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1946 der Krieg war fast ein Jahr schon vorüber, Millionen Menschen hatten ihr Leben lassen müssen, doch jetzt war man hungrig auf´s Leben. Der Bebop hatte längst in den Clubs Fuß gefasst und die Menschen strömten nur in die Lokale um die Musiker zu sehen, die diese Musik spielten. Kenny war nun 26 Jahre alt und gehört dazu. Er trug hippe Kleidung dazu meist eine dunkle Brille auf dem Kopf lässig eine Baskenmütze. Abend für Abend spielte er in Minton´s Playhouse oder trieb sich in der 52nd Street herum, die neue Musik war überall zu hören, hektisch, laut und immer schneller. Nicht jeder konnte was damit anfangen, Bebop galt als Untanzbar, so stand man vor der Bühne und schaute zu seinen Idolen empor.
Kenny kam in den frühen Morgenstunden nach Hause, die ganze Nacht hatte er gejammt und freute sich schon auf sein Bett. Er schaute noch rasch in den Postkasten und entnahm diesem einen Brief, der aus seiner Heimat in Kanada stammte. Rasch riss er den Umschlag auf und las das seine Eltern gestorben sein. Entsetzt ließ er den Brief zu Boden fallen, schloss die Haustüre auf und griff zur Whiskeyflasche, die immer mehr sein treuer Begleiter wurde. Drogen hatte er seit seinem Entzug nicht mehr angerührt, doch vom Alkohol kam er nie ganz los. Er trank die halbe Flasche leer und fiel in einen traumlosen Schlaf.
Als er wieder zu sich kam hielt er den Kopf unter eiskaltem Wasser, machte sich zurecht und besorgte sich noch für den selben Tag ein Ticket nach Kanada. Er schaute aus dem Fenster und sah die Landschaft an sich vorüber ziehen, wie gerne hätte er seine Eltern noch einmal gesehen, mit ihnen geredet und sie um Verzeihung gebeten, das alles war jetzt nicht mehr möglich. Die Fahrt kam ihm wie eine ganze Ewigkeit vor, doch irgendwann erreichte der Bus sein Ziel. Kenny stieg aus, schaute sich um und stellte fest, das sich in diesem Nest so gar nichts verändert hatte. Er ging langsam die Hauptstraße hinunter und lief geradewegs zu seinem Elternhaus, beim letzten Besuch traute er sich nicht hinein zu gehen, doch dieses mal war alles anders. Als er vor der Eingangstüre stand glaubte er Stimmen zu hören, er glaubte seine Mutter zu hören wie sie ihn ermahnte richtig Klavier zu spielen, so als wenn es gestern wäre. Was wäre aus ihm geworden, wäre er nicht gegangen.
Er konnte diesen Gedanken nicht zu Ende führen, weil ihm jemand auf die Schulter tippte. Kenny drehte sich um und blickte in das Gesicht von Mark.
"Hallo alter Junge" sagte er
"Mein aufrichtiges Beileid zum Tod deiner Eltern" fügte er noch rasch hinzu.
Kenny nickte nur kurz und umarmte Mark so sehr, das er kaum noch Luft bekam.
"Ich habe dich die Straße lang laufen sehen und bin dir gefolgt"
"Ich habe den Schlüssel zum Haus, damit du alles erledigen kannst" sagte er mit ernster Stimme.
Die beiden betraten das Haus und es sah beinahe so aus, wie er es vor etlichen Jahren verlassen hatte. Mark erzählte ihm das sein Vater schon eine Weile verstorben sei, doch niemand wusste wo man dich erreichen konnte. Seine Mum sei erst vor kurzem gestorben sagte Mark ihm. Kenny hörte sich alles anteilnahmslos an und nickte bloß mit dem Kopf. Mark stand auf legte ihm seine Hand auf die Schulter und sagte
"Ich lasse dich jetzt erstmal alleine, Morgen komme ich und helfe dir bei der Hausauflösung".
Dann ging er zur Türe und verschwand. Kenny saß noch eine ganze Weile so da stand dann auf und ging durch das ganze Haus, so viele Erinnerungen an seine Kindheit kamen in ihm hoch, er stand in seinem Zimmer und sah sich wie so oft durch das Fenster nach draußen schleichen, wenn er mal wieder Hausarrest hatte. Und in einer Ecke neben seinem Bett standen die Pakete mit seinen Platten, die er seinen Eltern voller stolz einst schickte, sie waren ungeöffnet und wurden nie gespielt.
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