In milden Sommernächten zieht es mich oft hinaus aus dem stickigen Zimmer, in dem man ja doch keinen Schlaf findet, und hänge bei einem Mondscheinspaziergang meinen Gedanken nach. Das sanfte Licht des Mondes reicht aus um meine Schritte sicher zu lenken und da ich meist Probleme bei starkem Sonnenlicht habe, ist das für meine Augen sogar angenehm. Es gibt Leute, die in diesem Licht Angst vor den diffusen Schatten haben, die sich in ihrer Vorstellung zu wahren Monstren ausbauen und dann doch nur irgendein streunendes Tier sind, die am Ende mehr Angst vor dem Menschen als umgekehrt haben. Die romantisierten Bilder von Käuzen, deren Rufe durch die Nacht hallen, sind freilich schon lange nicht mehr mit der Realität vereinbar. In den Städten sowieso nicht. Der Mensch machte die Nacht zum Tag und das zuweilen in einem dermaßen großen Ausmaß, dass man von Lichtverschmutzung spricht. Übrigens etwas, das der Fauna durchaus schaden kann und mich würde es nicht wundern, wenn es dem Menschen auch schaden würde. Aber so scheint diese Spezies zu sein. Alles muss jederzeit im Übermaß vorhanden und verfügbar sein. Dabei schmunzle ich und denke an eine Passage aus "Die letzte Generation", einem Roman des Schriftstellers Arthur C. Clarke, der ein zukünftiges Utopia schilderte, in dem Roboter die Arbeit machen. Niemand hat mehr finanzielle Nöte oder gar eine Existenzangst und von Problemen wie etwa einem Haushaltsloch würde man nur in der Vergangenheit begegnen. Die Kriminalität gibt es zwar auch da noch, aber sie hat sich stark verändert. Diebstahl/Raub gäbe es gar nicht mehr, weil es auch keinen Sinn machen würde in einer Gesellschaft in der jeder alles jederzeit und in beliebiger Menge haben kann. Und doch wird der Mensch seine Geißel Kriminalität nicht los. Wenn nicht aus Habgier, dann aus Eifersucht und eben aus purer Machtgeilheit heraus. Dann werden Kriege angezettelt und haufenweise Menschen als Kanonenfutter für irrsinnige Großmachtpläne verheizt. Dabei gab es das zu oft in der Geschichte der Menschheit und es drängt sich einem die Frage auf, warum der Mensch nicht endlich aus dieser Vergangenheit lernt? Wozu erlassen wir, die Weltgemeinschaft, beispielsweise Menschenrechte, wenn sie dann doch von ein paar Wenigen mit Füßen getreten werden können? Warum lässt man Menschen, die friedlich miteinander auskommen mögen, nicht einfach in Ruhe? Warum fällt es der Menschheit so schwer und begeht noch immer eine Menschenrechtsverletzung nach der anderen, ohne daraus einen Erkenntnisgewinn zu haben?
Als ich wieder zuhause ankam, merkte ich, wie mich diese Gedanken ermüdeten und die Runde durch die sommerliche Vollmondnacht sorgte bei mir für die nötige Bettschwere. Ich weiß, auch morgen wird es auf diese Fragen keine befriedigenden Antworten geben, aber solange es noch Menschen gibt, die sich diese Fragen stellen und bereit sind, darüber nachzudenken, schlafe ich wenigstens in Hoffnung auf eine bessere Gesellschaft ein.