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4 Minuten Lesezeit (836 Worte)

„Extra autumnum, et intus notabilis securitas familiae -Herbststurm draußen, Geborgenheit drinnen“

Der Herbst macht seinem Namen weiterhin alle Ehre.
Es windet und stürmt, es regnet und unangenehme Temperaturen hat der Dritte in der Reihe der vier Jahreszeiten auch noch im Gepäck.
Immer, wenn ich nach draußen schaue, beschleicht mich weiterhin das Gefühl, es sei bereits 16 Uhr 30.

Drinnen, bei uns im Haus, herrschte hingegen eine gute, wenn auch sehr ruhige Festtagsstimmung. Wir feierten beständig über den Tag unsere Mama bzw. Papas seine Ehefrau.
Frühstückten gemütlich, aßen am Nachmittag in vertrauter Runde Kuchen. Mama – abgesehen von ein paar Bissen, die sie uns probieren ließ – gönnte sich die gesamte Minitorte. Was mich natürlich freute: „Ene mene miste Törtchen aus der Kiste".
Wer sich über die Bedeutung des „Ene mene"-Spruches wundert, sollte den am Donnerstag veröffentlichten Blog fürs Verständnis lesen.

Wo ich geradezu heldenhaft alle Hindernisse überwand, um das Minitörtchen für Mamas Geburtstag nach Hause zu bringen.

Der Geburtstag verlief ruhig, zwischen Gesprächen am Küchen- und Wohnzimmertisch.
Mama wurde von vielen Seiten verdient mit Glückwünschen bedacht, teilweise per Anruf oder übers Handy. Papa durfte die Nachrichten vorlesen.

Kurz kamen Papas Schwester und ihr Mann (meine Paten) vorbei. Sie erzählten aufgeregt vom herzkranken Hund, den sie auch von Papas verstorbener Schwester übernommen hatten. Von den Kosten und dass die Hündin mehrere Tage in einem Sauerstoffzelt beim Tierarzt verbracht hatte.
Die Hundeversicherung wäre fast für die Katz, da ab dem sechsten oder achten Lebensjahr sowieso keine Versicherung mehr einspringt.
Ich konnte mich darüber freuen, dass ihnen die kleine Hündin so viel bedeutet.
Fand es jedoch weniger lustig, da Mama nicht ganz bei Hundert Prozent war und man ihr immer wieder aufdrücken wollte, welche Nahrungsergänzungsmittel sie zu sich nehmen müsse, um sich schneller besser zu fühlen.
Mein Einwand: „Wir schauen schon nach Mama" wurde einfach wertlos zur Seite gewischt.
Die knappe halbe Stunde ging es nur um den Hund, Krankheiten, Wehwehchen. Alles Themen, die an so einem Tag garantiert nicht die richtigen Gesprächsthemen sind.
Ich sollte mich auch ein wenig schämen, denn ich teile hier schon wieder ein wenig gegen meine Paten aus. So ganz ohne Seitenhieb komme ich da (noch) nicht aus.

Um 18 Uhr 30 saßen wir (Mama, Papa, Bruder und ich) in einem griechischen Lokal im Nachbarort.
Griechisches Gotterweis und Göttergelb an den Tapeten, ebenso einige Tonfiguren und an den Wänden Bilder, die der Schönheit Griechenlands durch Strände und Sehenswürdigkeiten huldigten. Konträr dazu die rustikal wirkenden dunklen Stühle und Tische. Hier und da erspähte ich auf dem Boden stehende Grünpflanzen.
Aus den Lautsprechern zuerst unaufdringliche Bouzoukiklänge und griechischer Gesang, später Herzschmerz-Musiktitel auf Englisch.
Der Schein einer weißen Kerze auf unserem Tisch verstärkte unser Wohlbehagen noch.

Wäre Herkules in den späteren 1980er- oder frühen 90er-Jahren geboren, er hätte keinen Schritt Zeit seines Lebens aus diesem Wohlfühltempel für Griechen-Halbgötter getan. Wahrscheinlich wäre er durch seine Götterkraft nicht nur zum weltstärksten, sondern auch zum weltbesten Kellner geworden, hätte mit einem Gang alles Geschirr alleine auf- und abgeräumt und gleichzeitig noch Rechnungen dabei geschrieben.

Wir saßen da, tauschten uns aus. Relaxt, ohne Stress, alle mit einer Ruhe ausgestattet und einer Vorfreude aufs Essen, wie es kaum hätte besser sein können. Mein Kopfkino meldete sich nicht, wohl erstaunt über die träge, dennoch feierliche Gelassenheit, die uns alle befallen hatte.

Vater aß Rinderleber mit Röstzwiebeln, Mama und ich Bifteki (Hacksteak mit Schafskäse gefüllt), Bruder einen Mykonos-Teller. Dazu gab es einen Salatteller. Hey, ich ließ ihn nicht zurückgehen oder bot ihn der Familie an. Genau das war er: Eine Beilage! Und ausnahmsweise nicht doppelt so viel Inhalt hatte wie das bestellte Hauptmenü. Wie ich es schon so oft in andere Lokalen und bei Feierlichkeiten erlebt hatte.
Zu unseren Gerichten gab es vollendete, heiße, knusprige Pommes Frites.

Auch beim Essen herrschte Ruhe. Kein Geplapper, sondern Familiengespräche über dies und das, über verschütt gegangene Erinnerungen vergangener Jahrzehnte. Beim Studieren der Gesichter konnte ich keinerlei Unzufriedenheit feststellen.

Das Meckern über die Eispreise lasse ich ausnahmsweise mal weg.
Dafür gab uns der Abend als Familie insgesamt zu viel – aber wirklich nur für diesen Blogentrag. Keine Sorge, der Geizhals in mir ist weiterhin quicklebendig und wird demnächst wieder über Preise schimpfen.
Wir aßen Himbeerbecher, Amarena- oder Schokoladenbecher.

Papa zahlte.

Zwanzig Minuten später räkelten sich Mama und Papa „vollgefressen und sehr zufrieden" auf der einen Couch, ich auf der anderen.
Wir sahen den Stuttgartern beim Fußballspielen im TV zu, die 2:1 gegen eine spanische Mannschaft gewannen.
Mama schlief schnell nach Anpfiff ein. Vater und ich witzelten uns über die 90 Minuten plus fünf Minuten Nachspielzeit. Das Spiel war da, mehr jedoch auch nicht. Wir plapperten über anstehendes und gern gesehenes.

Mamas Geburtstag war ein wichtiges Familienereignis.
Ganz ohne Stress, ruhig, abgeklärt. Dieser Fest-Donnerstag lebte von unendlicher Gelassenheit, guten Gesprächen und dem Lächeln, das wir alle – Papa, Mama, Bruder und ich – fast dauerhaft auf den Lippen trugen.
Dem trüben, tobenden Herbst draußen zum Trotz, drinnen herrschte Geborgenheit und Sanftheit, so, wie es nur Familie oder die, die man als seine Familie ansieht, möglich machen (können).


Passt gut auf euch auf und seid nett zueinander, wer immer ihr seid!?


„Ene mene miste Törtchen bleib bitte in deiner Kis...
 

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Freitag, 26. September 2025

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