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Der Samstag verflog im Nu, und ich habe es wieder einmal verpasst, wirklich in den Tag hineinzuhorchen.
Diesmal war ich mehr mit dem Fotografieren beschäftigt – was ich sehr genoss – und hielt nur selten inne, um die Szenerie auf mich wirken zu lassen.
Der herbstliche Samstag begann mit einer Firmung in einem der Nachbarorte.
Jugendliche zwischen 15 und 20 Jahren empfingen das Sakrament, indem ihnen im Beisein von Familie, Paten und Freunden mit einem speziellen Öl ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet wurde.
Die Jungs trugen Jeans oder Anzüge, und anscheinend sind Lederjacken wieder im Trend?
Ich wunderte mich über die legere Kleidung, in der einige Jungs kamen. Meine Mama hätte mich – obwohl ich einer anderen Konfession angehöre – niemals in Jeans in eine Kirche gelassen.
Möglicherweise werde ich mit fortschreitendem Alter doch etwas spießig?
Die Mädels hingegen waren herausgeputzt. Lange Kleider oder kurze Röcke, schwarze Hosen, Stiefel oder Riemchenschuhe mit Absätzen.
Die Angehörigen, meist in Anzügen oder Kleidern, wohnten dem Kirchenfest ebenso bei.
Der katholische Pfarrer und der höhere Geistliche trugen festliche rot-weiße Gewänder, während die Kirchendiener in schlichten, weiß-roten Roben gekleidet waren.
Für mich vergehen Gottesdienste in der Regel recht schnell, denn ich bin meist mit dem Fotografieren beschäftigt.
Denjenigen, die stillsitzen müssen, fällt es, wie ich nach Gottesdiensten hörte, oft schwerer – selbst wenn der Gottesdienst lebendig gestaltet ist.
Der höhere Geistliche überraschte mich mehrmals.
Hätte er einen weißen Vollbart gehabt, wäre er als der dürre Zwillingsbruder vom Weihnachtsmann problemlos durchgegangen.
Den katholischen Pfarrer aus meinem Heimatdorf kenne ich gut und weiß aus jahrelanger Erfahrung, dass er stets kurzweilig und unterhaltsam predigt.
Der fremde Geistliche hingegen erzählte in einer sehr zugänglichen, lebensnahen Weise über Gesellschaft, Familie, Freundschaft und Schule. Er hob das menschliche Miteinander hervor und sprach darüber, wie wichtig es sei, sich für seinen Nächsten und sogar Übernächsten einzusetzen.
Was mich überraschte: Er forderte nichts ein, sondern sprach darüber, dass es manchmal einfach nicht gelingen kann, ein „Samariter" für alle zu sein. Aber hin und wieder jemandem zuzuhören oder Aufmerksamkeit zu schenken – das sei durchaus machbar.
Ich hörte ihm gerne in seinem entspannten Plauderton bis zum Ende der Predigt zu.
Auch die Auswahl der Kirchenlieder fand ich sehr gelungen. Die Melodien waren lebhaft, man konnte mitsingen, und sie gaben dem Anlass eine schwungvolle, festliche Atmosphäre – kein müdes Gedudel, bei dem man selbst gerne „Augenpflege" betreiben möchte.
Die eigentliche Firmung nahm von der insgesamt 75 Minuten dauernden Messe nur etwa zehn Minuten ein.
Die Firmlinge standen in zwei Reihen einander gegenüber. Hinter jedem Firmling standen ein Pate oder eine Patin. Der Pfarrer und der höhere Geistliche gingen hindurch, wobei der Geistliche das Salböl, den Segen und den Friedensgruß verteilte, während der Pfarrer mit Stolz (ohne Überheblichkeit) an seiner Seite lief und das Öl reichte, das dann mit einem Kreuzzeichen auf die Stirn aufgetragen wurde.
Im Anschluss wurde ein Gruppenbild mit den Firmlingen, Messdienern sowie dem höheren Geistlichen und dem Pfarrer gemacht. Danach folgten Familien-, Freundschafts- und Einzelbilder.
Danach ging es nach draußen zu einem kleinen Umtrunk – trotz sportlicher 6 °C schien das niemanden zu stören.
Hätte ich nicht den Fotoapparat in der Hand gehabt, ich hätte vermutlich innerlich ein Stoßgebet gen Himmel geschickt, wann ich endlich nach Hause und damit ins Warme könnte.
Ich war sehr zufrieden und freute mich über die abschließenden Worte des Geistlichen, der – bevor er mit dem Pfarrer zu einer weiteren Firmung aufbrach – meinte: „Sie haben viele Bilder gemacht, waren aber sehr dezent." Zugegeben, das hat mich gefreut.
Nachdem alle gegangen waren und das letzte Foto dieser Kirchenfeier auf der Speicherkarte festgehalten war, bekam ich eine Flasche Wein, eine Geschichte über einen Bleistift, einen Bleistift selbst und eine Packung „Mon Chéri" geschenkt.
Den Wein und die „Mon Chéri" übergab ich später meinem Vater für seinen Fahrdienst, da ich generell wenig mit Alkohol anfangen kann.
Zum Abschluss der Veranstaltung stand ich noch mit einer älteren Katechetin – die mich in den letzten fünfzehn Jahren oft zum Fotografieren von Gottesdiensten eingeladen hatte – und einer jungen Frau zusammen, die lebendig von ihrem freiwilligen sozialen Jahr auf einem ökologischen Hof berichtete.
Sie erzählte von der harten Arbeit auf dem Hof, während die ältere Katechetin sie gekonnt mit Fragen durchlöcherte.
Sie sagte, wie sehr sie es mochte, 45 Tonnen mit dem Traktor zu bewegen – was bei mir sofort Sehnsucht und Erinnerungen an den Bauernhof meiner Großeltern auslöste.
Zum Romantisieren dieser Bauernhoferlebnisse blieb jedoch kaum Zeit, denn schon eine Stunde später stand die „Halloween-Vereinsfeier" an, von der ich später berichten möchte.
Warum später?
In fünf Stunden und zwanzig Minuten stehe ich bereits wieder in der Turnhalle zum Aufbau und zu den Vorbereitungen für den Heimwettkampf.
Ich wünsche Euch allen einen wunderschönen Sonntag und Frieden! 😉
Ich hoffe, dir sein ein paar Schnappschüsse gelungen. Aber davon gehe ich aus. Du scheinst nicht zum ersten Mal Fotos zu machen.
Mittlerweile ist alles etwas legerer. Auch in der Kirche. Allerdings würde ich an so einem Fest auch nicht mit der Jeans kommen. Aber es gibt ja den Spruch: Vor Gott sind alle gleich. Deshalb sollte die Jeans kein Hindernis sein. Hattest du denn auch einen Anzug an?
Still sitzen können ist in der Tat heutzutage ein Problem für viele Menschen. Die Zeiten sind unruhig und schnelllebig geworden. Gerade deshalb gehe ich auch immer wieder gerne in die Kirche. Man kommt zur Ruhe. Bei uns in der Nähe ist eine kleine Kapelle, in der nur zwei Mal im Jahr Gottesdienst gefeiert wird. Dort war ich letzten Mittwoch mal wieder. Es ist jedes Mal ein kleines Highlight für mich dort hinzugehen und tut der Seele gut.
Manchmal sind es die kleinen Dinge, die das Tor zur Vergangenheit und alte Sehnsüchte wecken. Besonders der November ist ein Monat in dem wir den Ahnen gedenken. Schön, dass du dich gerne an die Zeit auf dem Bauernhof deiner Großeltern erinnerst. Ich schreibe übrigens gerade eine Geschichte über einen Hof in Südtirol. Dauert aber noch, bis sie fertig ist. Wobei es gut läuft.
Hoffe, die Halloween-Party war schön. Du bist ja wirklich im Dauereinsatz. Wünsch dir einen schönen Sonntag und pass gut auf dich auf, wer immer du auch bist...
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