Carnegie Hall Concert 1938 (Album)
Von
Jenny
in Musik
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14th Mai 2019
Video Dauer: 01:41:28
The Famous Carnegie Hall Concert 1938 ist ein Jazzalbum des Swing-Klarinettisten und Bandleaders Benny Goodman. Es enthält die Aufnahmen des Konzerts vom 16. Januar 1938 in der New Yorker Carnegie Hall. Unter diesem Titel erschien 1950 in den USA eine Doppel-LP bei Columbia Records, in Deutschland in den 1950er Jahren bei Philips.
Vorgeschichte des Konzerts
Fälschlicherweise wurde dieses Konzert oft als erster Auftritt eines Jazzmusikers überhaupt in der Carnegie Hall bezeichnet; es gab jedoch dort schon vorher Jazz-Konzerte.
Zu einem historischen Ereignis wurde der Auftritt von Benny Goodman und seiner Big Band aber durch die damals bereits recht klangvollen Namen der teilnehmenden Musiker und auch der zahlreichen Gastmusiker, obwohl die legendäre Carnegie Hall sonst eher „höheren“ Kunstformen – in erster Linie natürlich der klassischen Musik – vorbehalten war und Jazz zu jener Zeit immer noch in vielen Bevölkerungsschichten als anrüchig, roh und irgendwie „schmutzig“ galt. Auch die Musiker empfanden das so. So sagte Harry James vor dem Betreten der Bühne: „Ich fühle mich wie eine Hure in der Kirche.“
Man entschied zunächst, das Konzert solle das übliche Goodman-Repertoire enthalten. Der Mitveranstalter Irving Kolodin schlug Benny aber vor, außerdem eine musikalische Jazzgeschichte zu präsentieren, in der Beispiele für den frühen Dixieland, Neufassungen berühmter Louis-Armstrong- oder Bix-Beiderbecke-Soli, eine Duke-Ellington-Nummer und ähnliches erklingen sollten. Da Ellingtons Musiker dessen Musik am besten interpretieren konnten, engagierte man daher Johnny Hodges, Cootie Williams und Harry Carney für die entsprechende Nummer (Jam Session); Duke Ellington selbst war jedoch nicht bereit, neben Goodman die zweite Geige zu spielen. John Hammond brachte stattdessen Count Basie und einige seiner Musiker (wie Lester Young, Freddie Green, Walter Page) ins Programm.
Die Erwartungen an das Konzert waren von der Presse hochgetrieben worden, so dass die Musiker sehr aufgeregt waren. Das Jazz-Magazin Down Beat vom Februar 1938 schrieb: Benny, bleich wie ein Greis, ermahnte alle, zusammen rauszugehen, und die Jungen stießen einander durch die Bühnenflügel, die voll waren mit Photographen, Musikern, Zuhörern mit Plätzen auf der Bühne (...) und der Presse.Olin Downes, der Rezensent der New York Times, berichtete: „Aufregung lag in der Luft, eine fast elektrische Spannung“.
Das Konzert in der Carnegie Hall
Goodman eröffnete das Konzert mit einem Titel, der ursprünglich von Edgar Sampson für das Chick Webb Orchester geschrieben und von ihm für die Goodman Band arrangiert worden war: Don’t Be That Way. Durch den Erfolg des Konzerts wurde es zu einem Goodman-Klassiker. Der Mitveranstalter Irving Kolodin schrieb dazu in den liner notes: „Die spätere Popularität, die Plattenumsätze und nicht zuletzt die Aufnahme beim Publikum rechtfertigten Bennys Entschluss, gerade diese Nummer als 'Eisbrecher' an den Anfang zu stellen.“
Der dem zweiten Titel Sometimes I’m Happy folgende One O´Clock Jump galt dem anwesenden Swing-Kollegen Count Basie. Danach folgte ein Medley der Jazzgeschichte („Twenty Years Of Jazz“), was Kolodins Idee war und nicht zu überzeugen vermochte: I´m Coming Virginia sollte den Geist des verstorbenen Leon Bix Beiderbecke wieder aufleben lassen. Bobby Hacketts Version des Beiderbecke-Solos wird als gelungen betrachtet. Die Nachahmung der Original Dixieland Jass Band (Dixieland One Step) und von Ted Lewis (When My Baby Smiles At Me) verkam aber zur reinen Parodie. Es folgten Shine als Louis Armstrong Hommage, Blue Reverie als Verbeugung vor dem Duke und Life Goes To A Party, wo Gene Krupa und Harry James ihre großen Auftritte haben. Die zeitgenössische Kritik hob besonders die Bedeutung des Schlagzeugers Gene Krupa, dessen spektakuläre Soloeinlagen im Verlaufe des Abends mehrfachen Spontanapplaus bewirkten, für den Erfolg des Konzerts hervor.
Die anschließende Jam Session (Honeysuckle Rose), bei der Johnny Hodges, Count Basie und seine Musiker mitwirken, verlief ziemlich chaotisch: Lediglich der Solo-Part von Lester Young konnte überzeugen; es waren einfach zu viele Musiker an der Session beteiligt.
Nun bot die Benny Goodman Band ihr bekanntes Programm: In der Trio-Besetzung Goodman/Krupa/Wilson, die 1935 auf einer Party bei Mildred Bailey zustande gekommen war, spielten sie ihren Hit und späteren Jazzstandard Body and Soul. Es folgen Avalon sowie die Gershwin-Klassiker The Man I Love und I Got Rhythm in Quartett-Besetzung – hinzu kam der Vibraphonist Lionel Hampton, der 1936 bei einer Stegreif-Session mit Wilson und Krupa seinen Einstand gegeben hatte, der Geburtsstunde des Benny Goodman Quartetts.
Bei dem folgenden Blue Skies stieß die Big Band wieder hinzu; es enthält Soli von Vernon Brown, Arthur Rollini und Harry James. Loch Lomond ist Maxine Sullivans Jazz-Bearbeitung des traditionellen schottischen Lieds gleichen Namens. Für das Konzert arrangiert wurde es von Claude Thornhill. Mit Blue Room sollte das beliebte Songwriter-Duo Richard Rodgers und Lorenz Hart geehrt werden. Jimmy Mundy ist der Autor und Arrangeur des folgenden Schlagers Swingtime in the Rockies. Solist ist der Trompeter Ziggy Elman. Bei mir bist du schön (mit der „Frahlich“-Trompeten-Einlage von Ziggy Elman) war 1937/38 der große Hit der Andrews Sisters. Der Song stammte aus einer Show des 2nd Avenue Yiddish Theatres, das von Sholom Secunda geleitet wurde. Der „Frahlich“ (oder auch „Freilach“) wiederum ist ein traditioneller jüdischer Tanz aus dem Umfeld der Klezmer-Musik, der besonders gern auf Hochzeiten gespielt wurde.
Erneut in der Trio-Besetzung (Goodman/Krupa/Wilson) wurde der 1920er Jahre-Schlager China Boy gespielt; es folgten in Quartett-Besetzung – wieder mit Hampton – der Goodman-Hit Stompin’ At The Savoy und Dizzy Spells, ein Klassiker aus dem Goodman-Repertoire. Dieses Stück wurde (ähnlich wie A Sm-o-oth One, Pous 1 / 2, Air Mail Special) in Sessions aus Improvisationen entwickelt.
Sing, Sing, Sing von Louis Prima war die Schlussnummer des Konzerts. Jimmy Mundys Arrangement führte zum Erfolg des Stücks. Mundy hatte den Prima-Stil so weit verändert, dass nur kleine Ähnlichkeiten mit dem Original zu erkennen waren, und es mit dem Fletcher-Henderson-Stück Christopher Columbus verbunden. Als es nach Goodmans Solo so aussieht, das Stück und der Abend wären zu Ende, fällt Jess Stacy mit einem grandiosen, von Gene Krupa atmosphärisch dicht untermalten Solo von Neuem in die Tasten. Als Zugabe wird Big John’s Special gespielt; ein Stück aus dem Repertoire der Fletcher-Henderson-Band aus den frühen 1930er Jahren. Goodman gab dem Song neue Popularität. Der Titel ist ein Nachruf auf einen damals bekannten New Yorker Barkeeper namens Big John Elman. Goodman und James spielten die Soli.
Benny Goodman äußerte sich später zu Nat Hentoff: „Das berühmte Konzert in der Carnegie Hall war ein ungeheures Erlebnis, weil es mehr war, als bloß ein Konzert. Es hatte besondere Bedeutung. Da gingen ein paar Musiker auf die Bühne und spielten Melodien von (George und Ira) Gershwin, (Irving) Berlin und (Jerome) Kern in Arrangements von Fletcher (Henderson) und Edgar Sampson, standen auf und spielten ihre Chorusse so, wie sie sie spielen wollten; jeder von ihnen war ganz er selbst und nichts sonst, und es gelang ihnen, die Aufmerksamkeit eines so riesigen Publikums zweieinhalb Stunden lang zu fesseln.“
Nachwirkungen des Carnegie-Hall-Konzerts
Zu den Auswirkungen auf Benny Goodmans Karriere schreibt der Goodman-Biograph Lincoln Collier: „Es sprach sich bald herum, dass die Veranstaltung ein großer Erfolg gewesen war. Der Down Beat widmete dem Konzert eine Titelgeschichte, war, was die Musik betraf, jedoch gemischter Meinung: Die Show sei typisch für Goodmans normales Repertoire gewesen, mit allen Höhen und Tiefen. Kritisiert wurde vor allem die (viel zu lange) Jam-Session mit den Basie-Musikern. Gelobt wurde 'Sing Sing Sing' und der Ellington-Teil.“ Der Werbewert des Konzerts war allerdings unschätzbar. Die meisten Leute dachten, dies sei das erste Swingkonzert; sie kümmerten sich nicht darum, dass es vorher schon Jazzkonzerte gegeben hatte. Der Erfolg brachte ein noch breiteres Interesse an Goodman mit sich. Sein Film 'Hollywood Hotel' lief gerade an, und am 26. Januar spielte er im Paramount. Goodman war nun an der Spitze der amerikanischen Popmusik-Industrie, war zentrale Figur des boomenden neuen Swing und auf dem Weg zur ersten Million.
Der Schlagzeuger Gene Krupa war Goodmans wichtigster Sideman gewesen; der große Erfolg, den er bei Goodman zu verzeichnen hatte, bewog ihn, seine eigene Band zu gründen; nach dem April-Konzert in der Bostoner Symphony Hall verließ er die Band; danach ging der Trompeter Harry James aus der Band; im März 1939 gründete Teddy Wilson seine eigene Gruppe.
Quelle : Wikipedia