Teil 4
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Lady Luni manövrierte die Kutsche an den Waldrand zwischen den Bäumen. Nun wies sie die Anderen an aus der Box am Kutschenende den Picknickkorb sowie die Decke zu nehmen, und einen geeignet Platz nahe dem Wasser zu suchen. Sie selber würde die Pferde ausspannen und zum Bach führen.
Wie gesagt so getan. Nachdem die beiden Shire Horse ausreichend getrunken und ihre Füße im Wasser abgekühlt hatten, brachte Lady Luni sie wieder zurück zur Kutsche und spannte sie ein. Wie recht sie doch hatte, denn Lereu kreiste 3 Runden über ihnen. Und obwohl es sanfte Riesen sind, mögen sie das Geräusch der Flügelschläge nicht.
Nun konnte sich auch die Lady etwas entspannen und vor allem erholen. Immerhin haben sie schon eine 15 Kilometer lange Strecke zurückgelegt und waren 90 Minuten unterwegs. Eine kleine Pause tut allen gut. „Es sind ca. noch 5 bis 7km, also kommen wir grad richtig zum Mittagessen an“, überlegt die Lady laut. Angel riss ihre schönen grünen Kulleraugen auf und sagte entsetzt: „Was? Ich muss dort etwas essen? Was wenn sie uns vergiftet oder betäubt? Gefangen nimmt oder verzaubert?“ Man konnte richtig die Panik aus ihrer Stimme hören. „Aber Angel, sie ist doch eine von den Guten. Unsere Freundin seit langer, langer Zeit. Und wenn wir absolut ratlos sind, besuchen wir sie“, klärte Hasal sie auf während sie ihr besänftigend über den Kopf streichelte. „Und außerdem wird die Hexenmeisterin in spätestens 3 Minuten darüber informiert, dass sie Besuch bekommt“, informierte Lady Luni die Anderen. Ein großes Fragezeichen machte sich förmlich im Gesicht der drei Frauen breit, und Lady Luni kam nicht drum herum laut zu lachen. Ach ihr wieder. Nun machte sie eine theatralische Handbewegung und sah zum Himmel hoch als sie fragte: Habt ihr nicht Lereu am Himmel gesehen oder gehört? Er hat uns sogar mit nem lauten huhuuu begrüßt.“
Angel schüttelte verneinend den Kopf und Hasal sagte es. Principessa Remidemi hob nur die Schulter und meinte: „ Entschuldigung, ich war mit meinen Gedanken ganz wo anders.“
„Na gut, lasst uns zusammenpacken und wegräumen um den letzten Teil der Strecke endlich hinter uns zu lassen“, meinte Lady Luni noch immer schmunzelnd.
Angel etwas eingeschüchtert jetzt bei dem Gedanken die Eule nicht bemerkt zu haben, faltet die Decke sehr langsam zusammen. Hasal nahm Angel bei der Hand und gemeinsam gingen sie schweigend zur Kutsche wo Lady Luni schon mit der geöffneten Box am Kutschenende auf sie wartete. Alles war verstaut und die Damen saßen wieder auf ihren Plätzen. Mit einem schmatzenden Geräusch sowie „Hüüüjaaa meine Schönen“, gab Lady Luni den Befehl an ihre beiden Pferde sich wieder zu bewegen und schnalzte dabei zusätzlich mit der Peitsche in die Luft.
Lereu war schon längst bei Tschenny Tschen angekommen und flatterte aufgeregt um ihre Kugel. „Ist ja gut Lereu. Ich habs doch verstanden. Setz dich in deine Höhle und schlaf endlich“, sagte sie etwas besorgt. „Soso, wir bekommen Besuch. Na dann richte ich mal Getränke und etwas zu essen her“, sagte sie zu Lereu, der jetzt auf ihrer Schulter saß. Sie dachte jetzt bei sich, sorry mein Freund, lächelte kurz, wackelte mit dem linken Ohr und schwups war die Eule in ihrer Höhle.
Der Hexenkessel war rasch aufgesetzt. Es wird ein Drei – Gänge – Menü geben, dessen war sie sich sicher. Dazu reicht sie frisches Brunnenwasser, angereichert mit Blubberbläschen, aufgebessert mit Zitronenscheiben und Minzblättern. Als Aperitif wird sie ihren berühmten Pilzschnaps reichen, der in Gläsern mit Schimmelrand und Strohhalm serviert wird.
Natürlich hat sie als perfekte Gastgeberin nicht auf die Pferde vergessen. Hinter ihrem Haus hat sie schnell eine kl. Koppel gezaubert, in der es eine Tränke gibt, sowie eine Heuraufe in der sie Äpfel versteckt hat. Nach all der Arbeit und dem Stress nur noch einmal schnell hexen um für den Besuch schön zu sein, und schon kann es losgehen.
Und tatsächlich, in diesem Augenblick fuhr auch schon die Kutsche mit den Damen vor.
Tschenny Tschen begrüßte alle sehr herzlich und meinte zu Lady Luni: „Hinterm Haus findest du für deine Pferde eine Koppel.“ Lady Luni nickte dankbar, spannte die Beiden ab und brachte sie zur Koppel. Jössas, dachte sie, welch Mühe sich die Gute doch gemacht hat. Kaum waren die Pferde versorgt, beeilte sie sich ins Haus zu kommen. Drinnen angelangt musste sie sich erst an das Licht gewöhnen. Es duftete nach herrlichem Essen, da waren sich alle einig. Sobald Lady Luni die Hexenmeisterin erblickt hat, ging sie auf sie zu, umarmte diese herzlich und bedankte sich für all die Mühe, die sich Tschenny Tschen gemacht hat.
„Kommt meine Lieben, nehmt doch bitte Platz. Ich freue mich so, dass ihr hier seid. Schenkt euch bitte selber nach Lust und Laune ein und trinkt so viel ihr wollt. Und keine Sorge, die Karaffe wird nie leer“, sagte sie mit lachendem Gesicht. Angel roch vorsichtig daran, aber die frische der Zitrone und Minze entfaltete sich sofort in ihrer Nase. Nun probierte sie eine Schluck, und darauf gleich noch einen. „Mmmh, das ist genau das richtige Getränk nach der langen Reise“, lobten fast alle im Chor.
Angel entspannte sich nun, aber schimpfte sich insgeheim wegen ihrer Vorurteile.
Während Angel, die zum ersten Mal hier war noch alles genau betrachtete, unterhielten sich die vier Anderen angeregt, da sie sich schon ewig nicht mehr gesehen hatten.
Tschenny Tschen freute sich so, dass sie es nicht abwarten konnte um auf den Punkt zu kommen. „Also ihr seid wegen dem traurigen Professor hier, stimmt´s?“
„Ja“, kam es wieder im Chor. Es war schon sehr erheiternd, dass sie ständig gleichzeitig antworteten. Die Hexenmeisterin bewirtete in der Zwischenzeit ihren Besuch. Sie merkten erst jetzt wie hungrig sie waren, als die Nachspeise vor ihnen stand. Hasal meinte: „Ich platze gleich, so satt bin ich.“ Lady Luni nickte und sagte: „So etwas köstliches habe ich noch nie gegessen.“ Und Angel fragte: „ Können wir jetzt bitte die Nachspeise genießen?“ Hasal stupste sie sanft, kicherte und sagte: “War klar, dass das von dir kommt, du kleine Naschkatze.“ Und wieder wurde gelacht. Nur Principessa Remidemi aß nicht viel, und sie lachte kaum.
Nachdem der Tisch abgeräumt und alle satt waren, wollte Angel nun doch wissen was sie denn gegessen haben. Die Hexenmeisterin musste sicher gehen, dass sie es in einer Sprache erzählte, die keine der drei Frauen verstand und deshalb musste sie wieder ein wenig hexen. Denn die vierte, also Lady Luni könnte es sonst verstehen.
Danach sagte sie total gelassen: „ Also die Vorspeise war eine Soup des 3 mets délicats. Die Hauptspeise Hérisson á la broche avec du riz au Jasmin. Und bei der Nachspeise handelte es sich um grenouilles cuites au four avec chocolat et sauce vanille.“
Lady Luni die normal vier Sprachen in Wort und Schrift kann, verstand diesmal genauso viel wie die Drei, nämlich absolut nichts. Merkwürdig dachte sie, aber gesagt hat sie: „Egal was es war, es war unbeschreiblich gut.“ „Stimmt“, meinte Angel. Auch Hasal nickte, doch sie trommelte leise am Tisch und meinte etwas nervös: „ Meine Lieben lasst uns doch bitte wegen des Problems auf einen Nenner kommen. Es wird schon spät und wir haben noch den ganzen Rückweg vor uns."
Die Hexenmeisterin sagte nun besänftigend: „Liebe Hasal, ich hab schon vergangene Nacht damit begonnen mich darum zu kümmern. Ihr müsst mir nur vertrauen und etwas Zeit geben.“
Hasal, die sie am Besten von allen kannte nickte nur und antwortete ihr: „Ich verstehe. Du willst es uns noch nicht verraten.“ „Nein, ich werde es euch gar nicht verraten. Das Problem löst sich mehr oder weniger von selbst, ihr werdet es sehen und dann auch verstehen.“
Dann fiel der Hexenmeisterin noch ein, sie wollte doch Remidemi etwas fragen.
„Liebe Principessa, verrate mir doch bitte was du Hr. Panama Passieren geflüstert hast.“
Nun errötete Remidemi leicht und begann zaghaft; „ Naja, ich hab ihm gesagt ~gg~ also … sie räusperte sich *hmkm* … wenn er nicht den Weg frei gibt und aufhört uns auszufratscheln, werd ich bei dir anrufen und bitten ihn zu verhexen. Dann kommt er 8 Std. lang abwechselnd, zuerst in ein
selbstaufblasbares Sumoringer-Kostüm, wo er im Verein ~Sumofrauen unter sich~ 45 Minuten mitspielen darf, und anschließend 15 Minuten von den Füßen bis zum Hals in ein eiskaltes Tauchbecken zum abkühlen. Oder aber er tritt sofort mit einem Lächeln und ´ner netten Verabschiedung den Rückweg an. Gibt’s ja nicht, wie kann ein Mann nur so neugierig sein? “
Jetzt lachten wirklich alle und Principessa Remidemi grinste und senkte dabei den Blick.
Fortsetzung folgt...