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Über fünf Monate las ich an dem Buch von Judith Holofernes – „Die Träume anderer Leute". Das hat sich gelohnt.
Zwischendurch gab es immer wieder Kapiteln, die ich mal hier und da in meinen Zeitplan einfügte.
Es war keineswegs langweilig, klagend oder zu herausfordernd.
Es war einfach eine Traumsuche, bei der ich die ehemalige Sängerin von „Wir sind Helden" Häppchen für Häppchen begleitete. So hatte ich mehr Zeit zum Nachdenken. Ein bisschen fühlte ich mich dabei wie „Snoopy" aus den „Peanuts", der jeden Tag ein Wort aus „Krieg und Frieden" liest, sich dann auf seine Hundehütte legt und darüber nachdenkt.
Was mir an dem Buch gefällt, ist, dass es so viel Menschliches enthält und mir sehr viele Gedanken mit auf den Weg gibt.
Apropos menschliche Schicksale.
Eine meiner Sportmütter entschuldigte ihren Sohn am Freitag während einer Trainingseinheit bei mir persönlich. Sie hatte die Wettkampfkleidung gewaschen und konnte mir persönlich die Vereinstasche mit der Sportkleidung meiner Athleten für den nächsten Wettkampf übergeben.
Die Mutter berichtete, ihr Sohn habe vom Facharzt Augentropfen bekommen. Soweit so gut. Sie hatte ihm die Tropfen Zuhause verabreicht.
Am nächsten Morgen waren seine Pupillen stark geweitet, und der Junge sah nur noch verschwommen und vieles in Schwarzweiß. „Das wird wieder", sagte sie besorgniserregend. Doch es wird noch einige Tage dauern. Die Sorge bleibt – bei ihr als Mutter und bei mir als Übungsleiter natürlich auch.
Das ist sowieso eine der schlimmsten Ängste, die ich in mir trage, mal nicht mehr sehen zu können. Dann würden das Schreiben und vor allem das Lesen für mich wegfallen. Natürlich auch das Gehen, Laufen und Übungsleitersein. Für die einfachsten Tätigkeiten bräuchte ich Hilfe. Die Vorstellung gruselt und erschüttert mich bis ins Mark.
In diesem Bereich bin ich ein echter Angsthase. Wenn ich so etwas höre wie die vorübergehenden Nachwirkungen der Augentropfen, fühle ich mit – und frage mich dann, egoistisch, wie ich wohl mit so einer Situation – zum Höllenszenario in mir hochgespielt - Umgehen würde.
Ich muss ins Bett. Die Vereins-Jahresabschlussfeier steht an. Um 8 Uhr 30 oder 9 Uhr 30 geht's zum Aufbau, und dann ist auch dieser Samstag schon wieder gelaufen – und ich mindestens um eine Lebenserfahrung reicher.
Ich hab auch sein Buch, da kann man nur immer mal wieder eine Seite lesen, weil es sich erst setzten muss. Wir sind Helden mochte ich immer ganz gerne. Interessant, dass die Sängerin auch Bücher schreibt. Die Musik fand ich so anders.
Die Angst nicht mehr sehen zu können, kann ich gewissermaßen teilen. Meine Augen haben sich in letzter Zeit auch etwas verschlechtert. Die Vorstellung nicht mehr Lesen oder Schreiben zu können, wäre für mich auch furchtbar. Aber man darf nicht immer das Schlimmste denken...
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