Es war ein wunderschöner Tag in diesem Frühling, als sich Schornsteinfeger Schwarzkopf auf den Weg zur Arbeit machte. Die Sonne lachte schon früh vom Himmel und er genoß ihre wärmenden Strahlen auf der Haut, als er ein lustiges Lied pfeifend durch die Stadt fuhr. An jeder Ampel, an der er halten musste, beobachtete er die ersten Bienen und Schmetterlinge, die sich am Nektar der ersten Blüten, die keck aus dem Grünstreifen neben der Straße hervorschauten, fleißig bedienten. „So kann das Leben sein...“, dachte sich Schwarzkopf und gab wieder Gas, als die Ampel auf grün sprang.
So fuhr er vergnügt durch die Stadt und bog in die Straße ein, in der seine erste Kundschaft wohnte. Doch plötzlich musste Schwarzkopf scharf bremsen. Völlig verdutzt schaute er auf die Straßensperre, die vor ihm errichtet war und noch ehe er überhaupt begriff, was geschah, kamen schon zwei Männer in Ganzkörperoveralls mit Gasmasken auf das Auto zugeeilt. Sofort rissen sie die Fahrertür des Autos auf und zerrten den Schornsteinfeger unsanft aus dem Fahrzeug. Angst befiel ihn und er fragte zitternd: „Wwwwas ist den looos? Kaann mir mal jemand saaaagen, waas das soll?“
Doch auf eine Antwort wartete der freundliche Schornsteinfeger vergebens. Die Männer bugsierten ihn in einen kleinen Bus, schlugen die Schiebetür zu und klopften dem Fahrer auf die Schulter. Ein Zeichen dafür, dass die Fahrt beginnen konnte. Eiligen Tempos rauschte der Kleinbus davon in Richtung Krankenhaus. Dort angekommen wird Schornsteinfeger Schwarzkopf sofort von zwei weiteren Männern in ebensolcher Montur in Empfang genommen und durch die Gänge und Flure eines merkwürdig leeren Krankenhausflügels gebracht. In einem der offenbar leeren Zimmer stand unter einem hermetisch abgeriegelten Zelt, welches wohl auch noch mit Sauerstoff künstlich belüftet war, ein Klinikbett und Schwarzkopf wurde unmissverständlich befohlen, sich da rein zu legen. Die Angst, die den armen Schornsteinfeger bemächtigte, ließ ihn auch gehorchen und er betrat das Zelt ohne weitere Gegenwehr.
Erst jetzt betrat ein Arzt, ein hagerer Kerl mit schloweißem Haar und eisblauen Augen, den Raum, schaute auf sein Klemmbrett, danach auf Schwarzkopf und richtete dann das Wort an ihn. „Herr Schwarzkopf. Es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass sie wohl von einem gefährlichen Virus befallen sind. Wie auch alle anderen, die in diesem Viertel, in dem Sie die Kamine reinigten, wohnen.“ Mit einem leisen Kichern fügte er noch hinzu: „...oder besser wohnten!“
„Ja, und nun?“, stammelte Schornsteinfeger Schwarzkopf, „ Was ist nun mit mir? Was soll das?“
„Nun, Herr Schwarzkopf...“, eine mehr theatralische, als rhetorische Pause musste der arrogant wirkende Arzt dann doch einlegen, „...wir werden Sie hier behalten. Zur Beobachtung. Sie sind unter strikte Quarantäne gestellt. Sollten Sie etwas benötigen, dann dürfen Sie den roten Knopf drücken und man wird sich um Ihre Wünsche kümmern.“
„So sagen Sie doch, was mit mir los ist! Ist es ernst? Ist es tödlich? Sagen Sie es!“, flehte Schwarzkopf nun energischer.
„Wir wissen es noch nicht. Und solange wir noch nicht viel über dieses Virus wissen, bleiben Sie und die anderen Anwohner unsere .... Gäste.“, sagte der Arzt mit einem süffisanten Lächeln, was ihn nur noch arroganter wirken ließ.
Danach wandte sich der Arzt ab und verließ grußlos den Raum. Mit ihm die Männer in den Overalls. Und Schwarzkopf setzte sich aufs Bett. Fassungslos. Hoffnungslos. Voller Angst.