„Implodiert und abgekühlt wie ein 4-Jähriger“

Datum: Samstag, 19. April 2025
Zeit: 16 Uhr 51
Ort: „Adenauerring", Worms

Mama bat mich, für ihre Schwester ein Buch zum Geburtstag mitzubringen – so wie ich es gefühlt seit Ewigkeiten tue. Kaum in der Buchhandlung angekommen, rief mein Bruder an: Ich solle für die Eltern zu Ostern noch Marzipankartoffeln für Papa und „etwas mit Nougat" für Mama besorgen.
Eigentlich nichts, was ein größeres Problem darstellen sollte.

Doch in der Buchhandlung – vielleicht, weil ich mich nicht zwischen „Polina" und „Hase und Ich" entscheiden konnte und minutenlang die Unterhaltungslektüren gegeneinander abwog, wurde ich unleidlich: „Wieso besorgt ihr euren Scheiß nicht selbst?!"

Eigentlich fehlte nur noch, dass ich mich in meiner Lieblingsbuchhandlung auf den Rücken fallen lasse, mit geballten Fäusten auf den Teppich schlage und laut brülle: „Warum besorgt ihr euren Scheiß nicht selbst?!"
Ein erzürnter 4-Jähriger, der nicht bekommt, was er will, wäre auch nicht schlimmer zu ertragen gewesen.

Dabei versuche ich doch, zu deeskalieren, diskussionsbereit zu sein, Konflikte mit Aussprachen zu lösen – oder auch mal geflissentlich wegzuhören. Mit drei Worten: Erwachsen zu sein (und nicht nur so auszusehen)!
Und dann lasse ich mich von der albernsten aller vorstellbaren Situationen auf die Palme bringen?
Mit über vier Jahrzehnten Lebenserfahrung?
Man handelt so widersprüchlich gegen eigene Vorsätze, gegen das eigene Wissen, gegen den eigenen Charakter. - Das ist Blödsinn hoch drei!

Bleibt zu hoffen, dass sich andere in solchen Situationen auch schon mal wiedergefunden haben und der oder die 4-Jährige in ihnen die Oberhand gewann? Denn auch so fühlt es sich schon doof genug an.

Um mein inneres, implodiertes Ich abzukühlen, gönne ich mir jetzt ein Eis –
das bringt mich nämlich nach wie vor wie ein 4-Jähriger zum Strahlen.