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8 Minuten Lesezeit (1614 Worte)

„Feinheiten und Hochzeiten“

Die von mir geschätzten Bekannten „J" und „R" holten mich pünktlich um 10 Uhr morgens mit dem Auto ab. Ziel war der Westerwald.
Um dort bei der Hochzeit und Taufe von Nichte „S" (der Bekannten) mitzuwirken, zu feiern und in meinem Falle diese Familienanlässe mit der Kamera zusätzlich festzuhalten.

Ungefähr eineinhalb Stunden fuhren wir zum Zielort.
Ich saß auf dem Rücksitz, was mir nur zu Teilen bekam. So sanft wurde ich auf dieser für mich ungewohnten Sitzposition sanft hin- und her geschaukelt. Das mir immer wieder vor lauter wohlergehen die Augen zufallen wollten.


Zuerst statteten wir „J´s" Eltern, Schwester und Ehemann, der Braut und Familie einen Willkommensbesuch ab.
Die drei Generationen wohnen auf einem Grundstück in zwei miteinander verwachsener Häuser zusammen.

Wie bereits zwei Jahre zuvor zur Hochzeitsfeier der Schwester der Braut wurde man zur Begrüßung ordentlich geherzt.
Bevor man freundlich und doch irgendwie auch eindringlich zu einem zweiten Frühstück innerhalb der Braufamilie gebeten wurde.

Brötchen, Fleischwurst, Mineralwasser. Herzhaft rustikal.
Alles in einer wunderbaren Familienidylle eingebettet.
Die Kids sprangen währenddessen mit Plastikteilen, die kleinere und große Seifenblasen produzieren können, munter umher.
Der Brautvater war sogar noch im Schlafanzug.
Die Braut lackierte sich in ihrem weißen Glitzer-Hochzeitskleid die Zehen rot.

Ich fühlte mich pudelwohl.

Nur ungefähr 200 Meter lag das Hotel von der Familie der Bekannten entfernt.
Mein Zimmer gemütlich.
Ein Schreibtisch auf dem ein Fernseher stand, ein Doppelbett, ein Räumchen mit WC, Dusche, Waschbecken, Föhn und Spiegel.
Was braucht Mensch mehr um schön zu wohnen?

Mittlerweile waren auch die erwachsenen Töchter von „J" & „R" mit ihren Partnern eingetroffen.

Ich warf mich in meinen dunkelblauen Anzug, machte mich in dem Hotelzimmer breit und zappte kurz durch die ungeordneten TV-Kanäle.


Feierort war die Abtei in Rommersdorf.
Eine Stätte, die vor Geschichte nur so strotzt.
Türme, Abtei, Kräutergarten, Blumengarten, ein großzügiges Areal. Auch wurden dort vor einigen Jahren viele Szenen für den TV-Film: „Da hilft nur beten" gedreht.



Kurz bevor die Trauung losging, wurde mir gesteckt, dass man eine Fotografin bereits vor etlichen Monaten gebucht hatte, da man von meiner Teilnahme nichts wusste.

Zu meiner eigenen Verwunderung nahm ich diese Information relativ gelassen hin. Sagte jedoch auch, dass man nun eben die Fotos vom Gottesdienst aus den hinteren Bankreihen in Kauf nehmen müsse.
Die sicher nicht schlecht würden, jedoch auch nicht der Knaller wären, als wenn, ich direkt frontal Braut und Bräutigam vor der Nase hätte.

Der Gottesdienst war nett. – Der Pfarrer wirkte auf mich, damit tu, ich ihm sicher unrecht, als spiele er einen Pfarrer im Theater, der mit aufdringlich lauter Singstimme – damit er auch in der letzten Reihe zu hören war – durch Hochzeits- und Taufgottesdienst führte.
Für meinen Geschmack etwas zu theatralisch.


Der Bräutigam ist meiner Meinung nach fünfzehn bis 20 Jahre älter als „S". Für diese Vermutung spricht auch der (fast) erwachsene Sohn, der sich rührend um seine 5-jährige Stiefschwester kümmerte.

Mit dem Bräutigam gab es keinen größeren Austausch.
Wir beäugten uns zwei, dreimal, schüttelten uns die Hände, bedanken uns beieinander. Der Bräutigam bedankte sich für mein da-sein und die Unterstützung.
Ich mich für das Hiersein dürfen und das warmherzige willkommen seiner Familie.


„S" war eine hübsche Braut. – Wobei ich – zugegeben - in all den Jahren noch nie, eine hässliche Braut gesehen hatte.
Weder auf Fotos, Videos und schon gleich gar nicht live mit eigenen Augen.
Das weiße Träger-Brautkleid mit dem Glitter stand „S" hervorragend, dazu eine einfache Flechtfrisur in der eine Blumenspange eine integrierte blaue Blume in den langen blonden Haaren festhielt.

Auf dem Rücken trug die Braut ein Notenschlüssel-Tattoo. Das bleich und etwas abgewetzt wirkte. Fast als hätte man versucht diesen Notenschlüssel zu entfernen?



Die Taufe ergriff mich weitaus mehr wie die Hochzeit.

Vielleicht lag es auch an dem von Disney entliehenen Tarzan-Lied: „Dir gehört mein Herz".
Das wunderschön von einer Sängerin im langen grünen Kleid und mit lockiger brauner Mähne vorgetragen wurde?

Mittlerweile war es um die 25 C°. Ideales Festwetter.
Der Sektempfang gab mir nun die Gelegenheit frei und ohne Einschränkungen zu fotografieren. Auch wenn die gebuchte Fotografin, eifrig auf Fotos von Gratulationen gegenüber dem Brautpaar lauerte.

Danach wurde die Hochzeitstorte angeschnitten. Immer ein Höhepunkt.

Hier bekam ich mich kurz mit der Fotografin dann doch noch in die Wolle, die meinte: „Ich bin bestellt, gesellen sie sich doch zu den Gästen". Woraufhin ich entgegnete: „Möglicherweise bestellt, jedoch nicht von mir, außerdem habe ich eigene Auftraggeber, für die ich liefern muss".
Worauf sie auf die andere Seite auswich und mich bis in den Abend hinein total ignorierte.


Die Familie und Freunde des Brautpaares mochte ich durchweg.
Menschen, die Lust hatten, ihre Freunde und Verwandte hochleben zu lassen.

Für die Kinder gab es zur Belustigung eine kleine Hüpfburg mit integrierter Rutsche.



Kaffee und Kuchen wurden im Refektorium gereicht.
Wunderschöner Saal. Mit seinen bunten Fugen und vielen Gemälden von Geistlichen und wichtigen Personen, um die Abtei. Das Refektorium erreicht man durch lange Kreuzgänge, in dem sich das Licht der Sonne bricht.
Ein Anblick, der länger in mir nachwirken wird.



Ein DJ spielte ruhige Musik. Gediegen, schwerfällig und doch goldrichtig während der Kuchenmahlzeit.



Im Anschluss gab es eine einstündige Führung durch die Abtei.
Die Führung wurde von einer kleineren, älteren, weißhaarigen Frau geleitet. Mit auffallen dickem roten Gestell, dass ihre Brille auf der Nase hielt.
Mit leiser Stimme führte sie uns durch die Räume. Klärte die Hochzeitsgäste und Brautpaar über Statuen, Dachschäden, Sanierungen, Statuen, Kräutergarten, Grundstück und viele kleine Feinheiten der Abtei auf. Höhepunkt eine um 1260 erschaffene Maria (unter einer Sicherheitsglocke), die Jesus auf ihrem Schoss trägt, Skulptur.

Meine Person saß mit „J" & „R", deren Töchter und Freunden an einem Tisch. Was zu dem ein oder anderen launigen Schwatz führte.
Über Studium, Flugscheine, die Welt und wogegen man alles allergisch reagieren kann.

Die jüngere Tochter von „J" und „R" betonte, dass ich bei fast allen größeren und kleineren Lebensstationen sie mit dem Foto begleitet hatte.
Was mir so nicht klar war.
Sie zählte auf: „Schulanfang, Kommunion, Wettkämpfe vom Verein, 25. Hochzeitstags der Eltern, Abiball vom Gymnasium und einige weitere Familienfeiern.
Worte, die auf mich wirkten und rührten.

Das Abendessen bestand aus einem Büfett.
Zur Vorspeise wurde eine Hochzeitsuppe mit Markklößchen gereicht.

Büfett bestehend aus verschiedenen Salaten, Kartoffeln, Bandnudeln, Hähnchenbrustfilet, Steaks, Lende, Rinderbraten, dazu gab es eine dunkle und einer hellen Bratensoße oder eine Tomatensauce zur Auswahl.

Der Nachtisch bestand aus Schokoladenpudding und grünen und roten Wackelpudding.

Nach dem Abendessen wurde auch der DJ mutiger.
Immer mal wieder verirrte sich eins, zwei, manchmal auch drei Tanzpaare gleichzeitig auf die ausgewiesene Tanzfläche. - … und nein, es wurden keine abartigen Parolen durch die Gegend geschrien, wie das manchmal heute Sitte zu sein scheint.

Sondern miteinander getanzt, geschunkelt und gelacht, wie das bei einer Hochzeit (mit integrierter Taufe) sein sollte.


Gegen Mitternacht gab es noch Currywurst, die man sich aus einem Topf in einen größeren Plastikbecher abschöpfen konnte und dann mit einer kleinen Holzgabel aus dem Pappbecher genussvoll in den Mund führte.


Vom Fotografieren war es sicher nicht ideal. Aufgrund erwähnter Umstände.

Umso mehr mochte und berauschte ich mich an der Familie von „J" & „R".



Das Brautpaar durfte mit seinen Gästen auch an einigen Spielen teilnehmen. Einer Variation des beliebten Kinderspiels: „Die Reise nach Jerusalem", ein großes rotes Herz, das auf einem Bettlaken aufgezeichnet war, musste von den Eheleuten ausgeschnitten werden, bevor der Bräutigam seine Ehefrau standesgemäß hindurchtrug.


Gegen 22 Uhr 30 schrumpfte die Hochzeitsgesellschaft zusammen.
Sämtliche Kinder mussten ins Bett.

Einigen war der DJ mittlerweile zu laut. Nach und nach übernahmen die jüngeren Jahrgänge komplett das Kommando auf der Party.

Gegen Mitternacht verabschiedete sich die Familie von „J" & „R" mit Anhang und meiner Person als nahezu letzte Gäste von dieser interessanten Hochzeits- und Tauffeier.



Mitgeteilt wurde uns, das Brautpaar müsse die Abtei bis 10 Uhr sonntags morgens besenrein bereits wieder an den Pächter übergeben.
Darum werde man sich jedoch erst nach etwas erholsamen Schlaf kümmern.

Doch tatsächlich, so erfuhren wir sonntags beim Frühstück im Hotel, hatte das Brautpaar noch in der Nacht mit Eltern und einem Freund alle Anzeichen der Hochzeitsfeier entfernt.
Gegen halb sechs wären sie ausgelaugt, jedoch glücklich heimgekehrt.

Was vielleicht auch erklärt, warum Braut, Bräutigam beim Frühstück im Hotel mit Abwesenheit glänzten?



Kaum auf dem Hotelzimmer, duschte ich, schnupperte noch in das Buch von „Bast Kast" hinein: „Das Buch eines Sommers".
Zuvor fand ich heraus, über den Videotext, dass Bayer Leverkusen – wenig überraschend – gegen Kaiserslautern mit 1:0 den DFB-Pokal gewann.

Über das gesamte Hochzeitsfest hatte ich das Mobilphone im Foto-Rucksack. Da ich es überhaupt nicht vermisste. Dies als kleine Randnotiz.


Das Frühstück in dieser geselligen und familiären Atmosphäre nach wohltuenden sechs Stunden Schlaf, großartig.
Neben „J" & „R´s" engster Familie und Anhang saßen die Schwester von „J" und Ehemann, die Mutter von „J" mit uns am Tisch.

„J´s" Schwester hatte mir netterweise eine Kühltasche gepackt. Mit allerlei Leckereien.

Wir aßen gekochte Eier, Marmelade, Brötchen, Butter, Marmelade, Wurst, Schokoladenaufstrich, Brot und Hörnchen, tranken Orangensaft (mache auch Tee oder Kaffee) und hielten währenddessen einen Schwatz über die vorangegangene Hochzeit- und Tauffeier.
Blumengärten und Reiher, die alle Fische aus den Teichen fressen.
Nette und blöde Arbeitgeber und alles das, was im sonst so im Leben wichtig ist und zählt.

Bei „J´s" Familie, die ja nur wenige Meter vom Hotel lebt, wurde sich nach dem ausgiebigen Frühstück herzlichst voneinander verabschiedet.
Nicht ohne mir vorher das Versprechen abzuluchsen, dass man sich nochmals in nicht allzu ferner Zukunft begegnen werde.
Was mir schmeichelte, noch viel mehr würde ich mich freuen, sollte dieses erneute Wiedersehen tatsächlich irgendwann stattfinden.


Ist mir doch neben „J" & „R" und deren Töchtern auch der Rest der Familie schnellstens aufgrund menschlicher Feinheiten und Wärme sehr ans Herz gewachsen.




S
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