Hallo,
heute habe ich mir das Thema Trauer ausgesucht und mag euch erzählen, wie ich damit umgehe.
Meine Eltern sind kurz hintereinander verstorben. Das kam so: Vater litt seit 25 Jahren an der Krankheit Sarkoidose, konnte dadurch irgendwann seinen Beruf nicht mehr ausüben und bekam dann die Rente wegen Erwerbsunfähigkeit.. Als es so schlimm wurde, dass Vater nicht mehr alleine klar kam beantragte Mutter für ihn Pflegestufe. Das ist jetzt 5 Jahre her. Er hatte jetzt Pflegegrad 3, und ein eigenes Krankenbett. Vor zwei Jahren wurde ihm ein Stent und eine neue Herzklappe eingepflanzt. Die Wunde ging nie zu, das bedeutet, dass sein Brustkorb nach der Operation nur mit einer dünnen Hautschicht bedeckt war. Er blieb ein ganzes Jahr im Krankenhaus, bekam mehrere Lungenentzündungen. In dieser Zeit verstarb seine Mutter. Da er so krank war, konnte er nicht an die Trauervorbereitungen und an ihrem Begräbnis teil nehmen. Er überstand das alles, kam wieder nach Hause und musste von da an fast jeden Monat mit dem Notarzt in eine Klinik, weil er keine Luft mehr bekam. Das war teilweise so schlimm, dass Mutter ihn oft reglos im Sessel vorfand. Für uns als Familie war das eine schwere Zeit. Wir hielten durch, letztes Jahr war er nur einmal im Krankenhaus, so dass wir dachten, er habe das schlimmste überstanden. Leider wurde er durch seine Krankheit letzten Endes immer mehr geschwächt, so dass er in den letzten paar Tagen seines Lebens von Mutter beim Gehen immer gestützt werden musste. Der Gang zur Toilette brauchte dann schon mal 20 Minuten. Mutter war am Ende ihrer Kraft. Am Dienstag, dem 12.02.2019 verstarb Vater dann als Mutter ihn waschen wollte. Er sackte einfach auf seinem Stühlchen im Badezimmer zusammen und Mutter bekam ihn nicht mehr aufgerichtet. Der Notarzt stellte den Tod fest. Es kam die Kripo und wir haben Vater am 19.02.2019 beerdigt. Für das alles fand Mutter die Kraft, aber nach der Beerdigung ging es mit ihr bergab. Sie nahm an nichts mehr teil, die Beileidsbekundungen interessierten sie nicht. Man konnte sie irgendwo hinsetzen und sie blieb dort sitzen. Wir trichterten ihr Essen und Trinken ein, sprachen mit ihr und beschworen sie doch wieder am Leben teil zu nehmen. Ich schlief in meinem Kinderzimmer um ihr nah zu sein. Morgens holte ich sie aus dem Bett, stellte fest, dass sie ins Bett gemacht hatte und machte sie für das Frühstück fertig. Ich musste sie anziehen. Immerhin trank sie etwas Kaffee. Abends setzten wir uns hin und schauten ihr Lieblingsfernsehprogramm, sie trank sogar einen Schnaps. Danach machte ich sie bettfertig. In der Nacht schaute ich ein paar Mal nach ihr, sie hatte immer das Licht an und schlief. Morgens brauchte ich meine Kraft um sie aus dem Bett zu holen, sie wollte nur noch schlafen. Ich schimpfte mit ihr, sagte ihr, dass das nicht geht und ging mit ihr langsam ins Bad. Sie wusch sich und wollte aufs Klo. Mein Bruder klingelte, ich machte ihm die Tür auf und verschwand dann ebenfalls auf einem anderen Klo, sagte ihm aber noch, dass er Mutter anziehen müsse. Sie säße im Bad auf dem Klo. So weit, so gut. Er bekam sie noch aufgerichtet, dann sackte sie in seinen Armen zusammen. Er hatte Mühe sie fest zu halten, sie rutschte ihm weg und er zog sie aus dem Bad heraus in den Flur. Er wollte sie wieder ins Bett bringen und rief nach mir. Gemeinsam gelang es uns, sie wenigstens ausgestreckt in den Flur zu legen, ins Bett bekamen wir sie nicht mehr, sie war schon zu schwer. Ich legte ihr dann eine Decke über und mein Bruder rief den Notarzt. Die Kripo kam auch. Der Arzt versuchte Reanimation aber Mutter wollte nicht mehr. Sie verstarb am 21.02.2019. Jetzt haben wir ihre Beerdigung vor uns.