Teil 3
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Diese Nacht plagten Prof. Citronimus Lemonatis schlimme Alpträume. Immer und immer wieder hörte er ein Knattern und ein bis ins Mark eindringende, immerwährende huhuuu im Traum. Sogar im Schlaf lief ihm ein Schauer über den Rücken, und instinktiv deckte er sich bis nach oben hin zu. Gleichzeitig trauerte er im Schlaf um seine verlorenen Haare. Diese Kombination der Gefühle ließ ihn wie gerädert aufwachen. Egal wie stark sich der Professor auch ablenkte und bemühte, dieses leere Gefühl des Verlustes blieb Tag und Nacht in der Magengegend.
Ziemlich zur selben Zeit, also um 9 Uhr, trafen sich die 3 Frauen nach dieser kurzen Nacht zum Frühstück vor dem Rathauscafe. Wie konnte es anders sein, genau jetzt trafen sie auf Hr. Panama Passieren. Er ist immer sehr höflich, charmant und zuvorkommend. Jedoch neugierig wie die Köchin Mitzi Tant´ vom Kindergarten. Er selbst ist ja ständig auf Reisen. Das erwartet man ja auch von ihm durch die verschiedenen Posten, die er ausübt.
Hr. Panama Passieren ist nämlich so eine Mischung aus Bürgermeister, Polizist und Bodyguard. Er hat ja seinen Namen auch nicht umsonst. Als er ein Kind war entdeckte man, dass Hr. P.P. eine Gabe hat. Man muss sich vorstellen, er wurde damals wirklich sehr wütend, bekam einen ganz roten Kopf und sprang vor Zorn im Kreis. Naja das machen andere Kinder auch, aber bei ihm löste das eine Art Dampfkessel aus, und alle in seinem Umfeld wurden dezent durch die Luft geschleudert. Beschämt mit dem Blick zu Boden geneigt meinte er damals: „ Panama passieren.“ Und so entstand sein Name.
Die Fähigkeit und die Tatsache, dass er gerne reist und sich in einem fernen Land eine Kampfsportart aneignete, befähigten ihn noch zusätzlich für all diese Posten. Zum Glück musste er sie, die Kampfsportart, noch nie anwenden, denn es klingt schon wahnsinnig gefährlich und auch ein wenig grausig. Es handelt sich dabei um Mäusetsunami. Keiner weiß wie es geht oder aussieht außer ihm. Nicht einmal Prof. Citronimus Lemonatis, obwohl er eine Bibliothek hat, fand nichts darüber heraus. Er will es auch niemandem erzählen bzw. erklären. Aber eines Tages kommt alles heraus. So viel steht fest. Da sind sich alle einig.
Als Hr. P.P. im Cafe die drei Frauen erblickte, stand er von seinem Sessel auf, verbeugte sich und sagt in seiner freundlichen Art: „Guten Morgen die Damen, möchten sie mir eventuell Gesellschaft leisten, und mir die Ehre erweisen sich zu mir zu setzen?“ Auch wenn ihm bewusst war, dass er keine Chance bei der kleinen Angel hatte, so versuchte er trotzdem jede noch so geringe Chance zu nutzen, um ihr nahe sein zu können.
Die Frauen sahen sich kurz an und nickten sich zu. Das Cafe war immer sehr gut besucht, und deshalb auch ziemlich voll. Sie gingen zu seinem Tisch, begrüßten ihn genauso freundlich und bedankten sich für sein nettes Angebot. Sie bestellten schnell und zahlten sofort als die Getränke zum Tisch gebracht wurden.
Hr. Panama Passieren fiel auf, dass die Drei etwas gestresst wirken, und so fragte er sie unverblümt, „Was ist denn nur los, und warum haben sie es so eilig heute?“
Er wollte zwar immer alles wissen, aber da er ständig unterwegs war, bekam er natürlich nicht einmal die Hälfte mit.
Fr. Hasal als Vorsitzende sah ihn etwas streng an, hob dabei eine Augenbraue aber antwortete dabei gelassen: „Werter Hr. Panama, wie sie sich denken können haben wir jetzt leider nicht die Zeit sie in alles einzuweihen, aber bei nächster Gelegenheit sind sie der Erste, der in Kenntnis gesetzt wird.“
Genau in diesem Augenblick fuhr Lady Luni mit der Kutsche vors Rathaus und hielt an. Die drei Frauen standen auf, bedankten sich noch einmal, verabschiedeten sich höflich und verließen im Gänsemarsch das Rathauscafe. Nach schneller und herzlicher Begrüßung der Damen, stiegen die Drei in die Kutsche, und als sie Platz genommen hatten ging die Fahrt auch schon los. Die kleine Angel hatte ein mulmiges Gefühl, denn sie hatte sehr großen Respekt und auch etwas Angst vor der Hexenmeisterin. Unbegründet versteht sich, denn sie ist ja ein guter, hilfsbereiter und süßer kleiner Angel.
In der Zwischenzeit stöberte Prof. Citronimus Lemonatis in seinen besten Büchern nach, ob es nicht doch etwas gibt um seinen Haarwuchs zu beschleunigen, damit er wieder schnellst möglich einen langen Zopf haben und seinen unverkennbaren Duft versprühen kann. Er fühlte sich fast schon nackt am Kopf. In betrübten Gedanken vertieft, störte ihn heute nicht einmal die laute Hardrock Musik von Guby.
Lady Luni genoss die Ausfahrt auf ihre eigene Weise. Sie würde zwar keinem Lebewesen Leid zufügen, aber die Peitsche schwingen kann sie wie John S. in seinen Westernfilmen. Die Damen hinten in der Kutsche genossen es natürlich ebenso. So oft haben sie ja nicht die Möglichkeit darin mitzufahren. Plötzlich fiel Principessa Remidemi etwas ein. „Ich hab´s! Wir könnten unser Traumland doch etwas beleben. Oder was glaubt ihr?“ „Und wodurch oder wie?“, fragte Lady Luna. „Naja indem wir Kutschenfahrten zu fairen Preisen anbieten. Die Pferde werden bewegt, es wär mehr Geld in der Dorfkasse und Lady mal ehrlich, es ist doch auch schön wenn man Mal keine Kosten hat, oder?“ „Hmm, das klingt wirklich gut. Du meinst das Futter, die Reparaturen der Kutsche sowie der Tierarzt für die Pferde werden davon bezahlt?“, fragte sie zur Vorsicht nach. „Ja genau, und alles was dann überbeleibt könnten wir als Fond für bedürftige Menschen oder Tiere aus der Gemeinde anlegen und verwenden. Oder eben für Forschung im Gesundheitswesen, Geräte und Instrumente fürs Spital,… All so was eben.“
„Eine wirklich geniale Idee“, stimmten auch die anderen Beiden mit ein. „So aber nun konzentrieren wir uns wieder auf unser derzeitiges Projekt“, sagte die Vorsitzende strenger als beabsichtigt. Lady Luni, Remidemi und auch die sonst so stille Angel, nickten und lachten deswegen herzhaft.
Endlich sind sie am Waldrand angelangt. Jetzt nur mehr zwei lange Gerade und mittig eine starke rechts Kurve. Dann kommt schon der Bach wo sich am anderen Ende die Waldhütte von Tschenny Tschen befindet. „Am Hexenbach machen wir Rast. Auch die Pferde brauchen eine Erfrischung“, sagt Lady Luni bestimmt. „Wie schön es doch hier ist“, schwärmte Angel. „Kein Wunder, dass die Hexenmeisterin hier wohnt“, meinte auch Hasal. „Die Umgebung ist nett, aber ihr Haus wäre mir zu einfach“, rümpfte Principessa Remidemi etwas ihr Näschen. Lady Luni schmunzelte und meinte zwinkernd in ihre Richtung: „Ein Schloss passt aber nicht zu ´ner Hexe, oder meine Liebe?“
Kurz blitze es in Remidemi´s Augen auf, dann lachte sie aber auch und stimmte Lady Luni zu.
Fortsetzung folgt...