Johann saß am Frühstückstisch und aß zum Kaffee ein Brötchen mit der selbstgemachten Hagebuttenmarmelade seiner Mama. Am Laptop schaute er dabei Videos von seinem letzen Fallschirmsprung an, den er noch immer gut in Erinnerung hatte - jedoch seiner Mama alles andere als gefiel. Sie verurteilte seine leichtfertige Lebensweise, schalt ihn stets einen »Schluri« und jammerte unentwegt, wenn die beiden telefonierten, dass es mal ein böses Ende mit ihm nehmen würde. Johann fragte sich, ob es eine gute Idee war, seiner Mama ein Handy zu schenken, denn seit sie das Ding hat, ruft sie ihn öfters von überall her an.
Er klappte den Laptop zu und widmete sich der Post, die er noch während der Kaffee durch die Maschine lief, hereinholte, dann aber achtlos auf dem Tisch liegen ließ. Natürlich bestand sie in der Hauptsache nur aus Rechnungen und Werbung. Aber eine Wochenendwerbung fiel ihm ins Auge. In der Stadt war ein großes Brauereifest angekündigt und den Fetz wollte sich Johann nicht entgehen lassen.
Am Samstag war ein großer Trubel auf dem Brauereigelände. Ein paar klassische Kirmesbuden wie Dosenwerfen und anderes standen neben Ständen für Süßwaren und Krimskrams. Es war auch ein Portraitzeichner da und Johann dachte sich, dass das ein nettes Mitbringsel für die Frau Mama sein könnte. Er setzte sich und ließ den Meister sein Werk machen, der jedoch die Loomis-Methode strikt verweigerte und der Meinung war, dass diese die künstlerische Entfaltung hemmen würde. Er würde mehr als nur den Mensch zeichnen! Soso, dachte sich Johann und ja, genauso schräg sah das Ergebnis am Ende auch aus. Das Kunstwerk würde er lieber der Altpapiertonne schenken, als der Mama.
Eine Blaskapelle spielte wie vom Teufel gehetzt. Die Musiker verstummten, als der Bürgermeister der Stadt das Podest betrat und eine kurze Ansprache hielt. Danach ließ er sich eine Schürze umhängen und einen Holzhammer reichen. Er drehte sich um, griff den Stutzen für das Bierfass vor ihm, setzte an und schlug sich mit dem Hammer auf die Hand.
Alle lachten und riefen laut "Oans!". Der Bürgermeister machte noch gute Mine zum bösen Spiel, griff erneut den Stutzen und schlug zu. Diesmal traf er zielsicher seinen Daumen. Ein lautes "Auuuuaaaa!" schrie der Bürgermeister und die Besucher applaudierten lachend. "Zwoa", riefen sie unisono.
Der Bürgermeister dachte sich: "Euch Schluckspechten werd ich's zeigen!", schnappte erneut den Stutzen mit seiner schmerzenden Hand, setzte an, holte weit aus und schlug mit voller Wucht zu!
Zwar traf er diesmal den Stutzen, jedoch war der Schlag so heftig, dass das ganze Fass hintüber kippte und von der Bühne rollte. Damit noch nicht genug, denn kaum, dass das Fass zum Stehen kam, schoß der Stutzen wie eine Rakete von einer üppigen Bierfontäne angetrieben in die Höhe.
Die Besucher hielten sich die Bäuche vor Lachen und grölten "G'suffa!"
Der Bürgermeister hingegen ließ die Schultern hängen und sagte müde: "O'zapft is."
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