Von John Baker Sander auf Sonntag, 12. Januar 2025
Kategorie: Öffentlich

„Wer ohne Grund eliminiert, verliert“

Wann bin ich zuletzt aus der Stadt zurückgekehrt, ohne einen Cent in irgendeinem Geschäft oder an irgendeiner Bude auszugeben?
Ich kann mich nicht daran erinnern.
Keine benötigten Lebensmittel, keine Waschutensilien, nichts Vergnügliches, einfach nichts.
Das muss wirklich ewig her sein.

Aufgefallen ist mir das allerdings nicht während des Stadtgangs oder unmittelbar danach, sondern erst, als ich gemütlich im Wohnzimmer - zur besten Sendezeit - auf der Couch saß. Mit meinen Eltern verfolgte ich halbherzig eine Schlagershow. Halbherzig deshalb, weil wir mehr auf die Wortvorträge untereinander lauerten, als uns auf das TV-Bild oder den Ton zu konzentrieren. Die Musik war eine willkommene und launige Hintergrundbegleitung und erfüllte damit optimal ihren Zweck.

Sechzig Buchseiten habe ich im „Adenauerring" gelesen.
Erneut Sonnenschein für die Seele. Dennoch waren 5 C° nur bedingt unterhaltsam, und nach einer Weile spürte ich den Wind trotz Mütze am Kopf auch durch die Hosenbeine ziehen.

Apropos „Adenauerring":
Die öffentlichen Toiletten wurden dort – laut einem Schild – „wegen Vandalismus" geschlossen. Dieses Schild hängt auch schon seit über einem Dreivierteljahr an den öffentlichen Toiletten des Bahnhofsgebäudes.

Muss das wirklich sein?
Alles kurz und klein zu machen? Blind seiner Zerstörungswut freien Lauf zu lassen?
Alles, was der Öffentlichkeit Freude bereiten könnte, zu „schreddern" und zu eliminieren?

Die Toiletten sind für mich nur das aktuellste Beispiel und stehen stellvertretend für vieles.
Wer macht denn sowas? Für mich gibt es darauf nur eine Antwort: Jemand, der gelangweilt ist (vielleicht aber noch zu bekehren – hoffen wir es), jemand, der anderen nicht den Dreck unter den Fingernägeln gönnt, oder jemand, der total unzurechnungsfähig ist.

Komme ich hier gerade wie ein Moralapostel herüber?
Gut so. Das war meine Absicht, von der ich keinen Millimeter abrücken werde.

Hoffentlich erwischen sie euch! Dann könnt ihr eine Woche lang öffentliche Toiletten schrubben. Ich bin mir sicher, dass macht keinen großen Spaß.

Übrigens, Danke an alle, die solche Jobs übernehmen! Ich wäre dazu sicher nicht in der Lage.

Besser, als Vandalismus zu betreiben, wäre es, sich am „Urban Gardening" zu beteiligen – dem Verschönern von Räumen.
Den Begriff kenne ich übrigens erst seit ungefähr drei Minuten. Ich fragte das Internet, was das Gegenteil von Vandalismus sei, und erhielt mehrfach diese Antwort.


Genug aufgeregt.

Ich habe mir die Freiheit genommen, nochmals eine Dreiviertelstunde durch meine Lieblingsbuchhandlung zu wandern. Cover bewundert, Buchrücken gelesen, in Bücher hineingeblättert und den ein oder anderen Satz aufgeschnappt. Besonders angetan hat es mir aktuell „Kein Guter Mann" von „Andreas Izquierdo". Die Geschichte fesselt mich und sorgt dafür, dass ich mich in die Seiten vertiefe wie schon lange nicht mehr.

Das Lesen macht mich so glücklich und zufrieden wie selten zuvor.
Derzeit verschlinge ich regelrecht Buchseiten. Das wird bestimmt auch wieder weniger, aber im Moment tut es mir gut und ist eine willkommene kleine Alltagsflucht.

Sonntag.
Mein Vorhaben für diesen Sonntag: nicht zu lange im Bett bleiben und meiner Familie Gesellschaft leisten.


Passt gut auf euch auf und bleibt offen und herzlich, wer immer ihr auch seid!?
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