Teil 7
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Am nächsten Morgen, es war der Tag der Feier, war der Professor zum ersten Mal nach langer Zeit wieder ausgeschlafen. Er fühlte sich beschwingt und jugendlich. Als könne er Bäume ausreißen.
Die Gemeinde vom Traumland beschloss heuer die Rede vor der Feier dem Prof. Citronimus Lemonatis als kleinen Trost wegen seines Haarverlustes zu gestatten. Normal wird die Rede ausschließlich von der Vorsitzenden Hasal Rainbow gehalten.
Mit etwas Lampenfieber zog sich der Professor seinen schönsten Anzug an, und dabei übteer vorm Spiegel seine Rede.
Liebe Bürger und Bürgerinnen von Traumland,… Er verdrehte die Augen und wandte sich ab.Awas, was soll schon schief gehen, dachte er bei sich. Ich halte an der Uni Vorträge, da werde ich doch diese kleine Rede hinbekommen. Etwas wütend über sich selbst, verließ er sein Haus und ging zur Veranstaltung.
Es war schon ein volles Treiben in Gange, und es roch fantastisch nach den Speisen. Hasal kam ihm entgegen. Sie begrüßte ihn mit: „Guten Abend Hr. Professor. Wir erwarten sie schon alle damit es losgehen kann. Bitte folgen sie mir auf unsere Bühne.“
Er war sehr beeindruckt von ihrer Kompetenz und ging hinter ihr an den Anderen winkend vorbei. Oben angekommen übernahm die Vorsitzende kurz das Wort: „SO, meine Lieben ich darf heute die ehrenvolle Aufgabe der Rede sowie mein Mikrofon an unseren geschätzten Prof. Citronimus Lemonatis überreichen.“
Der Professor nahm das Mikrofon in die Hand und begann unverzüglich. „Vielen Dank werte Vorsitzende Hasal und einen wunderschönen Abend uns allen.“ Plötzlich sah er punktal in der ersten Reihe stehen, und als würde ihm jemand einen anderen Text einsagen, kam folgendes aus seinem Mund...
„Geh mir aus den Augen du böses Weib,
auch wenn mein Zopf wächst.
Deine Schuld aber bleibt.
Niemand will dich mehr im Land der Träume.
Verschwinde hinter den Wald der siebenhundert Bäume.
Danach über die Bergkette wo die Kobolde sind.
Hier will dich niemand mehr sehen,
auch nicht das kleinste Kind.“
Es war die Wirkung des Tees, dass ihm das sagen lies. Eine bedrückende Stille für einen kurzen Moment. Punktal rannen die Tränen über ihre Wangen, denn eigentlich wollte sie sich bei ihm entschuldigen. Keiner hatte diesmal Mitleid mit ihr. Ganz im Gegenteil. Die ganze Gemeinde begann zu klatschen. Der Professor fühlte sich etwas unwohl, aber er war auch erleichtert seinen Gefühlen freien Lauf gelassen zu haben. Sie ging, und es bildete sich ein richtiger Pfad. Niemand hielt sie zurück.
Punktal sang schluchzend unter Tränen während sie immer weiterging und das Traumland sowie ihre Bewohner*innen verließ …
„Schnippl di schnipp, schnippl di schnapp beim Professor sind die Haare ab.
Ich sag es jetzt ja nur mehr mir, denn sie setzten mich vor die Traumlandtür. ♪♫♪♫
Nachdem punktal außer Sichtweite war, nahm der Professor wieder seine Rede auf.
„Verzeiht mir, das war so nicht geplant. Ich wünsche uns jetzt wirklich eine schöne Feier. Bitte lasst uns mit der Musikgruppe Skapileidoo beginnen. Vielen Dank den Mitwirkenden und allen die heute gekommen sind.“
Er übergab der Band das Mikrofon und wünschte sich das erste Lied. Danach ging er mit Hasal von der Bühne. Die vier Frauen wussten sofort, dass es das Werk von der Hexenmeisterin Tschenny Tschen war.
Sie flog sogar unbemerkt auf ihrem Besen in Begleitung von Lereu eine Runde über die feiernde Menschenmenge. Als Prof. Citronimus Lemonatis spät in der Nacht zu Hause eintraf, lag auf seinem Nachttisch wieder der abgeschnittene Zopf mit einem Zettel auf dem stand:
Ob unten oder oben,
sie werden aufgehoben.
Haltbar für immer,
ein Duft fürs Arbeitszimmer.
Etwas wehmütig nickend legte er den abgeschnittenen Zopf in ein Glaskästchen und hängte dieses im Arbeitszimmer auf.
Am nächsten Morgen als er erwachte, hatte der Professor sogar wieder sein langes Haar und dieses duftet noch besser als der Zopf früher.
ENDE (© E. Maria K.)