Die Sage von der schönen Remsquellnixe wurde erstellt von Fizzy Lemon
DIE SAGE VON DER SCHÖNEN REMSQUELLNIXE
Es begab sich zu einer längst vergessenen Zeit in einer sternenklaren Nacht im Mai, dass sich ein einfacher Müllersjunge im vollen Mondenschein aufmachte, um seine von harter Arbeit geschundenen Füße im kühlen Bächlein zu erfrischen. So kam es, dass sich der Jüngling nach dieser Wohltat ins sprießende Grün legte und weil es schon spät war, augenblicklich einschlief. In der Stille der zauberhaften Frühlingsnacht vernahm er halbschlafend, halbwachend eine so liebliche und zarte Stimme, dass er sich von seinem Nachtlager erhob und dem leisen Gesang nachging. Nicht unweit seines Rastplatzes an einer Biegung, an der das Wasser etwas tiefer war und das Ufer sich sacht in die blühende Wiese schmiegte, sah er ein wunderschönes Mädchen im Bache stehen und verliebte sich auf der Stelle unsterblich in diese elfenhafte Erscheinung. Geblendet von ihrem Liebreiz und völlig von Sinnen, ging der arme Müllersjunge auf sie zu und sprach sie an, worauf der Gesang erstarb und das Mädchen zu Tode erschrak.
Sie flehte ihn an, umzukehren, seiner Wege zu gehen und dieses Erlebnis zu vergessen, denn auf ihr laste ein Fluch. Der Remsquellgeist würde sie und denjenigen, der sie beiTageslicht erblicke und mit ihr spreche augenblicklich zu Stein verwandeln. Von Angst getrieben, verließ der junge Müller eilenden Schrittes diesen magischen Ort und legte sich zuhause schlafen. Obwohl ihm am nächsten Tag so war, als habe er alles nur geträumt, konnte er nicht aufhören an dieses schöne Mädchen zu denken. Ohne Ruhe verrichtete er sein Tagwerk in der Mühle seines Vaters, lief rastlos umher und war besessen von Liebe und der Anmut des bezaubernden Wesens der letzten Vollmondnacht. Trotz der Warnungen des Mädchens, konnte er sich sein irdisches Dasein nicht mehr ohne sie vorstellen. Den Sinn und Verstand verloren, lief er jeden Abend zu der verwunschenen Stelle, doch fand das schöne Mädchen nicht wieder.
Als aber nach vier Wochen der Tag fast zu Ende ging und der Mond wieder voll am Himmel aufgehen sollte, machte er sich abermals auf zur Rems und vernahm schon von weitem die süße und klare Stimme, die ihn vom ersten Moment an in den Bann gezogen hatte. Eiligen Schrittes zog es den von Liebeskummer gepeinigten Jüngling zur Biegung des Baches. Er erblickte die Remsquellnixe und mit stockendem Atem streckte er die Hand nach ihr aus und berührte vorsichtig ihre zarte Schulter. Ohne auch nur einen kleinen Moment in die Augen der Angebeteten geblickt zu haben, erstarrte der liebeskranke Müllerssohn zu Stein und ward im ganzen Land nie mehr gesehen. Die Nixe aber wurde vom großen und bösen Remsquellgeist in den Berg gesperrt und seit diesem Tag weint sie unaufhörlich bittersüße Tränen durch den Felsen ins Tal. Nur in den Vollmondnächten im Mai erlischt der Fluch und ihr Gesang ist süß und zart zwischen dem leisen Rascheln der Blätter zu hören.