Benny Golson (* 25. Januar 1929 in Philadelphia; † 21. September 2024 in New York City]) war ein US-amerikanischer Tenorsaxophonist, Komponist und Arrangeur des Hard Bop. Golson gehört zu den stilbildenden Vertretern des Hardbop und betont dessen lyrische Seite. Er wurde bekannt durch sein Spiel bei Art Blakeys The Jazz Messengers und seine langjährige Mitwirkung im Art Farmer/Benny Golson-Jazztet. Seine Kompositionen wie Blues March, Whisper Not oder I Remember Clifford gehören zu den meistgespielten des Hardbob Repertoires.
Die frühen Jahre
Golson spielte schon neunjährig Klavier und mit 14 Jahren Tenorsaxophon. Schon während der High-School-Zeit in Philadelphia spielte er mit Musikern seiner Generation wie John Coltrane, Red Garland, Jimmy Heath, Percy Heath, Philly Joe Jones und Red Rodney.
Nach dem Universitätsabschluss an der Howard University tourte Golson mit verschiedenen Rock And Roll Bands, dann fand er im Sommer 1953 einen Job bei Bull Moose Jacksons Rhythm and Blues Band. Pianist in dieser Band war Tadd Dameron; er wurde ein großes Vorbild für Golson, was die Kompositionstechnik betraf und ermutigte ihn, eigene Stücke zu schreiben. 1953 spielte er schließlich in Damerons Band und ging mit ihm nach New York. Dort spielte er bei Lionel Hampton (1953), Earl Bostic (1954–55) und schließlich in Dizzy Gillespies Band von 1956 bis 1958. Der Einstieg in diese Band verhalf Golson zu ersten Erfolgen: Titel wie I Remember Clifford oder Whisper Not wurden später zu populären Jazzstandards, Stablemates wurde von Miles Davis 1955 aufgenommen; auch James Moody nahm schon bald Musik von Benny Golson auf.
Sein Debüt als Leiter einer eigenen Formation hatte Golson im Oktober 1957 (Benny Golson’s New York Scene) mit Art Farmer an der Trompete. Er wurde 1958 für ein Jahr Mitglied und musikalischer Direktor bei den Jazz Messengers des Schlagzeugers Art Blakey.
Von Golson stark geprägt entstand eine der maßgeblichen Platten des Hardbop: Moanin’ (Oktober 1958) mit Golson, Blakey, Lee Morgan, Bobby Timmons und Jymie Merritt. Benny Golson war zwar nur kurze Zeit bei Blakey, steuerte aber bedeutende Teile des langjährigen Band-Repertoires bei, wie Blues March, Along Came Betty oder Whisper Not und schuf ein neues Klangbild der Band. Mit den Jazz Messengers ging Golson noch auf eine Frankreich-Tournee (in Paris wurde ein Live-Album (Paris 1958) mitgeschnitten). Golson schuf mit den Messengers die Filmmusik zu Édouard Molinaros Film Des Femmes Disparaissent.
Golsons persönliche Beziehung zu Art Farmer ging auf das Jahr 1953 zurück, als sie gemeinsam in Lionel Hamptons Band spielten. Sie begegneten sich nun wieder in New York bei Plattenaufnahmen für George Russell (New York, N.Y.). Ende des Jahres 1958 entstanden daraufhin Aufnahmen der beiden für das United-Artists-Label; Golson erschien auf Farmers Platten Modern Art und Brass Shout (1958).
Im Mai 1959 spielte Benny Golson im Quintett des Posaunisten Curtis Fuller; so entstanden für Savoy Records die Platten Blues-ette, im August 1959 The Curtis Fuller Jazztet with Benny Golson, im Dezember Imagination. Benny Golson wollte 1959 ein Sextett bilden (mit einer zusätzlichen Posaunenstimme statt der damals üblichen Quintette) und fragte Art Farmer, der gerade Gerry Mulligan verlassen wollte. Art nahm seinen Bruder, den Bassisten Addison Farmer und den Schlagzeuger Dave Bailey (aus der Mulligan-Band) hinzu; Golson wollte Curtis Fuller und einen 19-jährigen Pianisten, den er aus Philadelphia kannte, McCoy Tyner. Das offizielle Debüt der Formation war ein Auftritt im New Yorker Jazzclub Five Spot im November 1959, in dem gerade Ornette Colemans Quartett Furore gemacht hatte. Es fehlte nur noch der Name für die neue Band; Golson und Farmer fragten Curtis Fuller, ob sie die Bezeichnung Jazztet übernehmen durften, die dieser für die Savoy-Sessions verwendet hatte. Im Februar 1960 wurde schließlich die erste Jazztet-Platte Meet The Jazztet, im September Big City Sounds aufgenommen.
Die drei Jahre im ersten Art Farmer/Benny Golson Jazztet waren der Beginn einer Zusammenarbeit, die sich über vier Jahrzehnte (bis zum Tod Art Farmers am 4. Oktober 1999) erstrecken sollte, hatte aber ihren Höhepunkt in den Sessions für das Argo- und Mercury-Label vom Februar 1960 bis zum Juni 1962. Nach den ersten beiden Alben entstanden die Jazztet-LPs The Jazztet – Big City Sounds, The Jazztet & John Lewis, The Jazztet At Birdhouse, Here And Now, Another Git Together mit den (wechselnden) Musikern Grachan Moncur III, Cedar Walton, Tommy Flanagan, Albert Heath, Tom McIntosh und Tommy Williams. Für das Jazztet schrieb Golson u. a. die Kompositionen Killer Joe, Along Came Betty, Five Spot After Dark, Blues On Down.
Im März 1962 unterzeichneten Farmer und Golson einen neuen Schallplattenvertrag mit dem Mercury-Label, der ihnen mehr Raum für Soloprojekte ließ. Zur Band stießen nun der Pianist Harold Mabern, der Posaunist Grachan Monchur III, der Bassist Herbie Lewis und der Schlagzeuger Roy McCurdy. Die Stücke Tonk, Space Station und Sonny’s Back erschienen so hitverdächtig, dass sie auch als kürzere Versionen zur Single-Auskopplung aufgenommen wurden. Der Erfolg des Jazztets inspirierte damals Miles Davis und Art Blakey das Sextett-Format zu übernehmen.
In den folgenden Jahren nach der vorübergehenden Auflösung des Jazztets leitete Golson kurz eine Big Band, konzentrierte sich dann auf Studio- und Orchesterarbeit und ließ sich als Film- und TV-Komponist in Hollywood nieder, nahm aber Ende der 1960er Jahre wieder Platten auf. Seit Anfang der 1980er Jahre trat Golson mit dem wiederbelebten Jazztet auf, dem erneut seine Mitgründer Art Farmer und Curtis Fuller angehörten; sie gingen gemeinsam auf Tourneen und spielten auf Festivals, es entstanden die Alben Moment To Moment (1983), Real Time, Back To The City (1986). In den 1990er Jahren spielte Golson mit eigener Band – zu der der Pianist Mulgrew Miller, der Bassist Ray Drummond und der Schlagzeuger Tony Reedus gehörten – eine Reihe von Platten ein. 1997 entstand eine Platte mit dem Tenorsaxophonisten Ron Blake (Remembering Clifford), 1999 mit Nat Adderley und Monty Alexander (That’s funky), auf der sie Jazzstandards wie The Sidewinder, Work Song,[8] Moritat, Blues March und Moanin’ neu interpretieren. In dieser Zeit beschäftigte sich Golson auch mit klassischen Kompositionen: 1994 schrieb er seine erste Symphonie Two Faces, die am Lincoln Center New York uraufgeführt wurde. Außerdem schrieb Golson ein Violinstück für Itzhak Perlman. 2005 wurde sein klassisches Pianowerk aufgeführt. 2006 wurde vom Juilliard Jazz Orchestra mit Golson als Leiter seine neue Komposition Above And Beyond aufgeführt. Ab 2000 arbeitete er außerdem mit Ron Carter, Joe Farnsworth, Pierre-Yves Sorin, Tom McIntosh, Jimmy Amadie, Joris Dudli, Rudolf Dašek, Aaron Diehl, Valery Ponomarev. Ferner nahm er weiterhin Alben unter eigenem Namen auf, wie 2015 Horizon Ahead, mit Mike LeDonne, Buster Williams und Carl Allen.
Unbeachtet von der Öffentlichkeit lebte Golson lange Zeit in Friedrichshafen am Bodensee, wo er auch etwas Deutsch lernte. In einem Interview mit dem Südwestrundfunk sagte Golson in einem deutsch-englischen Mischmasch:
“It’s great to be alive. So many of my friends – tot. Ray Bryant – tot. John Coltrane, Dizzy Gillespie, Charlie Parker, Oscar Peterson – tot. Und ick bin hier – bravo. I love live.”
Benny Golson hat als Solist, Komponist und Arrangeur bei den Jazz Messengers wie beim Jazztet das romantische Potential des Hardbop ausgelotet. Sein Stil ist bestimmt durch einen warmen, zarten Ton, ähnlich dem von Ben Webster, melodische und harmonische Ideen sowie einen beherrschenden Lyrismus. So folgt er den Ideen seines Lehrers Tadd Dameron eines sanften Goldgrund-Klangbildes, erzeugt durch geschickte Stimmentauschverfahren der drei Melodie-Instrumente Saxophon (Golson), Trompete (Farmer) und Posaune (Fuller). Joachim Ernst Berendt beschreibt die Stilistik Golsons etwas prosaisch am Beispiel seiner Improvisationskunst, die ein Stück Vergangenheit voll Melancholie längst vergangenem Zauber sei wie auch seine Arrangements. Golsons Vorbilder sind die Tenorsaxophon-Solisten des späten Swing und des Bebop, wie Coleman Hawkins, Lucky Thompson, Don Byas und Paul Gonsalves, integriert auch den Rhythm-and-Blues-Klang eines Eddie Lockjaw Davis. Spätere Anregungen erfuhr sein Stil auch durch zeitgenössische Tenoristen wie John Coltrane. Sein Vibrato mit seinem summenden dunklen Klang schuf einen ganz eigenen Klang im Jazz.
Quelle : Wikipedia