Von John Baker Sander auf Montag, 06. Januar 2025
Kategorie: Öffentlich

„Wintermomente Beschwörer“

Um kurz vor neun Uhr am Sonntagmorgen stellte ich fest, dass es über Nacht geschneit hatte. Statt mich gedanklich an der weißen Pracht zu erfreuen, grummelte ich in meinen Drei-Tage-Bart hinein: „Muss das denn sein? Am letzten freien Tag! Hätte der Schnee nicht zumindest warten können, bis der Alltag wieder einsetzt? Verfluchter Schnee!"

Das Brummen half mir nichts. Aufstehen. Schneeschippen war angesagt. Schließlich muss zumindest der Bürgersteig – gesetzlich – ja von der Schneemenge befreit werden.

Dick angezogen und noch total verschlafen stand ich bei minus 1,1 Grad Celsius draußen. Kein Blick für die Schönheit der Schneedecke. Besonders anfangs – der Schnee war schon wieder am Matschwerden – wollte ich nur die Beseitigung des Winterweiß schnell hinter mich bringen und zurück in mein warmes Bett, das auf mich wartete.

Erst mit meinem Vater – den es nicht drinnen hielt – an meiner Seite und ein wenig albernem Wortgeplänkel zwischen uns konnte ich dem Schnee allmählich etwas abgewinnen. Möglicherweise lag es aber auch daran, dass die Frischluft mit ihrem rauen Winterduft mittlerweile den letzten Krümel Müdigkeit aus mir vertrieben hatte.

Was für ein Anblick, wenn die vertraute Umgebung mit einer Schneeschicht bedeckt ist! Das hat noch immer einen geradezu märchenhaften Flair auf mich. Dazu diese bereits erwähnte gute Luft, die so wohltuend in die Lungen zieht und sie durchspült. Umgebung und Stimmung, die in einem eine Aufbruchsstimmung erzeugen. Gerade jetzt, im neuen Jahr, das noch am Anfang steht.

Vater und ich schippten gut gelaunt Seite an Seite, die Straße, unseren Hof, den Hof meines Bruders. Wir schoben den Schnee in den Vorgarten oder auf eine der mehreren vorhandenen Rasenflächen. Dort stört er nicht, kann liegen bleiben und in Ruhe wieder verschwinden.

Sogar einige Familien zogen ihre Kinder auf Schlitten durch die Straßen. Dick eingemummelt und dennoch fröhlich dreinschauend. Wann hatte ich zuletzt Menschen gesehen, die mit Schlitten unterwegs waren? Gefühlt ist das Jahre her.

Nachdem wir unser Werk getan hatten und beim Frühstück saßen, fragte ich mich: Wann hatte ich zuletzt ein Frühstück so achtsam wahrgenommen? Ich spürte deutlicher als sonst die Heizungswärme, die den Körper einhüllte und einfach guttat. Den Christstollen intensiver auf der Zunge, die Familie um mich herum, zufrieden und positiv dem Sonntag entgegenblickend.

Auch am Abend, bevor ich mich zum Lesen hinsetzte, warf ich einen Blick aus dem Fenster. Unsere Rasenfläche und die Nachbargärten waren noch mit Schnee bedeckt. Dieser Anblick erzeugte in mir eine geradezu feierliche Stimmung.

Wenn ich es zulasse, Herz, Seele und Augen weit offen habe, hat Schnee immer noch diesen besonderen Zauber wie in meiner Kindheit. Die Welt wirkt ohne Frage sehr viel entspannter. In mir steigen Wintergefühle auf und eine besondere Sehnsucht nach Friedlichkeit und Gemütlichkeit, sogar die eine oder andere Wintererinnerung.

Sicher bin ich nicht, wie echt diese Wintermomente aus mir herausgebrochen sind oder ob ich sie unbedingt erleben wollte. Vielleicht habe ich sie – diese Wintermomente und Stimmungen – mit allen Mitteln aus mir hervorgezerrt?

Grundsätzlich ist das jedoch egal!
Allein diese Friedlichkeit und besondere Stimmung in sich zu spüren, ist ein Grund, solche Momente immer wieder heraufzubeschwören. Sie erzeugen in mir eine besondere Achtsamkeit, treiben mich positiv durch den Tag und hinterlassen ein wunderbares Gefühl. Ich glaube fest daran, dass, wenn man sich selbst gut fühlt und mit sich im Reinen ist, das vielleicht auch auf andere ausstrahlt.
Vielleicht trägt es sogar dazu bei, dass sich die eine oder andere Person dadurch ein bisschen besser fühlt?


Passt gut auf euch auf und seid nett zueinander, wer immer ihr auch seid!?

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