• »He, warten Sie!«, rief die Schwarzhaarige dem Sucher zu, als dieser sich abwendete und gehen wollte. »Warum bin ich eine Auserwählte? Und was ist das alles hier? Wer sind die Anderen?«
    Der Sucher wiegte seinen Kopf und betrachtete die Frau, bevor er seine Hände verschränkte und sprach: »Ich bin nur ein Sucher. Ich fand Dich und brachte Dich hier her. Meine Aufgabe endet hier. Alles Weitere wirst Du jenseits dieser Tür erfahren – falls Du Dich traust über die Schwelle zu treten.«
    »Aber… «, stammelte die schwarzhaarige Frau, »weißt Du überhaupt, wer Dich beauftragt hat? Warum ...«
    »Was war und was sein wird – auch das wirst Du dort erfahren. Es ist nicht meine Aufgabe gewesen, Dir Deine Fragen zu beantworten. Ich sollte Dich finden und Dich im Gegensatz zu den Anderen hier her bringen. Die Anderen sind ruhelose Seelen auf dem Weg nach Überall und Nirgendwo. Keiner von denen hat das Anrecht den Raum der Waagschale zu betreten.«
    »Ich begreife das alles nicht. Warum wachte ich im Wald auf und musste mich hierher ….«
    Er unterbrach sie mit den Worten: »Verirren? Nein, Du hast Dich nicht verirrt. Im Grunde wurdest Du hierher geführt. Mach Dir keine Sorgen darüber, wenn Du es nicht begreifst. Es gibt so unendlich viel, was der Mensch mit seinem kleinen Geist gar nicht zu begreifen vermag. Es ist wie der zweidimensionale Mensch, der in einem zweidimensionalen Ring gefangen ist. Ein dreidimensionaler Mensch begreift, dass er sich die Höhe nutzen kann um über die Ringbarriere zu steigen. Ein leichtes für den, der diese Dimension kennt, aber eine Unmöglichkeit für den, der nicht in der Lage ist, dies zu begreifen. Dir ist ein Raum aus drei Dimensionen klar. Du begreifst es. Ebenso begreifst Du aber auch, dass Dimensionen nicht nur Länge, Breite und Höhe sind, sondern als vierte Dimension die Zeit dazu kommt.« 
    Der Sucher machte eine gekonnt platzierte Kunstpause, ehe er weitersprach: »Aber wie viele Dimensionen mehr wärst Du in der Lage geistig zu erfassen?«
    »Ähm, naja… was wäre die Zeit ohne die Geschwindigkeit?«, sagte die Frau mit Unsicherheit in der Stimme.
    »Dann drehen wir uns im Kreis, denn was wäre die Geschwindigkeit ohne die Zeit?«
    Sie erkannte, dass das Gespräch sie nun nicht mehr weiterbringen würde, aber bevor sie den Sucher verlor, fügte sie schnell noch eine andere Frage an: »Das rote Licht? Was hat es damit auf sich? Alle Gesichtslosen verfielen in Starre, als es anging. Und dann der große Knall?«
    »Das Licht«, sagte er plötzlich mit gepresster Stimme, »hat nichts mit Dir zu tun und sollte Dich nicht weiter kümmern. Es sei denn, Du entscheidest Dich gegen den Eintritt in den Raum der Waagschale. Willst Du das?«
    Plötzlich klang er drohend. Seine joviale Art war dahin. Er wirkte plötzlich kalt und hart. Seine Augen stachen ihr in die Seele und in ihr wuchs die Überzeugung, dass es wohl doch besser sei, diesen seltsamen Raum zu betreten. 
    »Auf Wiedersehen«, sagte sie zu ihm und nickte ihm zu.
    »Wir werden uns nicht wiedersehen. Weder in der einen, noch in der anderen Form. Ich sagte bereits: Meine Aufgabe endet hier. Und was sein wird, liegt nun bei Dir.«
    Mit diesen Worten drehte er sich um und ging davon. Sie schaute ihm nach, bis seine Silhouette in den Schatten des Ganges verschwunden war und sie sich vollkommen alleine vor dieser riesigen Tür befand. Sie befühlte sie und wunderte sich über die Wärme, die von dem Material, dessen Beschaffenheit sie nicht benennen konnte, ausging. Ihr Herz begann wild zu pochen, als sie ihre Hände an das Tor legte und sich mit ihrem ganzen Körpergewicht dagegenstemmte.
    Nur zögernd gab die schwere Tür nach….

    Forstetzung folgt...
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