichtbaren Zauber auch an einem dauerhaften begleitenden Lächeln, das trage ich so über den gesamten Tag normalerweise nicht auf meinem Gesicht.
Aufzählen könnte ich jetzt gefühlt Tausende von Dinge, doch bevor ich die in aller Selbstherrlichkeit hier im Blog herauslasse, muss das erst mal am und im Leben und natürlich auch an mir ausprobieren.



Bruder, Eltern und ich möglicherweise in unserem letzten gemeinsamen Familienurlaub? Möglicherweise deshalb der Letzte, da Eltern ja auch nicht mehr jünger werden.

Wir folgten der Einladung Bruders in das piekfeine „Papa Rhein" in Bingen am Rhein. Der – also mein Bruder - hatte sich gewünscht mit seiner engsten Familie Zeit zu verbringen, gleichzeitig dort seinen runden Jubiläumsgeburtstag mit uns zu feiern.

Das waren benötigte Wohlfühltage.
Wie sehr sie benötigt wurden, bemerkte ich erst als ich am Rheinufer mit der Familie entlangspazierte. Wunderschön anzusehen und abzugehen.
Auch wenn dort Lokal und Hotels dich an dich nebeneinanderstehen, ist dort Platz für Natur. Hotels und Lokale wirken unübersehbar, jedoch charmant aus dem Hintergrund heraus.

Dazu tuckerten Fähren bis spät in die Nacht übers Rheinwasser, ab und an ein Schnellboot und manchmal so ein herrlich alter Kahn oder ein Passagierschiffchen.

Was in mir eine ungeahnte Ruhe und Lust – noch bevor wir unsere Hotelzimmer bezogen – auslöste, wie ich sie eher selten verspüre.

Enten, die einem wie gute Bekannte immer wieder über den Weg watscheln. Blumen. Kleinere liebevoll angelegte Gartenanlagen. Englischer Garten, Japanischer Garten. Sitz und Liegegelegenheiten alle naselang.

Rheinpromenade und ehemaliges Hafengelände ein Hingucker.
Ob ein Kran von 1487. Oder ein weitaus modernerer. Auf dem moderneren Kran war eine Aussichtsplattform angebracht. Die ich mit Bruder über eine Treppe mit Geländer erklomm. Ohne Geländer wäre ich da aufgrund meiner heftigen Höhenangst niemals hinauf, doch durch das Geländer auch für Höhenangsthasen wie mich machbar.

Alleine die Aussicht auf die Kulisse um uns herum war das Stufensteigen wert. Wobei ich die Liebes- und Hoffnungsschlösschen am Geländer der Aussichtsplattform festgemacht als noch interessanter empfand. Erzählt doch jedes angebrachte Schloss eine Geschichte. Nur welche?

Dazu ob von der Plattform oder beim gemütlichen Schlendern auf der Bingener Rheinuferseite hat man einen ausgezeichnet freien Blick auf die andere Rheinseite; auf Rüdesheim. Das herzensfroh malerisch aus dieser Entfernung wirkt.
Zwischendurch gibt es immer wieder Skulpturen zu besichtigen. Besonders die „Love/Hate" Skulptur und das Denkmal vom „Ludwig IV" hatten erheblichen Eindruck auf mich gemacht.

Kulturufer. Ein Begriff der dort zu Werbezwecken populär ist, doch die Sache besser beschreibt, wie alles andere das mir gerade hierzu einfällt.


Der Besuch im Stadtzentrum spielte für mich eine untergeordnete Rolle.
Da bin ich bedauerlicherweise offensichtlich stark festgefahren, glich mit Worms ab. Empfand „mein Worms" also sympathischer, fesselnder, spannender.

Vater traf im Stadtzentrum auf einen ehemaligen Arbeitskollegen.
Ein kurzer Schwatz bevor wir als Familie erst das Einkaufscenter durchforsteten, dann weitere Gässchen und Straßen erkundeten und in einem Eiscafé uns niederließen um bei Eis und alkoholfreien Kaltgetränken uns eine Verschnaufpause vor dem Rückweg zu gönnen.



Das Hotel „Papa Rhein" war ein absoluter Wohlfühltempel.
Schön, auch schön teuer.
Was mir entgegenkam, dieses „Alle sind per Du" Credo. Das war voll mein Ding.
Freundliches Personal. Nur freundliches Personal! Dazu wirkte diese Freundlichkeit in keiner Form übertrieben oder aufgesetzt. Sondern stets hilfsbereit. Da waren doch tatsächlich Menschen die arbeitenden und dabei aussahen als hätten sie Freude an ihrem Job.


Das Zimmer wurde mit einer Magnetkarte geöffnet.
Dann steckte man die Karte neben die Tür in einen Schlitz um Licht und andere elektrische Geräte wie Föhn und TV benutzen zu können. Mit Herausziehen der Karte aus dem Schlitz wich sofort alle Lebendigkeit aus Licht und Geräten. Fand ich smart.

Für mich der Höhepunkt im Hotelzimmer, zu einem der Schreibtisch, das Telefon mit Wählscheibe, das jedoch keine Wahlscheibe zum Nummernwählen hat und dieser riesige Sessel den bequemen Platz für zwei ausgewachsene Personen bietet.

Auch gab es einen Balkon, der einen Megaausblick bot auf Land, Wasser und Leute.


Die Hotellobby, in der auch die Rezeption zu finden ist, wirkte sofort einladend.
Wobei mich, sobald ich die Lobby betrat, immer wieder die Fantasie überfiel in der bequem aussehenden Sitzecke, der Lobby mit Kamin, im Winter zu sitzen, eine heiße Schokolade vor sich zu haben deren Duft einen in die Nase zieht und dann die Schokolade in der Tasse genüsslich zu schlürfen.
Sobald es draußen kalt und verschneit ist, muss das ein wunderschönes Gefühl sein.

Wie sich wohl Hotels zur Winterzeit generell anfühlen?


Das Frühstückbuffet war trotz Küche vom Sternenkoch mein Essenshighlight.
Eier, Joghurts, verschiedenes Obst (auch kleingeschnitten), verschiedenes Gemüse, Brötchen („aller Sorten), Brot („aller Sorten"), eine Maschine um sich selbst frischen Orangensaft zu pressen, kleine Bratwürste, Eier, Omelett, Kaffee Tee, Pudding, Cornflakes. Rundum alles da.

Vor allem jedoch Familie.
Lachen, reden, dieses umschalten zwischen verschiedenen Themen besonders mit Papa gefiel mir unglaublich gut. So wurde aus heiterem, ernstes und aus manchem etwas trögen Thema entstanden superlustige Dialoge.
Meinen Vater habe ich noch nie so viel aus seiner Vergangenheit erzählen hören, wie dort. U.a. Erfuhr ich das er in Rüdesheim beim Bau des Schwimmbades mitgewirkt hatte. Was weder Bruder noch mir bekannt war.

Was selbstredend Vater, Bruder und mir auch sehr gefiel, dass sich Mama sichtlich wohlfühlte. Was auch daran gelegen haben könnte, dass sie wusste, das sie in den nächsten Tagen in kein Auto steigen musste, dass sie über unbekannte Straßen und Strecken führte.


Morgens wirkten die Menschen lockerer, gelöster, abends bei der Küche des Sternekochs Nils Henkel herrschte stets eine durchaus festliche Atmosphäre.
Alles Gesetzter und vor allem ruhiger und weniger hektisch.

Zu meiner Erleichterung gab es keinen großen Dresscode. Was hieß, ich trug stets eine mittellange schöne Hose und T-Shirt.
Vertreter wie ich, des männlichen Geschlechts hatten wohl alle eine stillschweigende Übereinkunft getroffen, ähnlich auszusehen?
Die zahlreichen Damen hingegen wirkten besonders abends wie aus dem Ei gepellt und individuell. Ich bin mir nicht sicher, ob es am Sommer lag oder einfach nur, weil Frauen, Frauen sind, sowieso in Sachen Eleganz und Modebewusstsein uns Kerlen (zumeist deutlich) überlegen sind?

Wir frühstückten und aßen zu Abend im sogenannten Bootshaus.
Das neben einem großen einladenden Essbereich innerhalb des Bootshauses eine Bar auf einem winzigen Strandabschnitt beherbergte. Vor der Bar standen einladende Schaukeln und edle Barhocker.
Am Rande des Bootshauses gab es großzügige helle Liege- und Sitzgelegenheiten um das Essen sacken zu lassen und um Gespräche zu führen.

Das Abendessen sah ich anfangs etwas kritisch und zeigt wie kleingeistig ich in Sachen Speisen manchmal (noch) unterwegs bin.
Erbsencreme mit Haselnüssen, Kokosmilchreis, gratinierter Kalbsrücken, Entengewürzbrust schmeckten gut bis ganz vorzüglich. Alleine am Erdbeerkäsekuchen hegte ich keine Sekunde Zweifel, dass er mir hervorragend schmecken werde.
Anfangs dachte ich, von diesen Miniportionen wird doch kein normaler Mensch satt. Doch weit getäuscht, nach den jeweils drei Gängen bestehend aus Vorspeise, Hauptspeise und Nachtisch war ich immer Pappsatt und überaus zufrieden. – Diese gehobene Küche war eine wertvolle Erfahrung. Regelmäßig brauche ich das so auch in Zukunft nicht.

Was mir beim Essen bereits leid tat, war Bruders Geldbeutel.
Für so eine appetitliche Mahlzeit zahlt man bei vier Personen doch schon einige hundert Euro. Auch Hotel und Co. waren sicher nicht ganz billig.
Im Gegensatz zu meinem Bruder, der seit jeher ziemlich großzügig und freizügig ist, bin ich eher der „Dagobert Duck" innerhalb der Familie.

Da bleibt einem nichts anderes übrig als anerkennend „Danke, Danke, Danke und nochmals Danke" zu sagen.



Für uns als Familie waren diese Tage in Bingen extreme wichtig.
Ich bin sicher, je mehr Zeit vergeht, desto mehr wird man den Wert dieses Familienurlaubs und die zahlreichen Erinnerungen erst im Nachhinein so richtig schätzen und lieben zu wissen.

Unternehmung mit der Familie. Das stundenlange beisammensitzen und der Austausch der doch ein wenig anders war als Zuhause.
Ruhiger, weniger schnelllebig und vor allem mit ganz viel Zeit füreinander nehmen.
Da gab es kein zwischen Tür und Angel, sondern nur zuhören, aufpassen, Rückmeldung.
Ein stetiges großes Miteinander.


Jetzt jedoch bin ich froh wieder zu Hause zu sein, das fühlt sich zauberhaft an.
Ab und an auszuschweifen ist wunderbar, doch zuhause ist und bleibt es zumindest für mich doch am allerschönsten.



Seid nett zueinander und passt gut auf Euch auf! Wer immer ihr auch seid!?
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