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4 Minuten Lesezeit (890 Worte)

The Man with the Horn 24

Jazztrompeter The Man With The Horn

Wortlos fielen sich Kenny und Ninette in die Arme, ihre Tränen sagten mehr als jedes Wort es jemals hätte sagen können. Schon zwei Tage später fand die Beerdigung der kleinen Juliette statt, es goss wie aus Eimern, als ob der Himmel ebenfalls sehr traurig war, das ein junges Leben so früh enden musste. Die beiden standen noch lange am offenen Grab, als alle anderen längst eine schützende Behausung aufgesucht hatten. Während Ninette noch zum Leichenschmaus ging, zog Kenny sich den Kragen seines Mantels hoch und ging ziellos durch den Regen von Paris. Erst spät am Abend kehrte er heim, roch stark nach Zigaretten und Alkohol. Ohne ein Wort zu sagen legte er sich ins Bett und schlief. Sprechen sollte er in den nächsten Tagen eh kaum, es gab nichts mehr zu sagen, wie er meinte. Zwischen Ninette und Ihm kam es immer häufiger zum Streit, oft blieb er Tage weg und trank wieder mehr als gewohnt, er rauchte stark und griff auch hin und wieder zu Drogen, die er jahrelang nicht angerührt hatte. Als er es schaffte eine Woche lang nicht einen Tag mehr nüchtern zu sein, hatte Ninette es satt, sie stellte ihm die Koffer vor die Türe und wollte ihn nicht mehr sehen. Kenny, der mal wieder spät nach Hause kam und sein Horn neben den Koffern  stehen sah, nahm alleswortlos hin, griff seine Sachen und verließ das Haus. Sie sollten sich nicht wiedersehen.

Kenny lebte noch ein Jahr, mehr recht als schlecht bei einem Musikerkollegen in Paris, dann beschloss er Frankreich zu verlassen, alles hier erinnerte ihn an Juliette, an eine Zeit im Leben, wo er sorglos und glücklich war. Bereits einen Tag später kaufte er sich vom letzten Geld, was er noch besaß ein Flugticket zurück nach Amerika. Da stand er nun wieder, hier wo alles einmal begann, hier wo er zu Ruhm gelangte, wo man ihm zugehört hatte und er seine Musik spielen konnte, die er so liebte. Alles das schien ihm eine Ewigkeit her, was wollte er hier eigentlich noch, kannte man ihn überhaupt noch. Längst waren andere Musiker auf der Szene, ob er da noch reinpassen würde ?. Kenny machte einen Versuch und steuerte Mintons Playhouse an, hier wo er viele Erfolge gefeiert hatte. Er sah schon ein wenig herunter gekommen aus, sein Mantel hatte wahrlich schon bessere Zeiten erlebt und eine Rasur hätte ihm sicherlich auch nicht geschadet. Er betrat den Club und schaute sich um, viel hatte sich nicht verändert, so lief er direkt ins Büro des Clubbesitzers. Kenny klopfte an die Türe und eine Stimme rief polternd "Herein"

Dem alten Minton fiel fast seine Zigarre aus dem Mund, als er Kenny in der Türe stehen sah.

"Norton, alter Junge, bist du es wirklich" lachte er.

Kenny nickte nur und setzte sich hin ohne das man ihn dazu aufforderte.

"Da bin ich aber von den Socken, das ich dich nochmal hier sehen durfte, aber sag, was führt dich zu mir" sagte Minton.

"Ich dachte schau mal rein und frage, ob du vielleicht einen Job für mich hast, würde gerne mal wieder hier spielen" antwortete Kenny.

"Na, klar habe ich einen Job, wäre ja schön blöde, wenn ich mir das entgehen lassen würde.

Kenny unterschrieb bei Mintons einen Vertrag, in dem er sich Verpflichtete jeden Abend zwei Gigs zu spielen, Essen und Trinken sind inbegriffen.

Die Nachricht das Kenny Norton wieder in der Stadt sei verbreitete sich wie ein Lauffeuer, jeden Abend war der Club gerammelt voll, sodass man anstehen musste, wollte man ihn einmal selbst erleben. Kenny war zu diesem Zeitpunkt besser denn je, er war begeistert, das man ihn nicht vergessen hatte. Seine Platten verkauften sich ebenfalls bestens, so dass er gut davon leben konnte. Er nahm eine Reihe Platten für das Verve Label auf, die sich ebenfalls gut verkauften und sein Name war wieder in aller Munde, so wie er es damals war, bevor er nach Paris ging.

1955 Kenny war 35 Jahre alt, durch den reichlicher Genuss von Alkohol und die Einnahme etlicher Drogen wirkte er viel älter. Seine Gesundheit war schwer angeschlagen und so kam es, das er öfter mal einen Auftritt im Mintons nicht antreten konnte, oder ihn einfach schlichtweg vergaß. Er wurde immer unzuverlässiger und verkam mehr und mehr. Um sich Drogen zu beschaffen versetzte er sogar sein Horn, was er dann später, wenn er wieder flüssig war, zurück kaufte. Zwei Flaschen Whiskey am Tag waren bei ihm keine Seltenheit und so torkelte er dann auf die Bühne, ließ sein Horn fallen und brachte kaum einen vernünftigen Ton heraus. Irgendwann reichte es dem alten Minton und feuerte ihn kurzerhand. Auch seine Freunde und Fans zogen sich von ihm zurück. Kenny war am Ende, das wusste er so gut, wie kein anderer, irgendwie hatte er es immer wieder geschafft auf die Beine zu kommen, doch dieses mal konnte und wollte er nicht mehr. Er zog sich von allem zurück, hauste in einer schäbigen Einzimmerwohnung, in der nur ein Tisch, ein Stuhl und ein Bett stand. Dort wurde er nach zwei Monaten, als keine Miete mehr kam gefunden. Kenny lag regungslos auf seinem Bett, neben ihm eine leere Flasche Whiskey und sein Horn.

Ninette erfuhr erst Jahre später von seinem Tod, als man sie ausfindig machte und ihr den kleinen Koffer mit seinem Horn übergeben wurde. Bis zu ihrem Tod bewahrte sie ihn auf und hielt ihn in Ehren.

Die Odyssee des Raumschiffs Galaxie II Kapitel 4
„Dödeln und Trödeln“

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Kommentare 3

Fizzy Lemon am Freitag, 22. März 2024 14:04

Schnief.... welch Drama. Aber so ist es in der Szene oft. Hoch und Tief liegt nah beieinander und sorgt dafür, dass die Achterbahn des Lebens nie aufhört. Tolle Story, Jenny.

Schnief.... welch Drama. Aber so ist es in der Szene oft. Hoch und Tief liegt nah beieinander und sorgt dafür, dass die Achterbahn des Lebens nie aufhört. Tolle Story, Jenny.
Hasal am Freitag, 22. März 2024 17:37

Ja leider. Aber ich denke mal auch , den Tod seiner Tochter hat er auch nie überwunden.

[i][b] Ja leider. Aber ich denke mal auch , den Tod seiner Tochter hat er auch nie überwunden.[/b][/i]
Freundchen am Freitag, 22. März 2024 22:21

Schönes, dramatisches Finale! Sehr gute Story, emotional geschrieben! Hat mir sehr gut gefallen.

Schönes, dramatisches Finale! Sehr gute Story, emotional geschrieben! Hat mir sehr gut gefallen.
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