"Hier ist DJane Oberschnute und ihr hört Radio Lunaria!", sagte Little Angel in das Mikrofon, das Freundchen ihr extra spendierte, damit sie auf Sendung gehen konnte. Nach anfänglichem Zögern fasste sie sich ein Herz und überwand sich. Die erste Sendung war ein voller Erfolg und das gab ihr Zuversicht und Auftrieb. Auch die weiteren Sendungen kamen beim Publikum gut an und ehe sich Little es versah, hatte sie sich an ein regelmäßiges Senden so gewöhnt, dass ihr was fehlen würde, wenn sie nicht eines Abends auf den Stream könnte. Ihr Repertoire vergrößerte sie immer weiter und versuchte sich an diversen Stilrichtungen, die sie in immer neuen Varianten präsentierte. Mal war es der "Nachtexpress", der die Hörer in das Bett begleitete, mal war es die "Rocknight", in der sie es ordentlich krachen ließ. Je mehr sie sich mit ihrer Rolle als Moderatorin identifizierte, desto mehr brachte sie sich ein und hatte langsam aber sicher an sich selbst hohe Ansprüche, denn das sei sie ihrem Publikum schuldig. Sagte sie sich selbst. Sie investierte in die Vorbereitung ihrer Sendungen viel Zeit und Mühe und sammelte allerlei Informationen über die Musiker und ihre Hintergrundgeschichten, aus denen sie mit Verve verfasste Anmoderationen bastelte und die immer mehr zu ihrem Markenzeichen, natürlich neben ihrer Stimme, wurden. Nun endlich war sie etabliert und durfte nicht nur Musik aus der Dose spielen, sondern sogar Gäste im Studio begrüßen. Zwar nicht die ganz großen Stars, aber man sollte nicht immer sofort nach den Sternen greifen. Es kann auch genügen, den kleinen Unbekannten eine Bühne zu bieten und da passte es wunderbar, dass sie die Mittelalterformation "Lumpaci Vagabundus" auf einem Mittelaltermarkt ansprach und einlud. Die Truppe sagte sofort zu und kam mit ihren Trommeln, Zystern und Dudelsäcken in das kleine Studio, gaben belustigt und jovial Auskunft auf Angels Fragen und machten sich dann parat live zu spielen. Welch Gaudi! Dass dabei die Nachbarin an die Wand klopfte und wie von Sinnen "Ruuuuuuuuuheeeeeeeeeee!" brüllte, war an diesem Tag egal, denn die Sackpfeifen übertönten das und keiner hörte es.