Ganz aufgeregt tratschten Little und Katharina in Engelchens Zimmer, denn ein großes und bekanntes Rockfestival war im Herbst unweit der Luder-Akademie geplant. Jenny hörte im Vorbeigehen davon, wie die Mädels von den Rockstars schwärmten und wie gerne sie doch dabei wären. Da betrat die Dekanin lächelnd den Raum und setzte sich zu den beiden.
»Wisst ihr«, fing Jenny an, »als ich jung war, war ich auch gerne auf Festivals. Hab meine Qualifikation als Luder schließlich nicht umsonst.«
Die Drei kicherten und Jenny hatte die Neugierde der Jungluder geweckt. Allerlei Fragen prasselten auf die blonde Dekanin ein, wie es auf dem Festival war und was sie alles anstellte. Jenny schmeichelte das Interesse ihrer Schülerinnen und erzählte gerne von früher.
»Als man irgendwann aufhörte seine Schlübbis auf die Bühne zu werfen«, sprach Jenny weiter, »wagte man als echtes Luder natürlich was anderes. Gerade weil neben der Bühne große Videowände Einzug hielten. Kaum sah man sich auf diesem Schirm… hob man das T-Shirt hoch!«
Engelchen schaute etwas irritiert, Katharina hingegen lachte los und Jenny nickte nur.
»Was ein echtes Luder ist, macht sowas und irgendwie… ich kann es nicht wirklich beschreiben… fühlte es sich gut an«, sagte Jenny im Aufstehen und wollte die beiden wieder alleine lassen. »Da fällt mir ein, ihr könntet das ja trainieren. Dann seid ihr gewappnet, wenn es aufs Festival geht.«
Jenny verließ das Zimmer und schlurfte über den Flur davon, nichtsahnend, was sie damit angerichtet haben könnte.
Später am Nachmittag beschäftigte sich Gärtner Guby mit den Rhododendren und Astilben. Liebevoll stutze er sie millimetergenau und nahm sich alle Zeit der Welt für jedes einzelne Blatt und jedes Ästchen. Völlig vertieft in seine Arbeit nahm er keine Notiz von den beiden Luder-Schülerinnen, die ebenfalls den warmen Tag genossen und etwas durch den Park schlenderten. Katharina stupste Little in die Seite und flüsterte ihr zu: »Pssst, schau mal… Guby… sollen wir unsere Hausaufgaben machen?«
Little wusste, worauf Katharina anspielte und irgendwie weckte dieser Spaß das Teufelchen in ihr und sie nickte lächelnd.
Die Hausaufgabe hatte Jenny ja deutlich genug – auch wenn sie es nicht wusste – formuliert. Little und Katharina stellten sich an die blühenden Büsche, die Guby so sorgsam pflegte und riefen ihm zu. Als er den Kopf hob und die beiden sah, hoben sie frech ihre T-Shirts an und zeigten ihm ihre blanken Brüste, wie sie es auf dem Festival auch tun würden. Guby hörte die Glocken klingen und schnitt sich prompt mit der Gartenschere in den Daumen. Er jaulte auf und die beiden Luder in spe verstauten in Windeseile ihre Reize und nahmen die Beine in die Hand. Guby fluchte den beiden noch lauthals hinterher, doch waren sie schnell in sicherer Entfernung und lachten sich Bauchweh.
Guby ging schnell zu seiner Gartenlaube, wo er einen Verbandskasten hatte und pappte sich ein Pflaster auf seine Wunde. Immer noch völlig außer sich, beschloss er etwas Nervennahrung zu sich zu nehmen. Das brauchte er nun. In der Laube hatte er immer einen Vorrat Luder-Bräu für besondere Anlässe deponiert und so einer war nun – seiner Meinung nach zumindest. Die erste Flasche war schnell weg und es bedurfte einer zweiten und einer dritten… bis er sich wieder von dem Schock geheilt fühlte. Leider vergaß er dabei, dass er nicht so viel verträgt – was ihm umso deutlicher in Erinnerung kam, als er schwankend aufstand. Alles drehte sich um ihn und besonders wohl fühlte er sich nun auch nicht mehr. Er wollte Feierabend machen, schwankte aus dem Schuppen, verschloß diesen aber trotzdem noch Ordnungsgemäß, torkelte zur Seite, wo er über einen Eimer stolperte und rücklings in die bereitstehende Schubkarre fiel. Kaum, dass er lag, fiel er auch schon in einen tiefen, festen Schlaf.
Katharina und Engelchen plagte das Gewissen. Der Gärtner hatte sich wegen ihnen in den Finger geschnitten und das sollte ja auch nicht der Sinn dieses Spaßes gewesen sein. Sie beschlossen sich förmlich bei ihm zu entschuldigen und suchten ihn. Da sie ihn im Park nirgends fanden, kamen sie zum Gartenschuppen und sahen Guby, wie er laut schnarchend in der Schubkarre seinen Rausch ausschlief.
»Komm, wir gehen wieder. Lass ihn schlafen«, sagte Little und zog Katharina am Arm.
»Ne«, sagte Katharina, wischte Littles Arm beiseite und nesteltete in ihrer Handtasche herum, »ich hab ne Idee.«
Das diabolische Kichern der kleinen Katharina kannte Little mittlerweile zu gut. Das Stück heckte doch wieder was aus!
»Was denn?«, fragte sie nun besonders neugierig.
Da holte Katharina aus ihrer Handtasche ein kleines Schminkköfferchen heraus und grinste Little an.
»Der Gärtner braucht einen neuen Anstrich, findest Du nicht?«, sagte sie lachend.
Nun machten sich die beiden mit Puderquaste und Pinselchen über den schlafenden Gärtner her. Ein bisschen Farbe hier, ein bisschen Glitter da… ja, so könnte das was werden. Als sie zufrieden mit ihrem Tun waren, schlichen sie von dannen.
Der Abend dämmerte langsam und Jenny, Nanna, Luni und Rainbow saßen am Teich, der noch immer arg geschunden von dem Mäherunfall aussah. Die Büsche am Teichufer waren nur noch Stümpfe und vereinzelte Äste, die alles wie ein trostloses Gerippe wirken ließen. Eine unschöne Schneise im ansonsten hübschen Teich. Natürlich wurde die Terrasse geputzt und die Stühle getrocknet. Aber dennoch sah alles etwas wild aus. Trotzdem saß man dort, trank eine selbstgemachte Limonade und tratschte und hatte Spaß. An diesem Tagesausklang nahmen auch Little und Katharina teil.
Indessen erwachte Guby und bemerkte die vorgerückte Stunde. Es war ihm etwas peinlich, dass er hier eingeschlafen war und so erhob er sich schwerfällig aus der Schubkarre. Er wollte sich – wie jeden Abend – förmlich abmelden. Als er schon am Portal der Akademie war, um sich drinnen im Büro von Jenny abzumelden, hörte er die Damen kichernd am Teich und ging sodann zu ihnen.
Auf die beiden Jung-Luder war Guby nicht wirklich gut zu sprechen. Dass er sich wegen ihnen in den Daumen schnitt, nahm er ihnen immer noch übel.
»Ich geh dann!«, rief er vor allem Jenny zu und als sich alle zu Guby umdrehten, lachten sie laut los.
Völlig bedröppelt schaute Guby drein, blickte von einer Dame zur nächsten und dann verfinsterte sich sein Blick. Wütend keifte er: »Was gibts denn da zu lachen? Sehe ich etwa aus wie ein Clown?!«
Da prusteten alle erst recht los und riefen unisono: »Jaaaaaaa!«
Guby war wie elektrisiert, holte aus der Latztasche seiner Arbeitshose sein Smartphone heraus und machte ein Selfie. Es verschlug ihm die Sprache, als er sich wildgeschminkt erblickte und er war vor Wut zu keiner Regung fähig.
Die kleine Katharina aber, die sich anschickte, ein großes Luder zu werden, kam herangetrippelt und tippte blitzschnell auf den Senden-Button unter dem Foto und – schwupps – wurde es an alle seine Kontakte geschickt. Dann nahm sie Reißaus! Wer weiß, was passieren würde, wenn er sie in die Finger bekäme, doch aus der Schockstarre erweckte den Gärtner was anderes. Nämlich das PING der eingehenden Antwort seiner Mama auf die Nachricht.
»Bua, was machst denn für Sachen?? Komm Du mir bloß nach Hause!!«
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